US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, dass ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin möglicherweise „sehr bald“ stattfinden wird. „Es gibt noch kein Datum, aber es könnte sehr bald sein“, sagte Trump am Sonntag auf eine Journalistenfrage. Laut Trump habe sein Team bereits „lange und harte“ Gespräche mit russischen Vertretern geführt, darunter Steve Witkoff, Trumps Nahost-Sondergesandter, der Putin jüngst für drei Stunden getroffen habe.
Die Ankündigung kommt nur wenige Tage nach einem anderthalbstündigen Telefonat zwischen Trump und Putin, das ohne vorherige Abstimmung mit europäischen Verbündeten stattfand. Danach erklärte Trump, er habe mit Putin den „unverzüglichen Beginn von Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine“ vereinbart. Dies hat international Besorgnis ausgelöst, insbesondere in der Ukraine und der EU, die befürchten, von möglichen Friedensgesprächen ausgeschlossen zu werden.
US-Vizepräsident JD Vance versicherte auf der Münchner Sicherheitskonferenz zwar, dass Europa einbezogen werde, doch Trumps Sondergesandter Keith Kellogg stellte klar, dass die Europäer nicht direkt mitverhandeln – sie könnten lediglich einen „Beitrag“ leisten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte deutliche Zweifel an den US-Plänen. In einem Interview mit NBC betonte er, dass Putin nicht zu trauen sei und eine mögliche Schwächung der Nato durch das geringere Engagement der USA zum Risiko für Europa werden könnte. „Wir glauben, dass Putin Krieg gegen die Nato führen wird.“ Er warnte, dass Russland auf eine Schwächung des westlichen Bündnisses spekulieren könnte – etwa, wenn die USA ihre Truppen aus Europa abziehen.
Während die Welt auf die nächsten Schritte von Trump und Putin blickt, arbeiten europäische Staats- und Regierungschefs an einer gemeinsamen Sicherheitsstrategie. Am Montag treffen sich unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz, der britische Premier Keir Starmer und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu Beratungen in Paris. Starmer hatte bereits angekündigt, dass Großbritannien bereit sei, Soldaten in die Ukraine zu entsenden, um Sicherheitsgarantien für Kiew zu gewährleisten.
Parallel dazu plant US-Außenminister Marco Rubio in den kommenden Tagen ein Treffen zwischen US-Diplomaten und russischen Unterhändlern in Riad. Ob auch Vertreter der Ukraine teilnehmen werden, ist bislang unklar. Rubio betonte, dass es für einen Friedensprozess mehr als ein einzelnes Treffen brauche. Die nächsten Wochen könnten darüber entscheiden, ob Putin es mit Verhandlungen tatsächlich ernst meint.
OZD / AFP
OZD-Kommentar
Die Ankündigung eines Treffens zwischen Trump und Putin sorgt international für Aufsehen – und Skepsis. Während Trump davon spricht, dass „beide Seiten den Krieg beenden wollen“, warnt Selenskyj eindringlich vor einer Täuschung durch Moskau.
Die zentrale Frage lautet: Wird der Ukraine-Krieg durch diese Gespräche tatsächlich beendet, oder droht eine Einigung über die Köpfe der Europäer und der Ukraine hinweg? Dass Kiew und die EU nicht am Verhandlungstisch sitzen sollen, sondern nur einen „Beitrag“ leisten dürfen, ist ein besorgniserregendes Signal.
Die Haltung der Trump-Regierung scheint klar: Die USA wollen möglichst schnell aus dem Ukraine-Konflikt aussteigen, selbst wenn dies auf Kosten Kiews oder der Nato geschieht. Dass Putin plötzlich zu Verhandlungen bereit sein soll, nachdem er jahrelang eine militärische Lösung verfolgt hat, dürfte kaum Zufall sein. Russland könnte darauf setzen, durch eine geschwächte westliche Allianz seine geopolitischen Ziele zu erreichen.
Auch Europa steht vor einer Zerreißprobe. Die Entscheidung Großbritanniens, Truppen in die Ukraine zu entsenden, könnte den Konflikt weiter eskalieren. Gleichzeitig wächst die Notwendigkeit, eine eigenständige europäische Sicherheitsstrategie zu entwickeln, unabhängig von Washington.
Analyse:
Zahlen, Daten, Fakten
Trump-Putin-Treffen: Noch kein offizielles Datum, angedachte Verhandlungsorte sind
Saudi-Arabien oder eine neutrale dritte Nation.US-Militär in Europa: Derzeit sind rund 100.000 US-Soldaten in Europa stationiert. Ein Abzug könnte die europäische Sicherheitsstruktur nachhaltig schwächen.
Nato-Unterstützung für die Ukraine: Die Nato-Staaten haben insgesamt über 180 Milliarden Dollar an Hilfen für Kiew bereitgestellt, davon über 75 Milliarden Dollar allein durch die USA.
Mögliche Friedensverhandlungen: Die Ukraine fordert weiterhin die vollständige Wiederherstellung ihrer territorialen Integrität, während Russland auf eine Anerkennung seiner Gebietsgewinne pocht.
Wer ist Donald Trump?
Donald Trump ist der 45. und 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Nach seiner Wahlniederlage 2020 gegen Joe Biden kehrte er 2024 ins Weiße Haus zurück. Seine politische Agenda ist geprägt von einer „America First“-Doktrin, einer protektionistischen Handelspolitik und einer kritischen Haltung gegenüber internationalen Bündnissen wie der Nato. Trumps Verhältnis zu Russland ist umstritten – bereits in seiner ersten Amtszeit wurde er wegen möglicher Russland-Verbindungen untersucht.
Was ist die Münchner Sicherheitskonferenz?
Die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) ist ein seit 1963 jährlich stattfindendes Forum für Außen- und Sicherheitspolitik. Sie gilt als die weltweit bedeutendste Veranstaltung dieser Art und bringt hochrangige Regierungsvertreter, Militärstrategen und Experten aus aller Welt zusammen. Die MSC 2025 war geprägt von Diskussionen über die Zukunft der Nato, die Rolle der USA in der Ukraine-Krise und die Notwendigkeit einer stärkeren europäischen Verteidigungspolitik.
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