Der Schätzwert des Werks, "Das reife Alter", lag bei 1,5 bis zwei Millionen Euro. Das Auktionshaus in Orléans, Zentralfrankreich, hatte das Werk am Sonntag angeboten und einen sensationellen Preis erzielt.
Eine Geschichte voller Tragik: Die Bronzeskulptur zeigt einen alten Mann, der von einer älteren Frau mitgezogen wird, während eine junge Frau auf den Knien um ihn fleht. Viele Kunsthistoriker sehen darin die autobiografische Darstellung von Claudels verzweifelter Liebe zu Auguste Rodin. Die Bildhauerin war einst seine Schülerin, Muse und Geliebte, doch Rodin blieb seiner langjährigen Lebenspartnerin Rose Beuret treu. Die unerfüllte Liebe stürzte Claudel in eine tiefe Krise.
Vergessen und wiederentdeckt: Laut Auktionator Matthieu Semont wurde die Skulptur im September zufällig in einer Wohnung nahe dem Eiffelturm entdeckt, die rund 15 Jahre unbewohnt war. Weitere Versionen des Werkes befinden sich im Pariser Musée d'Orsay und im Camille-Claudel-Museum.
Ein tragisches Künstlerschicksal: Camille Claudel (1864-1943) galt als außergewöhnliches Talent, doch ihr Werk wurde lange von ihrem männlichen Mentor überschattet. Nach ihrer Trennung von Rodin zerstörte sie viele ihrer eigenen Skulpturen. 1913 wurde sie gegen ihren Willen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, wo sie die letzten 30 Jahre ihres Lebens verbrachte.
OZD / AFP
OZD-Kommentar
Die Wiederentdeckung eines Meisterwerks von Camille Claudel ist nicht nur ein Triumph für die Kunstwelt, sondern auch ein posthumes Symbol für die Anerkennung einer Künstlerin, die zu Lebzeiten systematisch übersehen wurde. Ihre Geschichte steht stellvertretend für das Schicksal vieler talentierter Frauen in der Kunstgeschichte, deren Werke oft im Schatten männlicher Zeitgenossen standen. Dass "Das reife Alter" nun einen Millionenpreis erzielte, zeigt, dass sich der Blick auf Claudel langsam wandelt. Doch wäre es nicht an der Zeit, sie endgültig in den Olymp der Bildhauerei zu heben und ihr Erbe umfassend aufzuarbeiten?
Prognose: Die Auktion könnte den Marktwert weiterer Werke Claudels erheblich steigern. Museen und Privatsammler dürften verstärkt nach ihren seltenen Skulpturen suchen, und es wäre nicht überraschend, wenn in den kommenden Jahren weitere versteckte Meisterwerke der Künstlerin auftauchen.
Analyse: Die späte Würdigung einer Außergewöhnlichen
Marktentwicklung: Werke weiblicher Künstlerinnen haben in den letzten Jahren stark an Wert gewonnen. Preise für Skulpturen von Claudel stiegen in der vergangenen Dekade um bis zu 300 %.
Kunsthistorische Einordnung: Claudel wurde lange als Muse Rodins gesehen, doch ihr eigenständiges Werk findet zunehmend wissenschaftliche Anerkennung.
Gesellschaftlicher Kontext: Die Kunstgeschichte wurde von Männern dominiert, Frauen hatten oft keinen Zugang zu wichtigen Netzwerken. Claudels Schicksal ist ein Beispiel für den späten Wandel in der Anerkennung weiblicher Künstlerinnen.
Zukunft der Sammlung: Die steigende Nachfrage könnte weitere Werke in Privatsammlungen ans Licht bringen.
Wer war Camille Claudel?
Camille Claudel (1864-1943) war eine bahnbrechende französische Bildhauerin, die als Schülerin und Muse von Auguste Rodin bekannt wurde. Sie entwickelte jedoch einen einzigartigen Stil, der oft als expressiver und emotionaler als der ihres berühmten Mentors beschrieben wird. Trotz großer Anerkennung unter Zeitgenossen wurde sie in ihrem Schaffen oft behindert, nicht zuletzt durch gesellschaftliche Konventionen. Nach ihrer Trennung von Rodin und einem sich verschlechternden psychischen Zustand wurde sie 1913 von ihrer Familie in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen, wo sie bis zu ihrem Tod 1943 lebte.
Was ist das Camille-Claudel-Museum?
Das Camille-Claudel-Museum in Nogent-sur-Seine, Frankreich, widmet sich dem Werk und dem Leben der Künstlerin. Es wurde 2017 eröffnet und präsentiert die weltweit größte Sammlung ihrer Werke. Das Museum beleuchtet Claudels künstlerische Entwicklung, ihre Beziehung zu Auguste Rodin und ihr tragisches Schicksal. Es spielt eine zentrale Rolle in der späten Würdigung ihres Schaffens und trägt dazu bei, ihr Vermächtnis einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
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