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Ein Schritt Richtung Frieden oder ein geopolitisches Spiel?

In Riad treffen sich USA und Russland erstmals seit dem Ukraine-Krieg zu Gesprächen über den Konflikt und die bilateralen Beziehungen

Nach Jahren der diplomatischen Eiszeit treffen sich am Dienstag in Riad hochrangige Vertreter aus den USA und Russland zu einem historischen Gespräch. Das Treffen folgt auf die zunehmenden Spannungen rund um den Ukraine-Krieg und könnte die Weichen für die zukünftigen Beziehungen zwischen den beiden Supermächten stellen. Von amerikanischer Seite nehmen Außenminister Marco Rubio, der nationale Sicherheitsberater Mike Waltz und der Nahost-Sondergesandte Steve Witkoff teil. Russland wird von Außenminister Sergej Lawrow und Präsidentenberater Juri Uschakow vertreten.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, dass das vorrangige Ziel des Treffens die "Wiederherstellung der russisch-amerikanischen Beziehungen" sei. Diese sind seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs auf einem historischen Tiefpunkt, und die Gespräche in Riad sollen versuchen, diese "unnormalen Beziehungen" zu überwinden. Auch die Vorbereitung eines möglichen Gipfeltreffens zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin steht auf der Tagesordnung.

Im Zentrum der Gespräche steht vor allem die Frage, wie sich der Ukraine-Konflikt entwickeln könnte. Russland, das 2022 die ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja annektiert hat, hat bereits deutlich gemacht, dass es keine territorialen Zugeständnisse in der Ukraine geben wird. Außenminister Lawrow betonte, dass die von Russland annektierten Gebiete "nicht zur Verhandlung" stehen. Während der Kreml also auf einer harten Linie beharrt, könnte das Treffen in Riad auch als diplomatische Vorbereitung für mögliche künftige Gespräche dienen, in denen ein Friedensplan für die Ukraine erarbeitet werden könnte.

In der Ukraine selbst wurde das Treffen mit Skepsis betrachtet. Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte, dass seine Regierung über die Gespräche nicht informiert worden sei und betonte, dass jede Entscheidung über die Zukunft der Ukraine ohne ihre Teilnahme nicht akzeptiert werden könne.

Auf europäischer Seite sorgte das Treffen für Besorgnis. In Paris trafen sich europäische Spitzenpolitiker, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, um über die geänderte Haltung der USA in Bezug auf den Ukraine-Krieg zu beraten. Die Europäer drängen darauf, in Gespräche über eine Waffenruhe oder einen Friedensprozess einzubeziehen, um sicherzustellen, dass ihre Sicherheitsinteressen gewahrt bleiben.

Zudem gab es Besorgnis, dass das geplante Treffen zwischen Trump und Putin ohne die Einbeziehung der EU und der Ukraine stattfinden könnte. Einige europäische Staaten äußerten bereits ihre Bedenken und betonten, dass die europäischen Interessen nicht einfach ignoriert werden dürften. In Großbritannien und Schweden wird über mögliche militärische Optionen nachgedacht, falls der Krieg in der Ukraine weiter eskaliert.

OZD / AFP

OZD-Kommentar

Das Treffen in Riad markiert einen entscheidenden Moment in den internationalen Bemühungen um den Ukraine-Konflikt. Doch trotz der Diplomatie bleibt eine große Frage offen: Wie können langfristige Lösungen für den Krieg und die geopolitische Ordnung gefunden werden, wenn einige der wichtigsten Akteure, vor allem die Ukraine und Europa, nicht in die Gespräche einbezogen werden?

Die Entscheidung, ein solches Treffen ohne eine breitere internationale Beteiligung zu führen, könnte zu einer weiteren Fragmentierung der westlichen Allianzen führen und die geopolitische Lage weiter destabilisieren. Es ist unverkennbar, dass die USA unter Donald Trump einen völlig neuen Ansatz verfolgen könnten, der auf direkten Gesprächen mit Russland setzt. Doch dies darf nicht auf Kosten der Ukraine oder der europäischen Partner geschehen. Es bleibt abzuwarten, wie Russland und die USA ihre Differenzen in den kommenden Monaten überbrücken werden, ohne die Interessen der europäischen Nationen zu übergehen.

Prognose:
Sollte sich der Trend fortsetzen, dass die USA und Russland ihre eigenen Wege bei der Beilegung des Konflikts suchen, könnte die Ukraine geopolitisch isoliert werden, was die langfristige Stabilität in der Region gefährden würde. Ein inklusiverer Friedensprozess wird dringend notwendig sein, um zu einer nachhaltigen Lösung zu kommen.

Analyse: Zahlen, Daten, Fakten

Der Ukraine-Konflikt hat in den letzten Jahren weltweit immense wirtschaftliche und politische Auswirkungen gehabt. Die Vereinigten Staaten und die Europäische Union haben Russland mit Sanktionen belegt, die sich negativ auf die russische Wirtschaft auswirkten. 2022 schrumpfte die russische Wirtschaft um etwa 4,5 %, was vor allem auf die Sanktionen und die internationalen Handelsbarrieren zurückzuführen war.

Gleichzeitig sind die humanitären Kosten des Krieges enorm: Über 14 Millionen Menschen sind aufgrund des Konflikts innerhalb der Ukraine vertrieben oder ins Ausland geflüchtet, was die gesamte Region destabilisiert hat. Der Krieg hat auch die Energiepreise in Europa dramatisch steigen lassen, was die Inflation in vielen Ländern anheizte.

Eine weitere Herausforderung wird die Frage der territorialen Integrität der Ukraine sein. Russland hat 2022 vier ukrainische Regionen für annektiert erklärt, obwohl es diese Gebiete bisher nicht vollständig kontrollieren konnte. Trotz dieser schwierigen Situation bleibt die Ukraine weiterhin auf die westliche Unterstützung angewiesen, was sich in den fortlaufenden Waffenlieferungen und der militärischen Unterstützung durch die USA und europäische Nationen widerspiegelt.

Biographien & Erklärungen

Wer ist Sergej Lawrow?
Sergej Lawrow ist seit 2004 Außenminister der Russischen Föderation und eine der bekanntesten politischen Figuren Russlands. Er gilt als einer der erfahrensten Diplomaten des Landes und ist für seine harten, aber pragmatischen Positionen bekannt. Lawrow spielte eine zentrale Rolle in der russischen Außenpolitik, besonders in Bezug auf den Ukraine-Konflikt, und setzt sich für die Wahrung der russischen Interessen in der internationalen Diplomatie ein.

Was ist die Russische Föderation?
Die Russische Föderation ist der größte Staat der Erde und eine der wichtigsten Weltmächte. Mit einer Geschichte, die von der Zarenzeit über die Sowjetunion bis zur heutigen Föderation reicht, spielt Russland eine zentrale Rolle in geopolitischen Konflikten und wirtschaftlichen Entwicklungen. Das Land ist Mitglied des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen und hat bedeutende militärische und nukleare Kapazitäten.

Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP