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Trump: "Russland hat die Karten in der Hand"

US-Präsident Donald Trump hält Russland für den stärkeren Verhandlungspartner im Ukraine-Krieg. Nach Gesprächen in Saudi-Arabien kündigte er ein Treffen mit Putin an – ohne ukrainische Beteiligung.

US-Präsident Donald Trump sieht Russland in einer günstigen Position für Verhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs. "Ich denke, die Russen wollen, dass der Krieg endet", sagte Trump am Mittwoch vor Reportern an Bord der Air Force One. "Aber ich denke, sie haben ein bisschen die Karten in der Hand, weil sie viele Gebiete eingenommen haben, also haben sie die Karten in der Hand", wiederholte er.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte vor einem Treffen mit Trumps Ukraine-Sondergesandtem Keith Kellogg seinen Wunsch nach "konstruktiver Zusammenarbeit" mit den USA.

Trump hatte zuvor seine Rhetorik gegenüber der Ukraine verschärft und Selenskyj auf seiner Plattform Truth Social als "Diktator ohne Wahlen" bezeichnet. Zudem warnte er, Selenskyj solle "sich besser beeilen, oder er wird kein Land mehr haben". Bereits am Dienstag hatte Trump angedeutet, dass Selenskyj eine Mitschuld am russischen Angriffskrieg trage, was der ukrainische Präsident als Ergebnis russischer Desinformation zurückwies.

Trumps Äußerungen folgten auf ein Treffen hochrangiger Vertreter der USA und Russlands in Saudi-Arabien – die erste diplomatische Annäherung dieser Art seit Beginn des Krieges. Washington und Moskau einigten sich in Riad auf weitere Gespräche zur Beilegung ihrer Differenzen und zur schnellen Beendigung des Ukraine-Kriegs. Die Ukraine selbst war nicht eingeladen, was Selenskyj scharf kritisierte.

Trump stellte am Dienstag zudem ein baldiges Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Aussicht. Er werde sich "wahrscheinlich" noch vor Ende des Monats mit dem Kreml-Chef treffen und zeigte sich "sehr zuversichtlich" nach den Gesprächen in Riad.

Die Ukraine verteidigt sich seit Februar 2022 mit militärischer und finanzieller Unterstützung europäischer Staaten sowie der ehemaligen US-Regierung unter Joe Biden gegen die russische Invasion. Internationale Reaktionen auf Trumps Aussagen fielen deutlich aus: Bundeskanzler Olaf Scholz nannte Trumps Aussagen "schlicht falsch und gefährlich". Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonte in Paris: "Wir stehen an der Seite der Ukraine und werden all unsere Verantwortung wahrnehmen, um Frieden und Sicherheit in Europa zu gewährleisten."

Auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau forderte eine direkte ukrainische Beteiligung an den Verhandlungen. Der britische Premier Keir Starmer sicherte Selenskyj nach Trumps Verbalattacken seine Solidaritat zu.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland appellierte an die europäischen Partner, die Unterstützung für Kiew aufrechtzuerhalten. "Es liegt in unserem gemeinsamen europäischen Interesse, einem Diktatoren wie Putin klare Kante zu zeigen", sagte Oleksii Makeiev in den ARD-"Tagesthemen".

Selenskyj betonte in seiner allabendlichen Videoansprache erneut die Bedeutung der US-Partnerschaft. "Unsere Einheit ist das, was unsere Zukunft am besten schützt, und unsere Zukunft liegt nicht bei Putin, sondern beim Frieden. Und es ist eine Entscheidung für alle – auch für die Mächtigen –, ob man auf der Seite Putins oder des Friedens sein will."

OZD / AFP


OZD-Kommentar

Donald Trump setzt auf eine neue diplomatische Linie, die Russland als zentralen Akteur der Verhandlungen stärkt, während die Ukraine weitgehend ausgeschlossen bleibt. Dass er Selenskyj als "Diktator ohne Wahlen" bezeichnet, füttert prorussische Narrative und gefährdet die westliche Einigkeit.

Trumps Ankündigung eines Treffens mit Putin zeigt deutlich, wohin die Reise gehen könnte: ein Deal mit Moskau, der der Ukraine völlig neue geopolitische Realitäten aufzwingt. Sollte Trump seine Haltung weiter verschärfen, könnte dies nicht nur die NATO destabilisieren, sondern auch das transatlantische Verhältnis belasten.

Prognose: Falls Trump seine Haltung beibehält und Russland Zugeständnisse macht, könnte dies zu einer Spaltung innerhalb der westlichen Allianz führen. Die Ukraine müsste dann alternative Strategien entwickeln, um ihre Existenz zu sichern.

OZD-Analyse

Die geopolitische Dynamik rund um den Ukraine-Krieg verändert sich rapide. Die Gespräche in Riad markieren einen bedeutenden diplomatischen Schritt zwischen den USA und Russland, während die Ukraine außen vor bleibt. Russland kontrolliert derzeit rund 18% des ukrainischen Territoriums, darunter strategisch wichtige Gebiete wie Mariupol und Teile des Donbass.

Wirtschaftlich sind die Folgen für Europa erheblich. Die Energiepreise schwanken, während Deutschland und Frankreich neue Militärhilfen prüfen. Die USA hatten zuletzt die Hilfen für die Ukraine gebremst, während Russland seine Kriegswirtschaft weiter hochfährt.

Die politische Spaltung innerhalb der USA beeinflusst ebenfalls das Geschehen. Sollte Trump erneut ins Weiße Haus einziehen, könnte sich die US-Strategie drastisch verändern – mit ungewissen Folgen für die europäische Sicherheit.


OZD-Biographien und Erklärungen

Wer ist Keith Kellogg?

Keith Kellogg ist ein pensionierter US-General und ehemaliger nationaler Sicherheitsberater unter Donald Trump. Als Sondergesandter für die Ukraine spielt er eine zentrale Rolle in Trumps außenpolitischer Strategie. Sein militärischer Hintergrund und seine Nähe zu Trump machen ihn zu einem wichtigen Akteur in den laufenden Verhandlungen.


Alle Angaben ohne Gewähr.

Titelbild AFP.