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Unglaublich: England will Truppen in die Ukraine schicken

Der britische Premier Keir Starmer stellt eine Entsendung britischer Truppen in die Ukraine in Aussicht. In einem Gastbeitrag betont er, dass Europa in der Nato eine größere Rolle übernehmen müsse. Während die USA Verhandlungen mit Putin vorbereiten, rückt Europa enger zusammen.

Der britische Premierminister Keir Starmer hat sich offen für eine Entsendung britischer Truppen in die Ukraine gezeigt. In einem Gastbeitrag für den "Daily Telegraph" schrieb er, dass Großbritannien bereit sein müsse, "zu Sicherheitsgarantien für die Ukraine beizutragen" – wenn nötig auch mit Soldaten vor Ort.

Starmer hatte bereits am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz ein stärkeres europäisches Engagement innerhalb der Nato gefordert. „Europa muss eine größere Rolle übernehmen, wenn wir mit den Vereinigten Staaten zusammenarbeiten, um die Zukunft der Ukraine zu sichern.“ Er sprach von einem "generationenprägenden Moment" für die europäische Sicherheitspolitik und warnte vor Spaltungen innerhalb des Bündnisses, die nur den Feinden Europas nutzen würden.

Die Aussagen des britischen Premiers kommen zu einem kritischen Zeitpunkt: US-Präsident Donald Trump hatte am Mittwoch ein einstündiges Telefonat mit Wladimir Putin geführt, ohne zuvor europäische Verbündete oder die ukrainische Regierung zu konsultieren. Danach erklärte Trump, er habe mit Putin den „unverzüglichen Beginn von Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine“ vereinbart. In Europa löste dies Sorgen aus, dass Kiew und die EU aus möglichen Friedensgesprächen ausgeschlossen werden könnten.

US-Vizepräsident JD Vance erklärte in München, dass auch die Europäer eine Rolle spielen müssten. Trumps Ukraine-Sondergesandter Keith Kellogg stellte jedoch klar, dass Europa nicht direkt mitverhandeln werde – es könne aber „einen Beitrag leisten“.

Vor diesem Hintergrund treffen sich am Montag in Paris führende europäische Politiker, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Marc Rutte. Ziel des informellen Gipfels ist es, eine gemeinsame europäische Position zu definieren – insbesondere, falls die USA eine eigene Linie in den Verhandlungen mit Moskau verfolgen sollten.

Unterdessen deutete Trump am Sonntag an, dass er sich "sehr bald" mit Putin treffen könnte. Es bleibt abzuwarten, inwieweit Europa Einfluss auf die Gespräche nehmen kann – oder ob Washington und Moskau eine Einigung über die Köpfe der Europäer hinweg treffen.
OZD / AFP


OZD-Kommentar

Die Ankündigung von Keir Starmer, britische Truppen in die Ukraine zu entsenden, markiert einen Wendepunkt in der europäischen Verteidigungspolitik. Während Deutschland und Frankreich weiterhin auf Waffenlieferungen setzen, deutet der britische Premierminister an, dass London bereit ist, weiterzugehen – notfalls mit einer direkten Militärpräsenz vor Ort.

Doch was bedeutet das konkret? Einerseits signalisiert Starmer, dass Europa sich nicht länger nur auf die USA als Schutzmacht verlassen kann. Andererseits riskiert er mit seiner Aussage eine direkte Eskalation mit Russland. Sollte Großbritannien tatsächlich Truppen in die Ukraine entsenden, wäre das eine rote Linie für den Kreml – mit potenziell unabsehbaren Konsequenzen.

Dazu kommt die Unsicherheit über die US-Politik. Donald Trump strebt direkte Gespräche mit Putin an und hat deutlich gemacht, dass ihn die Meinung der europäischen Verbündeten kaum interessiert. Dass Trumps Unterhändler Keith Kellogg klarstellte, dass Europa nicht direkt mitverhandeln wird, zeigt, dass Washington eigene Interessen verfolgt – die nicht zwingend mit denen der EU übereinstimmen müssen.

Sollte es zu einer Friedensregelung ohne europäische Mitsprache kommen, könnte dies die Machtverhältnisse innerhalb der Nato dramatisch verändern. Falls Trump zudem seine Drohung wahr macht, US-Truppen aus Europa abzuziehen, wäre der Kontinent gezwungen, eine völlig neue Sicherheitsarchitektur zu entwickeln.

Der Pariser Gipfel könnte den Startschuss für eine neue europäische Verteidigungspolitik geben – doch ohne die USA bleibt das Risiko einer militärischen Eskalation mit Russland.


Analyse: 

Zahlen, Daten, Fakten

Militärische Unterstützung: Großbritannien gehört zu den größten Unterstützern der Ukraine. Seit 2022 hat London Waffen und Militärhilfe im Wert von über 5,5 Milliarden Pfund bereitgestellt.

Britische Truppenstärke: Großbritannien hat rund 70.000 aktive Soldaten. Eine größere Entsendung von Truppen in die Ukraine würde eine erhebliche militärische Verpflichtung bedeuten.

US-Ukraine-Politik: Trump hat angedeutet, dass er die Ukraine-Hilfen deutlich reduzieren könnte. Ein möglicher Truppenabzug aus Europa steht im Raum.

Europäische Verteidigungsstrategie: Der EU-Verteidigungshaushalt beträgt derzeit 5,7 Milliarden Euro – deutlich weniger als die Verteidigungsausgaben einzelner EU-Staaten wie Frankreich oder Deutschland.



OZD- Biographie und Erklärung:

Wer ist Keir Starmer?

Keir Starmer ist seit 2024 Premierminister Großbritanniens und Vorsitzender der Labour Party. Zuvor war er Oppositionsführer und diente als Justizminister. Starmer, ein ausgebildeter Jurist, galt lange als pragmatischer Politiker, der die britische Außenpolitik neu ausrichten will. Er setzt sich für ein stärkeres Engagement Europas in der Nato ein und hat bereits mehrere Verteidigungspartnerschaften mit der EU ins Gespräch gebracht.

Was ist die Nato?

Die North Atlantic Treaty Organization (Nato) ist ein militärisches Verteidigungsbündnis, das 1949 gegründet wurde. Ihr Ziel ist es, die Sicherheit ihrer Mitglieder gegen äußere Bedrohungen zu gewährleisten. Die Nato umfasst derzeit 32 Mitgliedsstaaten, darunter die USA, Kanada und fast alle EU-Länder. Die Beistandsklausel Artikel 5 besagt, dass ein Angriff auf ein Mitglied als Angriff auf alle gewertet wird. Mit dem Ukraine-Krieg ist die Nato wieder stärker in den Fokus der internationalen Sicherheitspolitik gerückt.


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