Die finanzielle Lage des Deutschen Badminton-Verbands (DBV) spitzt sich dramatisch zu. Wegen massiver Kürzungen der Bundesförderung droht dem Team sogar das Aus für die Weltmeisterschaft. „Diese Einschnitte bedrohen endgültig die internationale Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Chef-Bundestrainer Hannes Käsbauer in einer Stellungnahme des DBV.
Konkret fehlen dem Verband rund 200.000 Euro für das laufende Jahr. Einbußen, die vor allem auf fehlende Erfolge bei den Olympischen Spielen in Paris zurückzuführen sind. Damit schrumpft der Etat für Turniere und Maßnahmen um etwa 40 Prozent – mit weitreichenden Folgen. „Wir werden uns vermutlich abmelden, denn eine Team-WM in China kostet ganz schnell 50.000 Euro, Geld, das wir hinten und vorne nicht haben“, erklärte Käsbauer.
Die aktuelle Planung des DBV reicht nur bis zum Sommer, auch die Einzel-WM Ende August ist finanziell nicht gesichert. Zudem sind Weltranglistenturniere, die für die Qualifikation zu Olympia 2028 essenziell sind, gefährdet.
DBV-Präsident Ralf Michaelis kritisierte in diesem Zusammenhang das umstrittene PotAS-System, das die Verteilung von Fördermitteln regelt. „Das Potenzialanalysesystem als objektiviertes Verfahren hat erhebliche Schwächen“, sagte er und sprach von einem grundlegenden Fehler in der Sportförderung. Ähnlich äußerten sich auch andere Sportverbände wie der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV), der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) und der Deutsche Basketball Bund (DBB), die ebenfalls unter den Kürzungen leiden.
OZD-Kommentar
Die
Mittelkürzungen für den Deutschen Badminton-Verband sind ein weiteres
alarmierendes Signal für den deutschen Leistungssport. Während andere
Nationen gezielt in ihre Sportler investieren, spart Deutschland an
einer ohnehin schon unterfinanzierten Disziplin. Das Problem: Ohne
regelmäßige internationale Teilnahmen verlieren die Athleten den
Anschluss an die Weltspitze – ein Teufelskreis.
Das PotAS-System, das eigentlich eine objektive Verteilung der Fördermittel sicherstellen soll, zeigt erneut gravierende Schwächen. Es scheint, als würden erfolgreiche Sportarten bevorzugt, während weniger medienwirksame Disziplinen ins Abseits geraten. Diese Strategie könnte sich langfristig rächen.
Prognose
Sollte
keine kurzfristige Lösung gefunden werden, wird Deutschland in den
kommenden Jahren immer mehr Spitzensportler an andere Länder verlieren.
Wenn der DBV tatsächlich auf die WM-Teilnahme verzichten muss, könnte
das nicht nur den Badmintonsport in Deutschland zurückwerfen, sondern
auch den Nachwuchs entmutigen.
OZD-Analyse
Finanzlage des DBV
Der Verband erhält 200.000 Euro weniger Fördermittel als im Vorjahr
Dies entspricht einer Kürzung von rund 40 Prozent des Budgets für Turnier- und Maßnahmenkosten
Die Finanzierung für die Einzel-WM im August ist ebenfalls ungewiss
Kritik an PotAS
Das Potenzialanalysesystem (PotAS) entscheidet über die Verteilung von Fördergeldern
Mehrere Sportverbände wie der DLV, DVV und DBB kritisieren das System als unzureichend
Verbandspräsident Michaelis fordert eine Reform der Sportförderung
Bedeutung der Team-WM
Die Weltmeisterschaft findet Ende April in China statt
Ein Start des deutschen Teams ist wegen finanzieller Engpässe fraglich
Ohne Teilnahme verliert Deutschland wichtige Weltranglistenpunkte für künftige Turniere
OZD-Biographien und Erklärungen
Was ist PotAS
Das
Potenzialanalysesystem (PotAS) ist ein Mechanismus zur Verteilung
staatlicher Fördermittel an olympische Sportverbände in Deutschland. Es
bewertet die Leistung und Entwicklungspotenziale der einzelnen
Disziplinen und entscheidet über die Mittelzuweisung. Kritiker
bemängeln, dass die Förderung zu einseitig an kurzfristigen Erfolgen
ausgerichtet ist und kleinere Sportarten benachteiligt werden.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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