Die Grippewelle hat in Deutschland offenbar ihren Höhepunkt erreicht. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet weiterhin hohe Infektionszahlen, vor allem unter Schulkindern. Experten warnen vor der Belastung des Gesundheitssystems.
In Deutschland bleibt die Grippewelle auf hohem Niveau stabil. Laut dem aktuellen Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert-Koch-Instituts wurden in der Woche vom 10. bis zum 16. Februar 46.569 laborbestätigte Influenza-Fälle registriert. Im Vergleich zur Vorwoche gab es kaum Veränderungen. Knapp 6.340 Patienten mussten mit schweren Verläufen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Besonders betroffen sind Schulkinder im Alter von fünf bis 14 Jahren. Doch auch in anderen Altersgruppen sind Influenzainfektionen weit verbreitet.
"Der Höhepunkt der Grippewelle scheint erreicht zu sein", heißt es im aktuellen Wochenbericht des RKI. Dennoch sind die Infektionszahlen besorgniserregend. Hochgerechnet litten in der vergangenen Woche etwa siebeneinhalb Millionen Menschen an akuten Atemwegserkrankungen, unabhängig davon, ob sie einen Arzt aufsuchten. In etwa 2,2 Millionen Fällen suchten die Betroffenen medizinische Hilfe. Neben der Influenza können auch Erkältungen, grippale Infekte oder COVID-19 ursächlich sein.
Seit Beginn der aktuellen Influenzasaison im Oktober wurden insgesamt 221.512 Grippefälle erfasst, 220.230 davon laborbestätigt. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit der Influenza liegt aktuell bei 628. Besonders betroffen sind ältere Menschen: In 89 Prozent der gemeldeten Todesfälle waren die Patienten 60 Jahre oder älter.
OZD / AFP
OZD-Kommentar
Die
alljährliche Grippewelle zeigt erneut, wie anfällig unser
Gesundheitssystem für saisonale Infektionskrankheiten ist. Obwohl der
Höhepunkt nun offenbar erreicht wurde, bleibt die Zahl der schweren
Verläufe hoch. Besonders alarmierend ist die hohe Betroffenheit unter
Schulkindern. Dies wirft Fragen über die Effektivität von
Schutzmaßnahmen und Impfkampagnen auf. Die Zahlen verdeutlichen, dass
die Influenza nicht unterschätzt werden darf. Eine bessere Vorbereitung
und eine stärkere Impfbereitschaft könnten helfen, zukünftige Wellen
abzumildern. Sollte sich das Virus weiterentwickeln, könnte die nächste
Saison noch schwerwiegender ausfallen.
OZD-Analyse
Die
aktuellen Zahlen zeigen, dass die diesjährige Grippewelle ähnlich
verläuft wie in den Vorjahren, jedoch mit einer besonders hohen
Infektionsrate unter Kindern und Jugendlichen. Dies könnte auf eine
geringere Immunität in dieser Altersgruppe zurückzuführen sein,
möglicherweise bedingt durch pandemiebedingte Schutzmaßnahmen der
vergangenen Jahre. Gleichzeitig bleibt die Zahl der
Krankenhauseinweisungen auf einem konstant hohen Niveau, was das
Gesundheitssystem zusätzlich belastet.
Gesundheitsexperten betonen die Bedeutung von Impfungen als wichtigste Schutzmaßnahme gegen schwere Verläufe. In Deutschland lag die Impfquote gegen Influenza in der Saison 2022/23 bei rund 40 Prozent, deutlich unter den Empfehlungen der WHO. Während für Menschen ab 60 Jahren eine hohe Impfbereitschaft besteht, lassen sich jüngere Altersgruppen seltener impfen. Dies könnte auch die hohe Infektionsrate unter Schulkindern erklären.
Ein weiteres Problem ist die allgemeine Belastung des Gesundheitssystems. Bereits in den letzten Wintern war die Kapazitätsgrenze vieler Kliniken erreicht. Eine anhaltend hohe Zahl an Patienten mit schweren Verläufen könnte zu Engpässen führen. In Kombination mit COVID-19 und anderen Atemwegserkrankungen wird die Situation für das medizinische Personal zunehmend schwieriger. Experten fordern langfristige Strategien zur Stärkung des Gesundheitssystems, darunter bessere Finanzierung, eine Erhöhung der Impfquote und mehr Aufklärungsarbeit zu Hygienemaßnahmen.
OZD Erklärung:
Was ist das Robert-Koch-Institut?
Das
Robert-Koch-Institut (RKI) ist die zentrale Einrichtung der
Bundesregierung für Krankheitsüberwachung und -prävention. Es wurde 1891
in Berlin gegründet und benannt nach dem Mediziner Robert Koch, der als
einer der Begründer der modernen Bakteriologie gilt. Das Institut ist
dem Bundesministerium für Gesundheit unterstellt und hat die Aufgabe,
epidemiologische Daten zu sammeln, Krankheitsausbrüche zu analysieren
und Empfehlungen zur Prävention und Bekämpfung von Infektionskrankheiten
zu geben.
Während der COVID-19-Pandemie spielte das RKI eine zentrale Rolle bei der Bewertung der Infektionslage und der Beratung der Regierung. Auch in der aktuellen Grippewelle liefert das Institut wichtige Erkenntnisse über den Verlauf und die Verbreitung der Influenza. Besonders in den Wintermonaten stehen seine Berichte im Fokus der öffentlichen Diskussion.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.