Vincent Kompany lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Trainer des FC Bayern München hat auf die deutliche Kritik von Lothar Matthäus am Umgang mit Vereinsikone Thomas Müller unaufgeregt reagiert. „Ich habe schon oft gesagt, wie wichtig er für uns ist. Wir haben große Namen im Kader. Es geht dabei oft über die, die nicht spielen. Aber für uns geht es darum, wie wir mit den Spielern umgehen. Das ist unser Job. Jeder hat dabei seine Rolle“, erklärte der Belgier vor dem Topspiel gegen Eintracht Frankfurt.
Auslöser der Debatte war Müllers Einsatz im Play-off-Rückspiel der Champions League gegen Celtic Glasgow. Der Weltmeister von 2014 wurde erst in der Nachspielzeit eingewechselt – wenige Sekunden nach dem Ausgleichstreffer von Alphonso Davies. Für Matthäus eine Demütigung. „Das hat mich traurig gemacht und es tut mir leid für ihn. Ich war schockiert“, sagte der Sky-Experte. Müller sei einer der größten Spieler der Vereinsgeschichte und verdiene mehr Respekt.
Kompany zeigte sich unbeeindruckt. Er hätte diesen Wechsel „auch gemacht“, selbst wenn das Tor „zehn, fünfzehn Minuten früher“ gefallen wäre. „Thomas weiß, dass jeder Moment wichtig ist.“ Doch die Diskussion um den langjährigen Führungsspieler ebbt nicht ab. Müllers Vertrag läuft im Sommer aus, die Zukunft des 35-Jährigen ist ungewiss.
Sportdirektor Christoph Freund versicherte, dass eine Lösung in Ruhe besprochen werde. „Thomas hat eine wichtige Rolle. Er ist eine große Persönlichkeit und hat Einfluss auf die Mannschaft.“ Auch Präsident Herbert Hainer hatte sich kürzlich für einen Verbleib des Routiniers ausgesprochen – in welcher Funktion auch immer. Müller bringe „enorm viel mit, vom Management über Botschafter bis hin zu einer Art Außenminister des Vereins, das ist alles denkbar – eine Legende ist er ohnehin.“
In dieser Saison kam Müller in 22 Bundesliga-Spielen zum Einsatz, stand aber nur sechsmal in der Startelf. In der Champions League war er in zehn Partien nur dreimal von Beginn an dabei. Die wenigen Sekunden gegen Celtic markieren den vorläufigen Tiefpunkt seiner Einsatzzeiten.
„So etwas muss sich ein Thomas Müller nicht antun“, sagte Matthäus. Für ihn sei klar: Sollte sich an der Perspektive für Müller nichts ändern, müsse er sich überlegen, „etwas anderes zu machen“.
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OZD-Kommentar
Die Diskussion um Thomas Müllers Zukunft zeigt einmal mehr, wie schwer sich der FC Bayern mit dem Umgang großer Vereinslegenden tut. Ein Einsatz in der Nachspielzeit, nach einem Treffer, der das Spiel entschieden hat – das ist kein sportlicher Beitrag, das ist Symbolik. Und genau hier liegt das Problem. Müller hat sich seinen Status als Ikone des Vereins verdient. Doch der Umgang mit ihm lässt Zweifel aufkommen, ob seine Verdienste noch angemessen gewürdigt werden.
Vincent Kompany argumentiert, dass jeder Moment wichtig sei. Doch die Art und Weise, wie Müller in Glasgow eingesetzt wurde, spricht eine andere Sprache. Matthäus hat recht, wenn er diese Entscheidung als Demütigung empfindet. Sollte der Trainer wirklich auf die Qualitäten des Routiniers setzen, müsste er ihn anders in die Mannschaft einbinden. Doch stattdessen wird der 35-Jährige immer häufiger nur zum Randakteur.
Die kommenden Wochen werden zeigen, wie ernst es dem FC Bayern mit einem Verbleib Müllers ist. Sollte sich die Situation nicht ändern, wäre ein Abschied nicht nur nachvollziehbar – sondern vielleicht sogar die beste Lösung für alle Beteiligten.
OZD-AnalyseDie Diskussion um Thomas Müller ist kein Einzelfall, sondern Teil eines größeren Problems beim FC Bayern: der Übergang von verdienten Spielern in neue Rollen. Große Namen wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Arjen Robben standen am Ende ihrer Bayern-Karriere vor ähnlichen Fragen. Doch die Art und Weise, wie diese Übergänge gestaltet werden, bleibt ein ständiger Balanceakt zwischen sportlichem Anspruch und emotionaler Verbundenheit.
Statistisch gesehen hat Müller in dieser Saison noch immer eine solide Präsenz im Kader. 22 Ligaeinsätze, wenn auch nur sechs von Beginn an, sowie zehn Champions-League-Partien sprechen für sich. Doch die Minuten auf dem Platz nehmen stetig ab. Seit 2010 war Müller unangefochtener Leistungsträger – ein Status, der mittlerweile ins Wanken gerät.
Der FC Bayern muss sich entscheiden: Entweder Müller wird sportlich noch einmal eine zentrale Rolle eingeräumt, oder es braucht eine klare und wertschätzende Perspektive für die Zeit nach seiner aktiven Karriere. Präsident Herbert Hainer deutet an, dass es Ideen für eine Zukunft im Management gibt. Doch ohne eine eindeutige Kommunikation wird die öffentliche Diskussion um Müller weitergehen – und möglicherweise Unruhe in die Mannschaft tragen.
Wie der FC Bayern mit dieser Herausforderung umgeht, wird auch ein Signal für kommende Generationen sein. Denn Spieler wie Joshua Kimmich oder Manuel Neuer könnten in wenigen Jahren vor der gleichen Situation stehen.
OZD-Biographien und Erklärungen
Wer ist Thomas Müller?
Thomas
Müller ist eine der größten Vereinslegenden des FC Bayern München und
eine Ikone des deutschen Fußballs. Geboren am 13. September 1989 in
Weilheim, wurde er bereits in jungen Jahren Teil der Bayern-Jugend und
entwickelte sich zu einem der prägenden Spieler seiner Generation. Seit
seinem Durchbruch unter Louis van Gaal 2009/10 ist er eine zentrale
Figur im Team.
Mit Bayern gewann er elf Meisterschaften, zweimal die Champions League und zahlreiche weitere Titel. International wurde er 2014 mit Deutschland Weltmeister und war mit zehn Toren einer der erfolgreichsten WM-Spieler seiner Zeit. Neben seiner sportlichen Leistung gilt Müller als Identifikationsfigur des Vereins. Seine Karriere nähert sich dem Ende, doch ob er weiter als Spieler bleibt oder eine neue Rolle im Klub übernimmt, ist noch offen.
Was ist der FC Bayern München?
Der
FC Bayern München ist der erfolgreichste Fußballverein Deutschlands und
eine der führenden Adressen im europäischen Fußball. 1900 gegründet,
gewann der Verein bisher über 30 deutsche Meisterschaften, zahlreiche
DFB-Pokale und sechsmal die Champions League. Der Klub ist bekannt für
seine finanzielle Stabilität, seine klare sportliche Philosophie und
seine Fähigkeit, internationale Topspieler sowie eigene Talente zu
integrieren.
Wirtschaftlich gehört Bayern zu den wenigen Vereinen, die ohne große Schulden wirtschaften. Mit weltweiten Partnerschaften und einer enormen Strahlkraft ist der Klub einer der wertvollsten Fußballvereine der Welt. Doch mit dem Wandel im modernen Fußball steht auch Bayern vor der Herausforderung, Tradition und wirtschaftlichen Erfolg zu vereinen.
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