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Baerbock warnt: „Scheinfrieden“ mit Russland gefährlich für Europa

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnt die US-Regierung davor, im Ukraine-Krieg eigenmächtig mit Russland zu verhandeln. Ein „Scheinfrieden“ ohne Europa gefährde langfristig die Stabilität, betont sie.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat sich entschieden gegen eine mögliche Vereinbarung zwischen den USA und Russland zum Ende des Ukraine-Kriegs ohne europäische Beteiligung ausgesprochen. „Mit einem Scheinfrieden, der Russland nur eine Atempause für neue Kriegszüge verschaffen würde, wäre niemandem geholfen: nicht der Ukraine, nicht Europa und nicht den USA“, erklärte sie am Mittwoch in Berlin. Sie rief dazu auf, selbstbewusst gegenüber der US-Regierung aufzutreten und sich nicht von Gesprächen zwischen Moskau und Washington verunsichern zu lassen.

Die USA hatten am Dienstag erstmals seit Kriegsbeginn hochrangige Gespräche mit Russland in Saudi-Arabien geführt. Außenminister Marco Rubio und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow sprachen unter anderem über die Ukraine. In Kiew und Europa wächst die Sorge, dass die Ukraine in den Verhandlungen marginalisiert wird und eine mögliche Waffenruhe letztlich nur eine Stärkung Moskaus bedeuten könnte.

Baerbock forderte, Europas Einfluss in den Friedensverhandlungen nicht zu unterschätzen. „Dauerhaften Frieden in Europa kann es nur mit Europa geben“, stellte sie klar. Gleichzeitig äußerte sie sich zurückhaltend zu den Gesprächen zwischen den USA und Russland: „Wir dürfen uns von den jüngsten Gesprächen nicht kirre machen lassen und müssen weiter kühlen Kopf bewahren.“

Während Russland bislang keine Anzeichen für einen Strategiewechsel zeigt, betont Baerbock, dass die Ukraine nur aus einer Position der Stärke heraus verhandeln könne. Die Europäische Union arbeite daher mit Hochdruck an weiteren Unterstützungsmaßnahmen für Kiew.

OZD / AFP

OZD-Kommentar

Die Mahnung Baerbocks ist berechtigt: Ein Friedensschluss über die Köpfe der Europäer hinweg würde nicht nur die Ukraine schwächen, sondern auch die geopolitische Balance in Europa destabilisieren. Doch wie realistisch ist es, dass die USA und Russland tatsächlich ohne die Ukraine und ihre Verbündeten eine Lösung erzwingen?

Trump verfolgt eine isolierte Strategie und könnte mit Moskau Vereinbarungen treffen, die kurzfristig Ruhe bringen, aber langfristig die europäische Sicherheit gefährden. Die Geschichte zeigt, dass russische Waffenruhen oft nur taktische Manöver waren, um sich militärisch neu aufzustellen. Ein Deal mit Putin ohne klare Sicherheitsgarantien für Europa wäre ein geopolitischer Fehler mit potenziell verheerenden Konsequenzen.

Baerbocks Ansatz, weiter an der militärischen Unterstützung für die Ukraine festzuhalten, ist folgerichtig. Doch wie lange wird Europa diesen Kurs noch durchhalten, wenn die USA sich zunehmend zurückziehen? Die Frage, die sich Europa stellen muss: Ist es bereit, mehr Verantwortung für die eigene Sicherheit zu übernehmen?


OZD-Analyse

Baerbocks Kritik an den USA
Die Außenministerin warnt davor, dass ein voreiliger Frieden Russland nur eine Atempause verschaffen würde
Sie fordert eine stärkere Rolle Europas in den Verhandlungen über das Kriegsende
Mahnt, dass die Ukraine nur aus einer Position der Stärke heraus verhandeln kann

Gespräche zwischen den USA und Russland
Erstes hochrangiges Treffen zwischen Washington und Moskau seit Beginn des Kriegs
Beteiligte: US-Außenminister Marco Rubio und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow
Keine Teilnahme der Ukraine oder europäischer Verbündeter

Mögliche Auswirkungen auf den Ukraine-Krieg
Gefahr eines Deals, der Moskau mehr Spielraum gibt, ohne langfristige Sicherheit für Europa
Befürchtung, dass die Ukraine international isoliert wird und an Verhandlungsmacht verliert
Europa steht vor der Herausforderung, sich sicherheitspolitisch unabhängiger von den USA zu positionieren


OZD-Biographien und Erklärungen

Wer ist Annalena Baerbock?
Annalena Baerbock ist seit 2021 Bundesaußenministerin und gehört der Partei Bündnis 90/Die Grünen an. Sie setzt sich für eine wertebasierte Außenpolitik ein und ist eine der lautstärksten Kritikerinnen Russlands in der deutschen Regierung. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs fordert sie eine verstärkte militärische Unterstützung Kiews und eine stärkere Rolle Europas in der globalen Sicherheitsordnung.

Was ist der Ukraine-Krieg?
Der Ukraine-Krieg begann im Februar 2022 mit der russischen Invasion. Russland beansprucht Teile der Ukraine, insbesondere die annektierten Gebiete im Osten und Süden des Landes. Die Ukraine erhält Unterstützung durch westliche Staaten, darunter Waffenlieferungen und finanzielle Hilfen. Trotz mehrerer diplomatischer Anläufe gibt es bislang keine Aussicht auf eine friedliche Beilegung des Konflikts.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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