Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich klar gegen die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle positioniert und vor einer neuen Abschottungspolitik der USA gewarnt. Bei einem Treffen mit Großbritanniens Premier Keir Starmer auf dessen Landsitz Chequers betonte Scholz die Bedeutung der Globalisierung für den Wohlstand Europas und der USA.
„Die transatlantische Partnerschaft ist für uns alle von allergrößter Bedeutung“, erklärte Scholz. Dies gelte für die Zusammenarbeit in der NATO, die Unterstützung der Ukraine, aber auch für die wirtschaftlichen Beziehungen.
Scholz' Warnung kommt, nachdem Trump am Samstag per Dekret massive Zollerhöhungen verhängt hat:
25 Prozent auf Importe aus Kanada und Mexiko (mit Ausnahme von Öl und Kohlenwasserstoffen)Zusätzliche 10 Prozent auf chinesische ProdukteAngekündigte Zölle auf Halbleiter, Stahl, Aluminium, Öl und Gas für die EU
Scholz stellte klar, dass die EU als starker Wirtschaftsraum eigene Handlungsmöglichkeiten habe, um auf Handelsbeschränkungen zu reagieren.
Der Bundeskanzler warnte eindringlich davor, durch Zölle „die Welt in wirtschaftliche Blöcke zu teilen“. Die Globalisierung sei eine „Erfolgsgeschichte“, die den Wohlstand aller beteiligten Staaten gestärkt habe – auch den der USA.
„Wir dürfen jetzt nicht anfangen, diese Erfolgsgeschichte mit Zollbarrieren zu zerstören“, mahnte Scholz. Besonders für Deutschland und die EU sei der freie Handel essenziell.
Die Sorge in Europa wächst, dass Trump die angedrohten Zölle auf europäische Schlüsselindustrien wie Automobilbau und Maschinenbau ausweiten könnte. Deutsche Unternehmen wie Volkswagen, BASF und Siemens könnten empfindlich getroffen werden.
Neben den US-Handelsfragen ging es bei Scholz' Besuch auch um die künftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU. Seit dem Brexit 2020 gab es Bemühungen um eine Wiederannäherung – Starmer will den Dialog mit Brüssel intensivieren.
Am Montag reist der britische Premierminister nach Brüssel zum informellen EU-Verteidigungsgipfel, bei dem auch NATO-Generalsekretär Mark Rutte erwartet wird.
OZD / AFP
OZD-Kommentar
Donald Trump setzt seinen Wirtschaftsnationalismus fort – und Scholz sendet die erste klare Warnung aus Europa. Doch reicht das aus?
Fakt ist: Die EU ist stark von globalem Handel abhängig. Deutschland als Exportnation würde unter Zöllen auf Autos oder Industrieprodukte massiv leiden. Gleichzeitig ist Trump nicht dafür bekannt, auf Appelle aus Europa zu hören.
Scholz betont, dass die EU „eigene Handlungsmöglichkeiten“ habe – aber was heißt das konkret? Vergeltungszölle? Eine diplomatische Offensive?
Die Realität ist: Europa steht wirtschaftlich unter Druck. Die deutsche Wirtschaft stagniert, China baut eigene Handelsstrukturen auf, und die USA könnten sich weiter abschotten. Die EU braucht eine geschlossene Strategie, um sich gegen Trumps Handelspolitik zu behaupten.
OZD-Prognose
Die nächsten Monate werden entscheidend: Sollte Trump seine Drohungen gegen die EU wahr machen, muss Brüssel eine geschlossene Antwort finden – möglicherweise mit Vergeltungszöllen oder einer stärkeren Handelsallianz mit China und anderen Partnern.
OZD-Wissen
Was bedeuten Trumps Zölle für Europa?
Donald Trump hat bereits Zölle gegen Kanada, Mexiko und China verhängt und droht der EU mit weiteren Maßnahmen. Sollte es zu Importzöllen auf Autos, Halbleiter und Stahl kommen, könnten deutsche Unternehmen massiv betroffen sein.
Warum ist die EU so abhängig vom Freihandel?
Die EU ist einer der größten Handelsblöcke der Welt. Exportstarke Länder wie Deutschland, Frankreich und die Niederlande profitieren von niedrigen Zöllen und globalen Lieferketten. Eine Einschränkung durch US-Zölle könnte das Wachstum in Europa empfindlich bremsen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP