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Abschied mit Wehmut: Heusgen schließt historische Sicherheitskonferenz

Christoph Heusgen zieht Bilanz: Die 61. Münchner Sicherheitskonferenz war eine der bedeutungsvollsten ihrer Geschichte. Sein Abschied als Vorsitzender fiel emotional aus, während die transatlantische Partnerschaft auf dem Prüfstand steht.

Mit nachdenklichen Worten und einer erkennbaren Spur von Wehmut verabschiedete sich Christoph Heusgen von der Bühne der Münchner Sicherheitskonferenz (MSK). Die 61. Auflage des Gipfels war seine letzte als Vorsitzender, und er zog ein bemerkenswertes Fazit: "Nach der Rede von US-Vizepräsident JD Vance müssen wir befürchten, dass unsere gemeinsame Wertegrundlage nicht mehr so gemeinsam ist." Die transatlantische Partnerschaft, einst das unerschütterliche Rückgrat westlicher Sicherheitspolitik, zeigt neue Risse.

Die Konferenz war von der Unsicherheit geprägt, die die neue US-Regierung unter Donald Trump und deren Kurswechsel in der internationalen Politik ausgelöst hat. Vance hatte Deutschland und die EU scharf kritisiert, insbesondere wegen regulatorischer Maßnahmen gegen US-Tech-Konzerne und der politischen Isolation der AfD. Seine Rede verdeutlichte den wachsenden Graben zwischen den USA und Europa, der in München offen zutage trat.

Heusgen übergibt den Vorsitz an Ex-Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. In einer emotionalen Abschiedszeremonie dankten ihm zahlreiche hochrangige Teilnehmer, darunter sein Vorgänger Wolfgang Ischinger. Seit 2022 leitete Heusgen die Konferenz und prägte sie in einer Zeit massiver geopolitischer Umbrüche, insbesondere mit dem Krieg in der Ukraine, der kurz nach seiner ersten MSK im Februar 2022 begann.

Der diplomatische Veteran, der zuvor als Deutschlands UN-Botschafter und als Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel tätig war, hatte sich stets für eine klare Haltung gegen autokratische Regime eingesetzt. Sein Abschied fiel ihm sichtlich schwer: "Lassen Sie mich zum Abschluss kommen. Und das wird schwierig...", sagte Heusgen auf Englisch, bevor ihm die Stimme stockte. Mit langanhaltendem Applaus wurde er verabschiedet.

OZD / AFP



OZD-Kommentar:

Die Münchner Sicherheitskonferenz 2025 hat gezeigt, dass die Weltordnung ins Wanken gerät. Die USA unter Trump setzen auf eine egozentrische Agenda, während Europa noch nach einer geeinten Antwort sucht. Heusgens Warnung vor einer auseinanderdriftenden transatlantischen Partnerschaft ist berechtigt. Wenn Washington die strategische Zusammenarbeit weiter unterminiert, droht Europa sicherheitspolitisch ins Hintertreffen zu geraten.

Die Frage ist, ob der designierte Vorsitzende Jens Stoltenberg die Konferenz nutzen kann, um Brücken zu bauen. Die MSK bleibt ein zentrales Forum der globalen Diplomatie, doch sie könnte an Einfluss verlieren, wenn sie nicht Wege findet, die Spaltungen zu überwinden. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Europa bereit ist, sich als eigenständiger Akteur zu positionieren oder ob es weiter im Schatten Washingtons bleibt.



Analyse: Zahlen, Daten, Fakten

Die Münchner Sicherheitskonferenz (MSK) wurde 1963 gegründet und gilt als weltweit bedeutendste sicherheitspolitische Konferenz.

2025 nahmen mehr als 450 hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Militär teil.

Das transatlantische Verhältnis steht unter Druck: Laut einer aktuellen Umfrage des Pew Research Centers vertrauen nur noch 38 % der Europäer darauf, dass die USA ein zuverlässiger Partner sind (2020: 56 %).

Die Militärausgaben der NATO-Mitgliedsstaaten belaufen sich auf insgesamt 1,2 Billionen US-Dollar, davon entfallen 800 Milliarden auf die USA.



Wer ist Christoph Heusgen?

Christoph Heusgen, geboren 1955, ist ein deutscher Diplomat und war von 2022 bis 2025 Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz. Zuvor war er von 2017 bis 2021 Ständiger Vertreter Deutschlands bei den Vereinten Nationen und diente viele Jahre als sicherheits- und außenpolitischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Unter seiner Führung entwickelte sich die MSK zu einem zentralen Forum für die Diskussion über den Ukraine-Krieg und die Zukunft der transatlantischen Beziehungen.


Was ist die Münchner Sicherheitskonferenz?

Die Münchner Sicherheitskonferenz (MSK) ist ein jährliches Treffen hochrangiger internationaler Entscheidungsträger aus Politik, Militär, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Gegründet 1963, dient sie als Plattform zur Diskussion globaler Sicherheitsfragen. Die MSK gilt als wichtiges diplomatisches Forum, um internationale Konflikte zu analysieren und Lösungen zu erörtern. In den letzten Jahren standen insbesondere der Ukraine-Krieg, die Spannungen zwischen den USA und China sowie die sicherheitspolitische Rolle Europas im Fokus.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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