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Schweizer Dominanz: Von Allmen siegt vor Odermatt und Monney

Die Schweiz feiert einen historischen Dreifachsieg in Crans-Montana. Weltmeister Franjo von Allmen triumphiert erstmals im Weltcup und setzt sich vor Landsmann Marco Odermatt durch.

Die Schweizer Speed-Asse haben bei ihrem Heimrennen in Crans-Montana die Konkurrenz deklassiert und einen historischen Dreifacherfolg gefeiert. Nach seinem WM-Triumph in Saalbach-Hinterglemm gewann Franjo von Allmen seine erste Weltcup-Abfahrt und ließ dabei Super-G-Weltmeister Marco Odermatt um 13 Hundertstelsekunden hinter sich. Alexis Monney, der bereits bei der Weltmeisterschaft Bronze holte, komplettierte das Podest.

Vor 6000 begeisterten Fans in Crans-Montana war der erneute Triumph der Eidgenossen eine eindrucksvolle Demonstration ihrer Stärke. Das Rennen erinnerte an die Heim-WM 1987, als die Schweizer mit einem Vierfachsieg in der Abfahrt einen unvergesslichen Tag erlebten. Mit fünf Siegen in sechs Weltcup-Abfahrten des Winters und elf von zwölf möglichen Top-2-Platzierungen zeigt sich die Dominanz der Schweizer eindrucksvoll in Zahlen.

Die Konkurrenz hatte dem Tempo der Gastgeber wenig entgegenzusetzen. Der Österreicher Vincent Kriechmayr, einst Weltmeister in der Abfahrt, verpasste erneut das Podium und wurde Vierter mit einem Rückstand von 0,81 Sekunden. Auch der Kanadier James Crawford, der mit seinem Sieg in Kitzbühel die Schweizer Erfolgsserie unterbrochen hatte, kam nicht über Rang sechs hinaus.

Aus deutscher Sicht war das Rennen erneut ernüchternd. Romed Baumann, ehemaliger Vize-Weltmeister, spielte wie schon bei der WM keine Rolle und verlor 2,66 Sekunden auf die Bestzeit – Rang 24. Der junge Luis Vogt kam mit einem Rückstand von 3,62 Sekunden nicht in die Punkteränge und wurde 42.

Neben den sportlichen Erfolgen gab es für die Schweizer noch eine weitere positive Nachricht. Speed-Spezialist Niels Hintermann verkündete über Instagram, dass er seine Krebserkrankung überwunden habe. Ob und wann der dreimalige Weltcupsieger zurückkehrt, ließ er offen.

Das Rennwochenende wurde jedoch von einem schweren Sturz im Training überschattet. Der Franzose Nils Alphand stürzte am Freitag schwer und musste mit dem Helikopter ins Krankenhaus gebracht werden. Über seinen Gesundheitszustand gab es zunächst keine neuen Informationen.

OZD / AFP.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.

OZD-Kommentar

Der Dreifachsieg der Schweizer in Crans-Montana unterstreicht eindrucksvoll ihre Vormachtstellung im Speed-Sektor. Die WM-Erfolge waren keine Eintagsfliege, sondern bestätigen eine Entwicklung, die sich über Jahre aufgebaut hat. Mit Talenten wie Franjo von Allmen, Marco Odermatt und Alexis Monney haben die Eidgenossen eine Generation von Ausnahmefahrern, die die Konkurrenz in den Schatten stellt.

Für Österreich ist die Lage hingegen alarmierend. Eine Skination, die einst das Abfahrtsgeschehen dominierte, hat in dieser Saison noch kein einziges Podium in der Königsdisziplin erreicht. Vincent Kriechmayr bleibt als einziger Hoffnungsträger übrig, doch seine Leistungen reichen derzeit nicht für den Anschluss an die Spitze. Die Dominanz der Schweiz ist kein Zufall, sondern das Ergebnis konsequenter Nachwuchsarbeit und eines perfekt abgestimmten Trainingskonzepts.

Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnte sich die Abfahrt langfristig von einem Duell Schweiz gegen Österreich in eine einseitige Angelegenheit verwandeln. Die nächste Weltcup-Saison wird zeigen, ob die Konkurrenz in der Lage ist, die Lücke zu schließen – oder ob die Eidgenossen ihre Vormachtstellung weiter ausbauen.


OZD-Analyse

Die Dominanz der Schweizer Abfahrer lässt sich in Zahlen eindrucksvoll belegen. In der aktuellen Weltcup-Saison haben sie fünf der sechs bisherigen Abfahrten gewonnen und insgesamt 11 von 12 möglichen Podestplätzen belegt. Kein anderes Land kommt auch nur annähernd an diese Bilanz heran.

Betrachtet man die durchschnittlichen Rückstände der Konkurrenz, wird das Ausmaß der Überlegenheit noch deutlicher:

Durchschnittlicher Vorsprung der Schweizer Sieger auf Rang 2: 0,19 SekundenDurchschnittlicher Vorsprung auf das beste Nicht-Schweizer Podest: 0,53 SekundenErfolgsquote der Schweizer in Abfahrten: 83,3 % der Siege, 91,7 % der Top-2-Platzierungen

Besonders bemerkenswert ist, dass die Eidgenossen nicht nur durch einen einzelnen Fahrer dominieren, sondern mit von Allmen, Odermatt und Monney gleich drei Athleten regelmäßig in den Spitzenrängen vertreten sind. In den letzten sechs Weltcup-Abfahrten stand mindestens ein Schweizer auf dem Podium, in vier Rennen waren es sogar zwei oder mehr.

Die Krise der österreichischen Abfahrer zeigt sich ebenso deutlich in den Zahlen. Österreich hat in den vergangenen 16 Weltcup-Abfahrten keinen Sieg mehr geholt und in dieser Saison noch kein einziges Podium erreicht. Die besten Platzierungen:

Vincent Kriechmayr: Platz 4 in Crans-Montana (+0,81 Sekunden)Daniel Hemetsberger: Platz 6 in Bormio (+1,02 Sekunden)Otmar Striedinger: Platz 7 in Wengen (+1,21 Sekunden)

Ein ähnlich langer Podestlos-Zeitraum für Österreich gab es zuletzt in den 1980er-Jahren.

Die deutschen Abfahrer setzen ihren Abwärtstrend fort. Romed Baumann hat in dieser Saison keinen einzigen Top-15-Platz in der Abfahrt erreicht, sein durchschnittlicher Rückstand auf die Sieger beträgt 2,27 Sekunden. Luis Vogt, der als Nachwuchshoffnung galt, konnte in keinem Rennen Weltcup-Punkte sammeln.

Der Blick in die Zukunft zeigt, dass sich dieser Trend fortsetzen könnte. Die Schweiz wird 2027 die Heim-Weltmeisterschaft in Crans-Montana austragen – genau an dem Ort, an dem sie jetzt schon die Konkurrenz deklassiert. Wenn Österreich und Deutschland bis dahin keine strukturellen Veränderungen in ihrer Nachwuchsarbeit vornehmen, droht der Abfahrtssport zu einer Schweizer Domäne zu werden.


OZD-Biographien und Erklärungen

Wer ist Franjo von Allmen?
Franjo von Allmen ist ein Schweizer Skirennfahrer, der sich innerhalb kürzester Zeit an die Weltspitze katapultiert hat. Geboren am 12. Juni 2002, durchlief er das Schweizer Nachwuchsprogramm und feierte in der Saison 2023/24 seinen internationalen Durchbruch. Sein größter Erfolg war der Gewinn der Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm 2024, mit dem er sich als neuer Star der Abfahrtsszene etablierte. In Crans-Montana feierte er nun seinen ersten Weltcup-Sieg und bestätigte seine herausragende Form.

Was ist die Weltcup-Abfahrt?
Die Weltcup-Abfahrt ist die schnellste und prestigeträchtigste Disziplin im alpinen Skisport. Gefahren wird auf Strecken mit bis zu 130 km/h, wobei mutige Linienwahl und Risikobereitschaft entscheidend sind. Der alpine Skiweltcup wird von der Fédération Internationale de Ski (FIS) organisiert und besteht aus mehreren Stationen weltweit. Die Sieger werden nach Punkten bewertet, wobei die Gesamtwertung über eine Kristallkugel entscheidet.

Die Abfahrt gilt als „Königsdisziplin“ des Skisports und hat eine lange Tradition. Erfolgreiche Nationen sind vor allem die Schweiz, Österreich, Frankreich und Norwegen. Der aktuelle Trend zeigt jedoch, dass die Schweiz derzeit in der Abfahrt den Ton angibt, während Österreich und Deutschland zunehmend ins Hintertreffen geraten.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP