Nach der von US-Präsident Donald Trump verhängten Einfuhrsteuer von bis zu 25 Prozent auf Produkte aus Kanada, Mexiko und China haben die betroffenen Staaten harte Gegenmaßnahmen angekündigt. Kanadas Premierminister Justin Trudeau erklärte, dass sein Land mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren im Wert von 155 Milliarden kanadischen Dollar reagieren werde. Mexiko plant ebenfalls Vergeltungsmaßnahmen, während China eine Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) einreichen will.
Trump hatte die neuen Zölle per Dekret am Samstag verhängt. Die Maßnahmen betreffen weite Teile der Lieferkette, von Energie über Automobile bis hin zu Lebensmitteln. Das Weiße Haus begründete die Entscheidung mit der "außerordentlichen Bedrohung" durch illegale Migration und den Drogenschmuggel, insbesondere von Fentanyl.
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: Das chinesische Handelsministerium sprach von "entsprechenden Gegenmaßnahmen" und rief die USA zu einem "ehrlichen Dialog" auf. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum kritisierte die US-Regierung scharf und wies die Vorwürfe zurück. "Wenn es irgendwo eine Allianz mit Drogenkartellen gibt, dann in den US-Waffengeschäften, die diese Gruppen mit modernen Waffen versorgen", sagte sie.
Auch international sorgt Trumps Entscheidung für Besorgnis. Japans Finanzminister Katsunobu Kato sagte, dass die Maßnahmen "negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft" haben könnten. Experten warnen vor erheblichen wirtschaftlichen Folgen, insbesondere für Kanada und Mexiko, die Einbußen von bis zu 3,6 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts befürchten müssen. In den USA dürfte der wirtschaftliche Schaden mit einem Rückgang des BIP um 0,3 Prozent geringer ausfallen.
Die neuen Zölle könnten zudem als Verhandlungsinstrument dienen, um bestehende Handelsabkommen wie das USMCA unter Druck zu setzen. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump das Vorgängerabkommen Nafta aufgekündigt und neu verhandelt. Nun deutete er auch Zölle gegen die EU an, unter anderem auf Halbleiter, Stahl und Aluminium.
Handelsexperten warnen, dass ein eskalierender Zollstreit letztlich den Verbrauchern schaden wird. "Zölle treffen immer beide Seiten", betonte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen. "Am Ende zahlen die Verbraucher die Rechnung."
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OZD-Kommentar:
Ein riskantes Spiel mit der Weltwirtschaft
Trumps neue Zollpolitik setzt eine Spirale der Vergeltungsmaßnahmen in Gang, die die globale Wirtschaft destabilisieren könnte. Während der US-Präsident nationale Interessen betont, dürfte sein Vorgehen die Preise in den USA steigen lassen und die Handelsbeziehungen mit wichtigen Partnern weiter verschlechtern. Kanada und Mexiko sind enge wirtschaftliche Verbündete, die bisher vom Freihandelsabkommen USMCA profitiert haben. Durch die neuen Zölle wird dieser Vorteil ausgehöhlt.
Die Kritik aus Japan zeigt zudem, dass die USA auch außerhalb Nordamerikas auf Widerstand stoßen. Ein Handelskrieg mit China, Kanada und Mexiko könnte langfristige Folgen haben, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch. Sollten sich weitere Staaten den Vergeltungsmaßnahmen anschließen, droht eine wirtschaftliche Blockbildung, die weit über Nordamerika hinaus Auswirkungen hätte.
Prognose: In den kommenden Wochen wird sich zeigen, wie hart die Vergeltungszölle Kanada und Mexiko treffen. Falls der Konflikt weiter eskaliert, könnte dies die Neuverhandlung bestehender Handelsabkommen beschleunigen oder gar einseitige Kündigungen nach sich ziehen. Die WTO-Klage Chinas wird zeigen, ob internationale Handelsregeln noch effektiv durchgesetzt werden können.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Donald Trump?
Donald Trump ist der 45. und 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Der Unternehmer und ehemalige Reality-TV-Star wurde 2016 erstmals ins Amt gewählt und 2024 erneut. Während seiner Amtszeit setzte er auf protektionistische Wirtschaftspolitik, senkte Unternehmenssteuern und verhängte zahlreiche Handelszölle. Trump ist ein Befürworter harter Einwanderungspolitik und nationalistischer Wirtschaftsstrategien.
Wer ist Justin Trudeau?
Justin Trudeau ist seit 2015 Premierminister Kanadas und Vorsitzender der Liberalen Partei. Er setzt sich für progressive Politik, Umweltschutz und internationale Zusammenarbeit ein. Unter seiner Führung hat Kanada enge wirtschaftliche Beziehungen mit den USA gepflegt, sieht sich nun aber durch Trumps Zollpolitik herausgefordert.
Wer ist Claudia Sheinbaum?
Claudia Sheinbaum ist seit 2024 Präsidentin Mexikos und die erste Frau in diesem Amt. Als Mitglied der linken Partei Morena setzt sie auf soziale Reformen und wirtschaftliche Stabilität. Sie ist bekannt für ihre harte Haltung gegenüber US-Interventionen und ihre Kritik an Waffenexporten in die USA.
Was ist die WTO?
Die Welthandelsorganisation (WTO) ist eine internationale Institution, die den globalen Handel reguliert. Sie wurde 1995 gegründet und hat 164 Mitgliedsstaaten. Die WTO vermittelt in Handelsstreitigkeiten und setzt Regeln zur Handelsliberalisierung um.
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