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London verschärft Messerkauf-Regeln nach tödlichen Angriffen - Firmenchefs und Verkäufer sind haftbar - 14.000 Messerangriffe in London

Nach mehreren tödlichen Angriffen mit Stichwaffen verschärft Großbritannien die Regeln für den Messerkauf. Besonders Online-Bestellungen sollen stärker kontrolliert werden. Ein neues Gesetz sieht höhere Strafen für Verstöße vor.

Nach einer Serie tödlicher Angriffe mit Stichwaffen verschärft Großbritannien die Vorschriften für den Kauf von Messern, insbesondere im Internet. Die britische Regierung kündigte am Mittwoch an, neue Kontrollen einzuführen, um zu verhindern, dass Minderjährige sich online leicht bewaffnen können. Hintergrund ist eine Reihe von Vorfällen, darunter der Mord an drei Mädchen durch einen 17-Jährigen während eines Tanzkurses im vergangenen Jahr.

Innenministerin Yvette Cooper machte deutlich, dass das Problem dringend angegangen werden müsse. „Es ist erschreckend, wie einfach es für junge Menschen ist, online an Messer zu gelangen, obwohl dadurch Kinder sterben und Familien und Gemeinschaften zerstört werden“, erklärte sie. Die geplante Gesetzesverschärfung soll insbesondere die Alterskontrollen bei Online-Käufen verbessern und die Strafen für Händler, die an Minderjährige verkaufen, drastisch erhöhen.

Konkret werden Online-Verkäufer künftig verpflichtet, das Alter von Käufern sowohl beim Bestellvorgang als auch bei der Lieferung zu überprüfen. Bislang wurde das Mindestalter von 18 Jahren oft nur unzureichend kontrolliert, da die Altersprüfung bei der Abholung oder Zustellung häufig ausblieb. Verstöße gegen die neuen Regeln sollen künftig mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden – eine deutliche Verschärfung im Vergleich zur bisherigen Höchststrafe von sechs Monaten.

Einzelhändler müssen zudem verdächtige Käufe, insbesondere Massenbestellungen von Stichwaffen, bei den Behörden melden. Dies soll verhindern, dass sich potenzielle Täter unbemerkt mit gefährlichen Waffen eindecken. Die neuen Regelungen betreffen nicht nur einzelne Verkäufer, sondern auch die Unternehmensleitungen von Firmen, die gegen die Vorschriften verstoßen.

Das Gesetz trägt den Namen „Ronan-Gesetz“ – benannt nach dem 16-jährigen Ronan Kanda, der vor drei Jahren von einem gleichaltrigen Mitschüler mit einem online bestellten Schwert ermordet wurde. Der Täter konnte das Schwert und mehrere andere Messer problemlos im Internet erwerben und mit dem Ausweis seiner Mutter bei einem Postamt abholen.

Mit der Gesetzesverschärfung reagiert die britische Regierung auf die Zunahme von Messerattacken im Land, bei denen häufig Jugendliche sowohl als Täter als auch als Opfer betroffen sind. Ziel ist es, potenzielle Angreifer frühzeitig an der Beschaffung von Waffen zu hindern und damit die Gefahr tödlicher Angriffe zu verringern.

OZD / AFP


OZD-Kommentar

Die Verschärfung der Messerkauf-Regeln in Großbritannien ist eine überfällige Reaktion auf die wachsende Zahl von Gewalttaten mit Stichwaffen. Besonders beunruhigend ist, wie einfach es bislang für Minderjährige war, sich im Internet mit Messern und sogar Schwertern einzudecken – ohne wirksame Alterskontrollen oder Meldepflichten für verdächtige Käufe.

Doch bleibt die Frage, ob strengere Regeln allein das Problem lösen können. Großbritannien kämpft seit Jahren mit einer hohen Zahl an Messerangriffen, insbesondere unter Jugendlichen. Ein Grund dafür ist nicht nur die Verfügbarkeit der Waffen, sondern auch gesellschaftliche Faktoren wie Perspektivlosigkeit, Bandenkriminalität und soziale Spannungen. Ohne präventive Maßnahmen wie bessere Bildungschancen, Jugendprogramme und konsequentere Strafverfolgung wird ein Verbot allein nicht verhindern, dass sich gewaltbereite Täter andere Wege suchen, um an Waffen zu gelangen.

Die neuen Regelungen sind daher nur ein erster Schritt. Entscheidend wird sein, wie konsequent die Maßnahmen umgesetzt und kontrolliert werden. Ein bloßes Gesetz auf dem Papier reicht nicht aus – es braucht eine flächendeckende Durchsetzung und ergänzende Maßnahmen, um die steigende Gewaltspirale wirklich zu durchbrechen. Das ist auch eine mögliche Regelung für Deutschland?

OZD-Analyse

Messerkriminalität in Großbritannien
Laut Polizeistatistiken sind Messerattacken die häufigste Form tödlicher Gewalt in britischen Städten
Jugendliche sind besonders häufig als Täter und Opfer betroffen
London gilt als Hotspot: 2023 gab es dort über 14.000 Messerangriffe

Neue Regelungen im Überblick
Online-Händler müssen das Alter der Käufer sowohl beim Kauf als auch bei der Lieferung überprüfen
Strafen für Verstöße gegen die Altersbeschränkung werden von sechs Monaten auf bis zu zwei Jahre Gefängnis erhöht
Händler sind verpflichtet, verdächtige Massenkäufe von Messern an die Behörden zu melden

Das „Ronan-Gesetz“
Benannt nach dem 16-jährigen Ronan Kanda, der 2021 mit einem online bestellten Schwert erstochen wurde
Ziel ist es, Schlupflöcher im Onlinehandel zu schließen und die Alterskontrollen zu verschärfen
Verstöße gegen das Gesetz sollen nicht nur Verkäufer, sondern auch Firmenchefs haftbar machen

OZD-Biographien und Erklärungen

Was ist das „Ronan-Gesetz“?
Das „Ronan-Gesetz“ ist eine neue britische Regelung, die den Verkauf von Messern strenger kontrollieren soll. Es verpflichtet Online-Händler zu einer doppelten Altersprüfung und erhöht die Strafen für Verstöße. Ziel ist es, tödliche Messerangriffe durch Jugendliche zu verhindern.

Was sind Stichwaffen?
Stichwaffen sind Waffen mit einer spitzen Klinge, die für Angriffe genutzt werden können. Dazu gehören Messer, Dolche und Schwerter. In vielen Ländern gibt es Gesetze, die den Besitz und Verkauf dieser Waffen regulieren.



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