Die diplomatischen Bemühungen um eine Beilegung des Ukraine-Kriegs sorgen für Spannungen. Wolodymyr Selenskyj zeigte sich am Dienstag bei einem Besuch in Ankara unzufrieden über das Treffen in Riad, bei dem hochrangige Vertreter der USA und Russlands über die Zukunft der Ukraine verhandelten – ohne die Ukraine selbst oder europäische Vertreter einzubeziehen.
"Es wurde wieder einmal über die Ukraine gesprochen, aber ohne die Ukraine", sagte Selenskyj bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Der ukrainische Präsident bekräftigte, dass sein Land keine Vereinbarung anerkennen werde, die ohne Kiew getroffen werde.
Selenskyj forderte stattdessen, dass die Ukraine, die EU, Großbritannien und die Türkei in die Gespräche mit den USA über Sicherheitsgarantien eingebunden werden müssten. Erdogan schlug vor, künftige Verhandlungen unter Beteiligung Kiews in der Türkei abzuhalten: "Die Türkei wird ein idealer Gastgeber für mögliche Gespräche zwischen Russland, der Ukraine und den USA in naher Zukunft sein."
Die USA und Russland hatten sich am Dienstag in Saudi-Arabien zu Verhandlungen getroffen, um Differenzen zu überbrücken und den Krieg in der Ukraine möglichst schnell zu beenden. Nach Angaben des US-Außenministeriums haben beide Länder vereinbart, Teams zu ernennen, um über eine Lösung zu verhandeln. Die russische Delegation lobte die "ernsthaften" Gespräche, machte jedoch klar, dass es keine unmittelbare Annäherung der Positionen gegeben habe.
An dem Treffen nahmen für die USA Außenminister Marco Rubio, Sicherheitsberater Mike Waltz und Nahost-Sondergesandter Steve Witkoff teil. Moskau wurde durch Außenminister Sergej Lawrow und Präsidentenberater Juri Uschakow vertreten.
OZD / AFP
OZD-Kommentar
Geheimgespräche in Riad: Die Ukraine wird an den Rand gedrängt
Das Treffen zwischen den USA und Russland in Saudi-Arabien zeigt eine beunruhigende Entwicklung: Während Washington und Moskau direkte Gespräche über die Zukunft der Ukraine führen, bleibt Kiew außen vor. Für Selenskyj ist das eine diplomatische Demütigung – denn die wichtigsten Akteure verhandeln, als wäre die Ukraine lediglich Verhandlungsmasse.
Zurecht fordert Selenskyj, dass auch die EU, Großbritannien und die Türkei in die Gespräche einbezogen werden. Ein Frieden, der nur von den Großmächten verhandelt wird, ohne die Sicherheitsinteressen Kiews zu berücksichtigen, ist kaum tragfähig. Erdogan sieht die Chance, sich als Vermittler zu positionieren – doch ob Russland und die USA die Türkei als neutralen Verhandlungsort akzeptieren, bleibt fraglich.
Sollte sich dieser Verhandlungsansatz fortsetzen, könnte es zu einem Abkommen zwischen den USA und Russland kommen, das Kiew lediglich vor vollendete Tatsachen stellt. Die EU riskiert, im globalen Machtpoker um die Ukraine zur politischen Randfigur zu werden.
Analyse: Zahlen, Daten, Fakten
Treffen in Riad
Teilnehmer: USA und Russland
Thema: Verhandlungen über eine schnelle Beendigung des Ukraine-Kriegs
Ukraine & EU ausgeschlossen
US-Delegation
Marco Rubio (Außenminister), Mike Waltz (Sicherheitsberater) und Steve Witkoff (Nahost-Sondergesandter)
Russische Delegation
Sergej Lawrow (Außenminister) und Juri Uschakow (Berater Putins)
Haltung der Akteure
USA: Suchen schnellen Frieden, wollen militärische Unterstützung reduzieren,
Russland: Sichert sich Verhandlungsposition, will westliche Sanktionen lockern,
Ukraine: Lehnt jedes Abkommen ab, das ohne Kiew beschlossen wird,
EU: Wird von den USA nicht als gleichwertiger Verhandlungspartner behandelt
Bisherige internationale Vermittlungsversuche:
Istanbul 2022: Erste Gespräche unter türkischer Vermittlung
Schweiz 2023: Treffen mit westlichen Partnern ohne Russland
Saudi-Arabien 2024: Erstes Treffen zwischen USA und Russland auf hoher Ebene
Wer ist Wolodymyr Selenskyj?
Wolodymyr Selenskyj (*1978) ist seit Mai 2019 Präsident der Ukraine. Der frühere Schauspieler und Komiker wurde durch die Fernsehserie Diener des Volkes bekannt, bevor er in die Politik wechselte. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 wurde Selenskyj zur Schlüsselfigur des ukrainischen Widerstands. Er setzt auf eine enge Anbindung an den Westen und fordert vehement Sicherheitsgarantien für sein Land.
Was ist die Münchner Sicherheitskonferenz?
Die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) ist eine jährliche internationale Konferenz, bei der Politiker, Sicherheitsexperten und Wirtschaftsvertreter über globale Sicherheitsfragen diskutieren. Sie wurde 1963 gegründet und gilt als zentrale Plattform für transatlantische Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Die MSC 2025 stand im Zeichen der neuen geopolitischen Spannungen zwischen den USA, Russland und Europa.
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