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Selenskyj mahnt Europa zu Vorbereitung auf russische Angriffe - Krieg gegen ein Natoland 2026?

Ukrainischer Präsident warnt vor hybriden Bedrohungen aus Russland und mehr noch ...

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die europäischen Verbündeten vor möglichen russischen Angriffen gewarnt. Mit Blick auf die Vorwürfe gegen Russland, Migranten gezielt über Belarus in die EU zu schleusen, fragte Selenskyj am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz: „Was, wenn es beim nächsten Mal nicht Migranten sind, was wenn es russische Soldaten sind oder nordkoreanische Soldaten?“ Und mit Blick auf die Nato fragte er: „Wie schnell werden ihre Bündnispartner reagieren und werden sie überhaupt reagieren?“

Die EU-Nachbarstaaten werfen Russland und seinem Verbündeten Belarus vor, Migranten im Rahmen „hybrider“ Angriffe gezielt an den Grenzen Nord- und Osteuropas auszusetzen und über die EU-Grenzen zu drängen. Angaben südkoreanischer und westlicher Geheimdienste zufolge hat Nordkorea mehr als 10.000 Soldaten nach Russland entsandt, um die ukrainische Offensive in der Grenzregion Kursk aufzuhalten.

Selenskyj sagte mit Blick auf die neue US-Regierung, die alten transatlantischen Beziehungen „gehen zu Ende“, von nun an „werden die Dinge anders sein“. Der ukrainische Präsident rief Europa angesichts der Unsicherheit über die Unterstützung aus Washington dazu auf, in seinem „eigenen Interesse zu handeln“. Europa müsse „zusammenkommen und auf eine Art und Weise handeln, dass niemand Nein zu Europa sagen kann, es herumkommandieren oder wie einen Schwächling behandeln kann“.

Europa müsse „unabhängig“ werden, forderte Selenskyj. Die Zeit für die gemeinsamen „Streitkräfte von Europa“ sei gekommen. In einem Interview sagt er auch, dass Russland laut seinen Geheimdiensten der Ukraine, einen Krieg gegen ein Natomitgliedsland für 2026 planen würde.

Selenskyjs Äußerungen erfolgten inmitten zunehmender Ungewissheit über die Haltung der USA zum Ukraine-Krieg. US-Präsident Donald Trump hatte am Mittwoch ein anderthalbstündiges Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geführt, ohne sich vorab mit den Europäern abzustimmen. Im Anschluss erklärte er, er habe mit Putin einen „unverzüglichen“ Beginn von Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine vereinbart.

Der ukrainische Präsident forderte erneut, dass Kiew und Europa an Entscheidungen über die Beendigung der Kämpfe in der Ukraine beteiligt werden müssten. „Keine Entscheidungen über die Ukraine ohne die Ukraine, keine Entscheidungen über Europa ohne Europa“, sagte er in München.

OZD / AFP




OZD-Kommentar

Selenskyjs Appell zeigt die zunehmende Verzweiflung der Ukraine angesichts einer geopolitischen Realität, in der der Westen nicht mehr geschlossen hinter Kiew steht. Die Botschaft ist eindeutig: Europa muss sich von der Abhängigkeit von den USA lösen und seine Verteidigungsstrategie eigenständiger gestalten. Doch Selenskyjs Forderung nach „Streitkräften von Europa“ ist eine diplomatische Provokation – ein direkter Wink an die EU-Staaten, sich von der Nato-Dominanz der USA zu lösen.

Besonders brisant: Die Behauptung, Nordkorea habe über 10.000 Soldaten nach Russland entsandt. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre es eine dramatische Eskalation, die China als Nordkoreas Schutzmacht ebenfalls unter Druck setzen würde.

Prognose: Europa wird zwar mehr Verantwortung für die eigene Sicherheit übernehmen, aber ein eigenständiges europäisches Militär bleibt eine Wunschvorstellung. Die EU ist zu tief in transatlantische Strukturen eingebunden, als dass eine echte strategische Unabhängigkeit kurzfristig realistisch wäre. Die nächsten Monate werden zeigen, ob Selenskyj mit seiner Drohkulisse eine stärkere Unterstützung aus Europa erzwingen kann – oder ob die Ukraine zunehmend zwischen den geopolitischen Interessen der Großmächte zerrieben wird.



OZD-Analyse: Zahlen, Daten, Fakten

Nordkoreanische Soldaten in Russland?

Westliche und südkoreanische Geheimdienste berichten von 10.000 entsandten Soldaten. Falls bestätigt, wäre dies die erste direkte militärische Intervention Nordkoreas außerhalb der koreanischen Halbinsel. China könnte unter Druck geraten, seinen Einfluss auf Nordkorea zu nutzen.

Europäische Sicherheitsstrategie

EU-Staaten erhöhen Verteidigungsausgaben: Deutschland erstmals über 2 % des BIP. Gemeinsame EU-Verteidigung bleibt umstritten: Frankreich drängt darauf, Deutschland und Osteuropa zögern. Nato bleibt Hauptverteidigungsstruktur, aber europäische Eigeninitiativen (PESCO, EDA) werden gestärkt.

US-Russland-Ukraine-Verhandlungen?

Trump kündigte Verhandlungen mit Putin an, ohne Europa einzubinden. Unsicherheit über US-Militärhilfe für die Ukraine wächst. EU-Kommission plant neue Finanzhilfen für Kiew, aber langfristige Unterstützung ungewiss.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.