Die israelische Armee hat den Tod der jüngsten Hamas-Geiseln, Kfir und Ariel Bibas, offiziell bestätigt. Armeesprecher Avichay Adraee erklärte in der Nacht zu Freitag, dass die sterblichen Überreste der zuvor von der islamistischen Palästinensermiliz übergebenen Kinderleichen eindeutig als die beiden Brüder identifiziert wurden. Die Armee betonte, dass die Kinder „brutal“ in Geiselhaft getötet wurden.
Die Hamas hatte zu Wochenbeginn angekündigt, die Leichen von Shiri Silbermann Bibas, ihren Söhnen Kfir und Ariel sowie des Friedensaktivisten und Journalisten Oded Lifshitz an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zu übergeben. Alle vier waren am 7. Oktober 2023 von Hamas-Terroristen aus dem Kibbuz Nir Oz entführt worden. Doch Israel erhebt schwere Vorwürfe gegen die Palästinensermiliz: Eine der übergebenen Leichen gehört nicht Shiri Bibas.
Kfir Bibas war bei seiner Entführung erst neun Monate alt, sein Bruder Ariel vier Jahre. Sie galten als die letzten entführten Kinder in der Gewalt der Hamas. Ein Video dokumentierte den Moment ihrer Verschleppung – die Bilder der rothaarigen Jungen in den Armen ihrer verzweifelten Mutter wurden zu einem Symbol für die Grausamkeit des Angriffs.
Am Donnerstag übergab die Hamas schließlich vier Särge an das IKRK. Die Übergabe in Chan Junis im Süden des Gazastreifens wurde international scharf kritisiert. „Die Hamas hat Leid und Tod in unzählige Familien gebracht“, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilte die monatelange Geiselhaft als „grenzenlosen Hamas-Terror“.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu reagierte mit Wut: „Wir sind alle wütend über die Hamas-M.....r.“ Während der Untersuchungen stellte sich heraus, dass eine übergebene Leiche nicht Shiri Bibas gehörte. „Statt ihrer wurde eine unbekannte Person übergeben“, erklärte Armeesprecher Adraee. Dies sei ein „eklatanter Verstoß“ gegen die geltende Waffenruhe-Vereinbarung.
Israel fordert nun die sofortige Herausgabe von Shiri Bibas und aller weiteren Geiseln. Die Freilassung der Toten erfolgte im Rahmen der ersten Phase einer am 19. Januar in Kraft getretenen Waffenruhe, bei der bislang 19 israelische Geiseln im Austausch gegen über 1100 palästinensische Häftlinge freikamen. Insgesamt sollen 33 Geiseln freigelassen werden, von denen Israel zufolge acht bereits tot sind.
OZD / AFP
OZD-Kommentar:
Die Rückgabe der Leichen durch die Hamas unterstreicht die brutale Realität des Geiseldramas. Besonders erschreckend ist die Tatsache, dass eine der übergebenen Leichen nicht Shiri Bibas ist – ein klarer Verstoß gegen die getroffene Vereinbarung. Dass die Hamas selbst im Tod der Geiseln perfide Propaganda betreibt, zeigt sich an der makabren Inszenierung der Särge mit Bildern der Opfer und der Darstellung Netanjahus als Vampir.
Die internationale Gemeinschaft reagiert mit Entsetzen, doch bislang bleibt es bei Verurteilungen. Während Bundeskanzler Scholz und Außenministerin Baerbock deutliche Worte fanden, bleibt offen, welche konkreten Konsequenzen folgen. Die Hamas hat wiederholt bewiesen, dass sie selbst humanitäre Abkommen als taktisches Mittel nutzt.
Prognose:
Israel wird den Druck auf die Hamas erhöhen, um die Herausgabe weiterer Geiseln zu erzwingen. Gleichzeitig droht die Waffenruhe zu scheitern, sollte die Hamas weiterhin gegen Abmachungen verstoßen. Der internationale Druck auf Katar und Ägypten, die als Vermittler agieren, dürfte wachsen.
Analyse: Zahlen, Daten, Fakten:
Geiseldrama in Zahlen: Am 7. Oktober 2023 entführten Hamas-Terroristen insgesamt rund 250 Menschen aus Israel nach Gaza.
Freilassungen: Bislang wurden 19 lebende Geiseln im Austausch gegen mehr als 1100 palästinensische Gefangene freigelassen.
Todesopfer: Nach israelischen Angaben sind acht Geiseln bereits tot.
Internationale Reaktion: Deutschland, die USA und Frankreich haben die Hamas für die Geiselhaft scharf verurteilt.
Hamas-Verstöße: Mehrfach hat die Palästinensermiliz Vereinbarungen über die Freilassung der Geiseln missachtet.
Biographien & Erklärungen:
Wer war Oded Lifshitz?
Oded Lifshitz war ein 83-jähriger Journalist und Friedensaktivist, der sich für die Rechte der Palästinenser engagierte. Er lebte in Nir Oz, einem Kibbuz nahe der Grenze zu Gaza, und setzte sich über Jahrzehnte für eine friedliche Koexistenz zwischen Israelis und Palästinensern ein. Seine Entführung und Ermordung durch die Hamas sorgten für weltweite Empörung.
Was ist das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)?
Das IKRK ist eine humanitäre Organisation, die sich für den Schutz von Opfern bewaffneter Konflikte einsetzt. Sie vermittelt in Geiselfragen und organisiert humanitäre Hilfslieferungen in Krisengebieten. In diesem Fall war das IKRK für die Übergabe der Leichen im Gazastreifen zuständig.
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