Der abstiegsbedrohte Fußball-Bundesligist 1. FC Heidenheim hat nach einem späten Auswärtssieg gute Aussichten, ein weiteres Kapitel seines Europapokal-Märchens zu schreiben. Das Team von Trainer Frank Schmidt erkämpfte sich im Play-off-Hinspiel der Conference League beim dänischen Rekordmeister FC Kopenhagen ein 2:1 (0:1). Mit dem ersten Pflichtspielsieg seit fünf Partien tankte Heidenheim zudem Selbstvertrauen für den bedrohlichen Liga-Alltag.
"Wir wollten uns eine gute Ausgangsposition erarbeiten und haben das gemacht. Die Vorzeichen sind gesetzt", sagte Frank Feller, der überraschend im Tor stand, und gab gleich die Marschroute vor: "Jetzt heißt es im Rückspiel: Das Ding nach Hause holen." Sein Team habe sich nach dem unglücklichen Rückstand vorgenommen, "in der zweiten Halbzeit den Spieß umzudrehen".
Der spielerisch unterlegene Tabellen-16. der Bundesliga drehte die Partie durch Treffer von Thomas Keller (59.) und Tim Siersleben (85.). Der ehemalige Schalker Jordan Larsson (45.+1) hatte Kopenhagen in Führung gebracht. Hinten hielt Heidenheim dank einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang dicht, vorne schlug Siersleben zu. Im Rückspiel in einer Woche (18.45 Uhr/RTL) hat Heidenheim auf der Ostalb gute Chancen auf den Achtelfinaleinzug.
Obwohl der Fokus seiner Mannschaft auf der Mission Klassenerhalt liegt, wollte Schmidt den Europacup nicht herschenken. "Ich habe viele gut gemeinte Ratschläge bekommen: Es wäre doch besser im Hinblick auf die Bundesliga, wenn ihr gar nicht weiterkommt", hatte er vor der Partie gesagt, aber betont: "Wenn das mal meine Einstellung ist, kann ich aufhören." Von einer guten Leistung in Kopenhagen erhoffte sich Schmidt einen "Push für das Spiel gegen Mainz" am Sonntag (19.30 Uhr/DAZN).
Im Tor brachte der Coach den 21 Jahre alten Feller anstelle seines Stammkeepers Kevin Müller. Der Youngster zeichnete sich bei seiner Europapokal-Premiere früh aus, einen Kopfball von Rodrigo Huescas lenkte er gerade noch an die Latte. Den Nachschuss von Larsson klärte Norman Theuerkauf auf der Linie (20.).
Die Gastgeber übernahmen die Spielkontrolle und ließen Gefahr der Heidenheimer nur selten und über Konter zu. In den wenigen eigenen Ballbesitzphasen kreierte Heidenheim kaum Torgefahr. Sekunden vor der Pause setzte sich Marcos López auf der Außenbahn robust gegen Marnon Busch durch und bediente Larsson, der einschob.
Ein Standard brachte den Außenseiter zurück ins Spiel: Nach einem Freistoß fand Siersleben in der Mitte Keller, der aus kurzer Distanz per Kopf ausglich. Wie ausgewechselt drängten die Gäste auf mehr, Paul Wanner (67.) und Mathias Honsak (68.) scheiterten innerhalb weniger Sekunden zweimal an Keeper Diant Ramaj. Hinten hielt Feller gegen Elias Achouri (78.), dann ließ Siersleben die mitgereisten Fans jubeln. OZD / ©AFP
OZD-Kommentar
Heidenheim zeigt eindrucksvoll, dass Kampfgeist und Teammentalität auch auf internationaler Bühne belohnt werden. Die Mannschaft von Frank Schmidt hat sich gegen einen favorisierten Gegner nicht nur behauptet, sondern mit einer späten Leistungssteigerung sogar verdient gewonnen.
Der Sieg ist aber nicht nur für die Conference League bedeutend. Der positive Schwung könnte in der Bundesliga dringend gebraucht werden, um dem Abstiegskampf entschlossen entgegenzutreten. Sollte Heidenheim auch das Rückspiel ähnlich leidenschaftlich gestalten, steht dem Achtelfinaleinzug nichts im Weg.
OZD-Prognose: Das Rückspiel dürfte spannend werden, aber mit dem Heimvorteil und dem neu gewonnenen Selbstvertrauen hat Heidenheim gute Chancen, sich für die nächste Runde zu qualifizieren. In der Bundesliga bleibt dennoch höchste Wachsamkeit gefordert.
OZD-Analyse
Zahlen, Daten, Fakten
Heidenheims Form: Erster Sieg nach fünf sieglosen Pflichtspielen.
Conference-League-Playoffs: Heidenheim trifft auf den dänischen Rekordmeister.
Torschützen: Keller (59.) und Siersleben (85.) für Heidenheim, Larsson (45.+1) für Kopenhagen.
Nächste Partie: Rückspiel in einer Woche, danach Bundesliga-Duell gegen Mainz.
Bedeutung des Sieges: Mentaler Auftrieb für den Abstiegskampf in der Bundesliga.
OZD-Erklärungen
Wer ist Frank Schmidt?
Frank Schmidt ist seit 2007 Trainer des 1. FC Heidenheim und damit der dienstälteste Coach im deutschen Profifußball. Er führte den Klub von der Regionalliga bis in die Bundesliga und ist für seine bodenständige und leidenschaftliche Trainerarbeit bekannt.
Was ist die UEFA Conference League?
Die UEFA Conference League ist der drittwichtigste europäische Vereinswettbewerb nach der Champions League und der Europa League. Sie wurde 2021 eingeführt und bietet kleineren Klubs die Möglichkeit, sich international zu messen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.