Dänemark reagiert auf die geopolitische Bedrohung durch Russland mit einer massiven Erhöhung seiner Verteidigungsausgaben. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen kündigte am Mittwoch in Kopenhagen an, dass der Verteidigungshaushalt für 2025 und 2026 um insgesamt 6,8 Milliarden Euro aufgestockt werde. Dies werde die dänischen Militärausgaben auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) anheben – der höchste Anteil seit mehr als 50 Jahren.
Die Aufrüstung erfolgt vor dem Hintergrund wachsender Spannungen mit Russland. „Wir stehen vor einer harschen Realität“, sagte Frederiksen. „Russland produziert in drei Monaten mehr Munition als die Nato in einem ganzen Jahr.“ Besonders in Luftabwehrsysteme soll nun verstärkt investiert werden, um Dänemark und seine Nato-Partner besser zu schützen.
Dänemark übertrifft damit die aktuelle Nato-Zielvorgabe von zwei Prozent des BIP deutlich. Allerdings fordert US-Präsident Donald Trump inzwischen Verteidigungsausgaben von fünf Prozent des BIP für alle Nato-Mitglieder. Während Frederiksen sich zur US-Forderung nicht äußerte, warnte sie Trump ausdrücklich davor, eine vorschnelle Waffenruhe im Ukraine-Krieg mit Russland auszuhandeln. Eine solche Vereinbarung würde Moskau lediglich die Möglichkeit geben, „wieder zu mobilisieren“ und erneut die Ukraine oder ein anderes europäisches Land anzugreifen.
Am Montag hatte Frederiksen in Paris an einem Treffen europäischer Spitzenpolitiker teilgenommen, bei dem Trumps Annäherungskurs gegenüber Kremlchef Wladimir Putin im Mittelpunkt stand. Die dänische Regierungschefin zählt zu den lautstärksten Kritikern einer möglichen Verhandlungslösung ohne Sicherheitsgarantien für die Ukraine.
OZD / AFP
OZD-Kommentar
Mit der drastischen Erhöhung seines Verteidigungshaushalts sendet Dänemark ein klares Signal an Moskau – und auch an Washington. Die Regierung Frederiksen positioniert sich damit als verlässlicher Partner innerhalb der Nato, zeigt sich aber zugleich skeptisch gegenüber Trumps Annäherung an Russland.
Dass Dänemark seine Militärausgaben nun auf drei Prozent des BIP anhebt, ist historisch beispiellos und macht deutlich, wie ernst die Bedrohung durch Russland eingeschätzt wird. Besonders brisant ist Frederiksen's Warnung, dass eine voreilige Waffenruhe Moskau nur Zeit verschaffen könnte, um seine militärischen Ressourcen neu aufzubauen.
Die dänische Entscheidung könnte Druck auf andere europäische Staaten ausüben, ihre Verteidigungsausgaben ebenfalls zu erhöhen. Doch die Frage bleibt: Reicht eine Aufrüstung allein aus, um Russland abzuschrecken? Oder muss Europa unabhängiger von den USA werden, um seine eigene Sicherheit langfristig zu gewährleisten?
OZD-Analyse
Dänemarks Verteidigungsbudget 2025-2026
Der Verteidigungshaushalt wird um 6,8 Milliarden Euro aufgestockt
Die Ausgaben steigen auf drei Prozent des BIP – die höchste Quote seit über 50 Jahren
Schwerpunkt liegt auf Luftabwehrsystemen zur Stärkung der Nato-Verteidigung
Vergleich mit anderen Nato-Staaten
Das aktuelle Nato-Ziel liegt bei mindestens zwei Prozent des BIP
Deutschland hat angekündigt, 2024 erstmals die Zwei-Prozent-Vorgabe zu erfüllen
US-Präsident Trump fordert fünf Prozent des BIP – eine umstrittene Forderung innerhalb der Nato
Bedeutung für die europäische Sicherheit
Dänemark positioniert sich als Vorreiter für eine stärkere europäische Verteidigung
Die Entscheidung erhöht den Druck auf andere europäische Länder, ihre Militärausgaben ebenfalls auszuweiten
Frederiksen warnt vor voreiligen Verhandlungen mit Russland, die zu neuen Konflikten führen könnten
OZD-Biographien und Erklärungen
Wer ist Mette Frederiksen?
Mette
Frederiksen ist seit 2019 Ministerpräsidentin Dänemarks und Vorsitzende
der Sozialdemokraten. Sie gilt als pragmatische Politikerin mit einer
harten Haltung gegenüber Russland. Unter ihrer Führung hat Dänemark
seine Verteidigungspolitik neu ausgerichtet und setzt verstärkt auf eine
eigenständige Sicherheitsstrategie innerhalb der Nato.
Was ist die Nato-Zwei-Prozent-Regel?
Die
Nato verlangt von ihren Mitgliedsstaaten, mindestens zwei Prozent ihres
Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung auszugeben. Dieses Ziel
wurde 2014 nach der russischen Annexion der Krim festgelegt. Viele
europäische Länder haben es bislang nicht erreicht, doch der
Ukraine-Krieg hat den Druck zur Erfüllung der Vorgabe erhöht.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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