Besonders spannend: Wegen der vorgezogenen Neuwahlen wurde das Tool in Rekordzeit entwickelt. "Das war Rekordzeit", sagte BpB-Präsident Thomas Krüger in Berlin. Normalerweise benötigt die Bundeszentrale für politische Bildung neun Monate, doch durch intensive Zusammenarbeit mit den Parteien gelang die Umsetzung ohne qualitative Abstriche.
Seit der Einführung 2002 ist der Wahl-O-Mat fester Bestandteil jeder Wahl. Ob Bundestags-, Europa- oder Landtagswahl – bislang wurde er 130 Millionen Mal genutzt. Zur letzten Bundestagswahl 2021 wurde mit 21,3 Millionen Anwendungen ein neuer Rekord aufgestellt. Ob dieser 2024 geknackt wird?
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OZD-Kommentar
Der Wahl-O-Mat ist ein bewährtes Instrument, das Millionen Wählerinnen und Wählern Orientierung gibt. Doch wie viel Einfluss hat dieses Tool wirklich? Kritiker bemängeln, dass er komplexe politische Programme auf Ja- oder Nein-Antworten reduziert. Zudem beeinflusst die Auswahl der Thesen das Ergebnis maßgeblich, da nicht alle Themen gleich gewichtet sind. Auch bleibt die Frage, ob junge Erstwähler den Wahl-O-Mat als Hauptinformationsquelle nutzen, ohne sich tiefer mit den Programmen der Parteien zu beschäftigen.
Sollte die Nutzung weiter steigen, könnte dies den Wahlkampf verändern. Parteien könnten versuchen, ihre Positionen strategisch an das Tool anzupassen. Die Gefahr: Wahlentscheidungen werden auf wenige Thesen reduziert, statt auf eine umfassende Analyse politischer Konzepte. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob der Wahl-O-Mat erneut Rekorde bricht und welchen Einfluss er auf das Wahlergebnis haben könnte.
OZD-Erklärungen
Wer ist Thomas Krüger?
Thomas Krüger ist seit 2000 Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung. Geboren 1959 in Buttstädt, engagierte er sich früh in der DDR-Opposition und wurde nach der Wende Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP). Er war Abgeordneter in der ersten frei gewählten Volkskammer und später Senator für Jugend und Familie in Berlin. Unter seiner Leitung entwickelte sich die BpB zu einer zentralen Institution der politischen Bildung in Deutschland.
Was ist die Bundeszentrale für politische Bildung?
Die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) ist eine staatliche Institution, die politische Bildung fördert. Sie wurde 1952 gegründet und hat die Aufgabe, Bürgerinnen und Bürger über politische Themen zu informieren und das demokratische Bewusstsein zu stärken. Die BpB bietet Publikationen, Veranstaltungen und Online-Angebote an, darunter den Wahl-O-Mat. Die Unabhängigkeit ihrer Arbeit ist immer wieder Gegenstand politischer Diskussionen, da ihre Finanzierung aus dem Bundeshaushalt erfolgt.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP
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