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Ein kleines Happy End für Deutschland: Linus Straßer holt Bronze im Slalom!

Drei Titel, ein Drama, eine Sensation: Die packendste Slalom-WM seit Jahren!

Linus Straßer hat am letzten Wettkampftag der alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Saalbach-Hinterglemm für einen versöhnlichen Abschluss aus deutscher Sicht gesorgt. Im hochspannenden Slalom-Finale sicherte sich der 33-jährige Münchner die Bronzemedaille. Der Titel ging an den Schweizer Loic Meillard, Silber holte der Norweger Atle Lie McGrath. Straßer profitierte dabei vom dramatischen Aus des nach dem ersten Lauf führenden Franzosen Clement Noel.

"So hart ist der Slalom. Zu meinem Glück", kommentierte Straßer im ZDF das unerwartete Aus seines Konkurrenten. Trotz der Freude über die Medaille blieb er bescheiden: "Natürlich ist das cool, aber es ist auch nur ein Rennen, dem mehr Beachtung geschenkt wird." Der Erfolg ist für den deutschen Slalom-Spezialisten besonders bemerkenswert, da er in der gesamten Weltcup-Saison zuvor kein einziges Mal auf dem Podium gestanden hatte.

Nach dem ersten Durchgang lag Straßer noch auf Rang fünf, lediglich 0,13 Sekunden trennten ihn von den Medaillenrängen. Im zweiten Lauf zeigte er starke Nerven und setzte auf Angriff. Während andere patzten, brachte er seinen Lauf fehlerfrei ins Ziel. Das Aus von Clement Noel besiegelte seine Platzierung auf dem Podest.

Die Bronzemedaille ist ein großer Erfolg für den Deutschen Skiverband (DSV), der damit eine komplette Nullnummer bei diesen Weltmeisterschaften abwendete. Die letzte WM ohne deutsche Medaille liegt bereits 17 Jahre zurück: 2007 in Are stand kein deutscher Athlet auf dem Podium. Ein ähnlich spätes Happy End gab es zuletzt 2017 in St. Moritz, als Felix Neureuther ebenfalls am letzten Wettkampftag Bronze holte.

OZD / AFP

OZD-Kommentar

Linus Straßer hat gezeigt, dass im Skisport bis zur letzten Sekunde alles möglich ist. Sein dritter Platz rettet die deutsche Ski-WM-Bilanz, darf aber nicht über strukturelle Probleme hinwegtäuschen. Die DSV-Athleten spielten bei diesen Weltmeisterschaften eine untergeordnete Rolle. Dass erst das Ausscheiden eines Favoriten eine Medaille ermöglichte, spricht Bände. Während Nationen wie die Schweiz und Norwegen konstant Weltklasseleistungen abrufen, fehlen Deutschland die ganz großen Stars, die Siege aus eigener Kraft einfahren.

Die Frage ist, ob dieser Erfolg Ansporn für den deutschen Skiverband ist oder ob man sich von der Medaille blenden lässt. Fakt ist: Ohne klare Nachwuchsstrategien und gezielte Förderung könnte es in den kommenden Jahren dürftig werden. Die WM in Saalbach hat gezeigt: Es braucht mehr als einen Glücksmoment am letzten Tag, um international wieder ganz vorne mitzuspielen.

Prognose: Straßer wird mit dieser Medaille im Weltcup neuen Schwung aufnehmen. Der DSV jedoch muss sich über seine langfristige Strategie Gedanken machen, um künftig nicht erst am letzten Wettkampftag zittern zu müssen.

OZD-Analyse: Der deutsche Skisport im internationalen Vergleich

Medaillenbilanz:

Deutschland kommt mit nur einer Medaille von dieser WM zurück. Zum Vergleich: Die Schweiz holte insgesamt acht Medaillen, Norwegen sieben.

2021 gewann Deutschland noch zwei Goldmedaillen, darunter eine im Slalom durch Sebastian Holzmann. Der Trend zeigt einen klaren Rückgang.

Ursachen der deutschen Schwäche:

Nachwuchsförderung: In Deutschland fehlen aktuell große Talente, die an die Weltspitze heranführen.

Infrastruktur: Zwar gibt es moderne Trainingszentren, doch in alpinen Kernländern wie Österreich oder der Schweiz sind die Bedingungen natürlich besser.

Konkurrenzfähigkeit: Nationen wie Norwegen und die Schweiz setzen auf intensivere Techniktrainings und Talentprogramme.

Perspektiven für die Zukunft:

Der DSV muss in die Ausbildung neuer Athleten investieren und früher auf internationales Niveau hintrainieren.

Die nächste WM 2027 findet in Crans-Montana (Schweiz) statt. Bis dahin müssen gezielt neue Spitzenfahrer aufgebaut werden.

Biographie und Erklärung:

Wer ist Linus Straßer?

Linus Straßer wurde am 6. November 1992 in München geboren. Der Spezialist für den Slalom und Parallelslalom feierte seine ersten großen Erfolge im Weltcup 2015, als er völlig überraschend das City-Event von Stockholm gewann. Sein bisher größter Erfolg war der Weltcupsieg im Slalom von Zagreb 2021. Straßer gilt als einer der besten deutschen Slalomfahrer der letzten Jahre und hat mehrfach in den Top 10 der Weltcup-Gesamtwertung abgeschlossen. Bei Weltmeisterschaften war sein bestes Ergebnis bis dato Platz vier in Cortina d'Ampezzo 2021. Mit seiner Bronzemedaille in Saalbach hat er sich nun endgültig in die deutsche Skigeschichte eingetragen.

Was ist der Deutsche Skiverband (DSV)?

Der Deutsche Skiverband (DSV) ist der Dachverband für den Skisport in Deutschland und organisiert alle Disziplinen von Ski Alpin über Skispringen bis hin zu Langlauf und Biathlon. Gegründet 1905, vertritt der Verband über 650.000 Mitglieder in mehr als 35.000 Vereinen. Der DSV stellt die Nationalteams für Weltcups, Weltmeisterschaften und Olympische Spiele. Zu den größten Erfolgen des Verbandes gehören die Olympiasiege von Markus Wasmeier (1994), Maria Höfl-Riesch (2010/2014) und Viktoria Rebensburg (2010). In den letzten Jahren hatte der DSV im Alpinen Bereich jedoch mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen und muss sich gegen die Dominanz von Österreich, der Schweiz und Norwegen behaupten.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.