Im vergangen Jahr verzeichnete der ADAC einen deutlichen Anstieg der Staus auf deutschen Autobahnen. Insgesamt wurden rund 516.000 Staus mit einer Gesamtlänge von etwa 859.000 Kilometern registriert, was einen Anstieg gegenüber den 504.000 Staus im Jahr 2023 bedeutet. Die Gesamtdauer der Staus betrug 4.0 Stunden, ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. (presse.adac.de)
Als Hauptursachen für diese Entwicklung nannte der ADAC um vier Prozent gestiegenes Verkehrsaufkommen sowie eine Vielzahl von Baustellen. Besonders betroffen waren die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Mittwochs und donnerstags wurden im Jahresdurchschnitt die meisten Staus verzeichnet, während montags und an Wochenenden die Verkehrsbelastung geringer war. Die ausgeprägtesten Stauzeiten an Werktagen lagen zwischen 6:00 und 9:00 Uhr morgens sowie zwischen 14:00 und 18:00 Uhr nachmittags. An Freitagen konzentrierten sich die Staus auf die Mittags- und frühen Nachmittagsstunden.
Der staureichste Tag des Jahres 2024 war der 17. Mai, der Freitag vor dem Pfingstwochenende, mit rund 2.500 Staustunden und einer Erstlänge von 5.200 Kilometern. Ebenfalls stark betroffen war der 8. Mai, der Tag vor Christi Himmelfahrt, mit etwa 2.300 Staustunden und knapp 5.0 Staukilometern.
Trotz des gestiegenen Verkehrsaufkommens blieb die Staulage in den werktäglichen Hauptverkehrszeiten im Vergleich zu 2023 weitgehend unverändert. Der ADAC warnte jedoch, dass ein Wegfall oder eine Verteuerung des Deutschlandtickets die Stausituation zusätzlich verschärfen könnte, und sprach sich daher dessen Fortbestand über das laufende Jahr hinaus aus.
Zudem forderte der ADAC eine dringende Modernisierung und einen gezielten Ausbau der Infrastruktur. Besonders müssten in den kommenden Jahren mehr als 4.000 marode Autobahnbrücken ersetzt werden. Ungeplante Sperrungen verursachten dabei große Probleme, da sich der Verkehr im Gegensatz zu geplanten Sanierungen, bei denen der Verkehr in der Regel weiterläuft, auf das nachgeordnete Netz verlagert.
"Um weitere Brückensperrungen zu vermeiden und Verkehrsengpässe gezielt zu beseitigen, müssen verlässlich und dauerhaft finanzielle Mittel für die Fernstraßeninfrastruktur bereitgestellt werden", forderte der ADAC. Hierzu müsse die nächste Bundesregierung nach der Bundestagswahl vom 23. Februar konkrete Maßnahmen einleiten.
OZD / ©AFP
OZD-Kommentar:
Staualarm auf deutschen Autobahnen: Ein hausgemachtes Problem
Die aktuelle Staubilanz des ADAC offenbaren ein altbekanntes Dilemma: Trotz moderner Technologien und Verkehrsmanagementsystemen stehen Autofahrerinnen und Autofahrer immer mehr im Stau. Die Ursachen sind vielfältig, doch ein Großteil der Verantwortung liegt bei der mangelhaften Infrastrukturplanung und -umsetzung.
Es ist kein Geheimnis, dass Deutschlands Autobahnbrücken in die Jahre gekommen sind. Der ADAC weist zu Recht darauf hin, dass über 4.000 dieser Bauwerke dringend ersetzt werden müssen. Doch statt proaktiv zu handeln, reagieren die Verantwortlichen oft erst, wenn es zu spät ist und Sperrungen unausweichlich sind. Diese ungeplanten Maßnahmen führen zu erheblichen Verkehrsbehinderungen und belasten nicht nur die Hauptverkehrsadern, sondern auch das umliegende Straßennetz.
Hinzu kommt die Problematik der zahlreichen Baustellen. Zwar sind sie ein notwendiges Übel zur Instandhaltung und Erweiterung der Verkehrsinfrastruktur, doch ihre Planung und Koordination lassen oft zu wünschen übrig. Es fehlt an einer übergeordneten Strategie, die Baustellenaktivitäten so zu bündeln und zu timen, dass die Auswirkungen auf den Verkehr minimiert werden.
Ein weiterer Aspekt ist das gestiegene Verkehrsaufkommen. Die Zunahme um vier Prozent mag auf den ersten Blick moderat erscheinen, doch in Kombination mit den bereits bestehenden Engpässen führt sie zu einer Überforderung des Systems. Hier stellt sich die Frage, ob die Politik ausreichend Anreize für alternative Verkehrsmittel schafft. Der mögliche Wegfall oder die Verteuerung des Deutschlandtickets könnte den Individualverkehr weiter ansteigen lassen und die Situation zusätzlich verschärfen.
Die Forderung des ADAC nach verlässlichen und dauerhaften finanziellen Mitteln für die Fernstraßeninfrastruktur ist daher mehr als berechtigt. Es bedarf eines klaren Bekenntnisses der Politik zur Modernisierung und zum Ausbau der Verkehrswege. Dabei sollten jedoch nicht nur die Autobahnen im Fokus stehen. Ein ganzheitlicher Ansatz, der auch den öffentlichen Personennahverkehr und alternative Mobilitätskonzepte stärkt, ist unerlässlich.
In den kommenden Monaten wird es entscheidend sein, wie die neue Bundesregierung nach der Bundestagswahl am 23. Februar dieses Jahres mit diesen Herausforderungen umgeht. Sollten keine konkreten Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur erfolgen, wird das Stauproblem weiter eskalieren – mit gravierenden Folgen für Wirtschaft, Umwelt und die Lebensqualität der Menschen in Deutschland.
OZD/AFP
Alle Angaben ohne Gewähr.
Foto: ADAC