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Die Hamas-Inszenierungen - Warum ist diese Zurschaustellung der Geiseln für die Hamas so wichtig?

Israels Regierung stoppt die geplante Freilassung palästinensischer Häftlinge. Grund sind die von der Hamas inszenierten Geiselübergaben, die Israel als „demütigend“ und „zynisch“ kritisiert.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die für Samstag geplante Freilassung palästinensischer Häftlinge verschoben. Der Grund: Die Inszenierungen der Hamas bei den jüngsten Geiselübergaben, die Israel als „demütigend“ und „zynisch“ verurteilt. „Es wurde entschieden, die geplante Freilassung von Terroristen zu verschieben, bis die Freilassung der nächsten Geiseln ohne demütigende Zeremonien sichergestellt ist“, teilte Netanjahus Büro am Sonntag mit.

Am Samstag hatte die Hamas sechs israelische Geiseln freigelassen. Die Übergaben in Rafah und Nuseirat verliefen jedoch nach einem wiederkehrenden Muster: Vermummte Hamas-Kämpfer präsentierten die Geiseln auf Bühnen, ließen sie dem Publikum zuwinken und überreichten ihnen „Zertifikate“ in Hebräisch. Anschließend wurden sie dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben.

Die Bilder der Zurschaustellung sorgten international für Kritik. Insbesondere die martialische Präsentation der Leichen von Kfir, Ariel und Shiri Bibas hatte Empörung ausgelöst. Die Hamas hatte die Übergabe der sterblichen Überreste von zwei entführten Kleinkindern und ihrer Mutter in Chan Junis mit militärischer Symbolik inszeniert: Särge neben Geschosshülsen, umringt von schwerbewaffneten Kämpfern.

Während die Hamas behauptet, die Familie sei bei einem israelischen Luftangriff gestorben, widersprach Israels Gerichtsmedizin: Keine Hinweise auf Bombenverletzungen. Die Familie der Bibas erklärte, sie seien „ermordet“ worden, verzichtete jedoch auf die Veröffentlichung weiterer Details.

Zusätzliche Empörung löste ein von der Hamas veröffentlichtes Video aus, in dem zwei weitere Geiseln – Evyatar David und Guy Gilboa-Dalal – gezwungen wurden, sich die Geiselübergaben anzusehen. In dem Clip flehen die beiden jungen Männer Netanjahu an, ihre Freilassung zu erwirken: „Wir wollen nur, dass es aufhört.“

Die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas bleiben weiterhin angespannt. Während Israel auf eine würdige Behandlung der Geiseln pocht, setzt die Hamas ihre mediale Strategie fort.

OZD / AFP


OZD-Kommentar

Die Geisel-Inszenierungen der Hamas sind eine bewusste Machtdemonstration. Anstatt sich auf den humanitären Aspekt der Freilassung zu konzentrieren, nutzt die islamistische Gruppe die Übergaben als Propaganda-Werkzeug – auf Kosten der Opfer und ihrer Familien.

Die öffentliche Vorführung der Geiseln ist eine klare psychologische Kriegsführung. Die Inszenierungen mit Zwangsgesten, Bühnenauftritten und erzwungenen Worten vor laufenden Kameras sollen nicht nur Israel demütigen, sondern auch die eigene Basis stärken. Dass Israel darauf mit einem Stopp der Häftlingsfreilassung reagiert, ist daher eine logische Konsequenz.

Die besonders grausame Präsentation der Bibas-Kinder zeigt, dass die Hamas ihre Gefangenen nicht als Menschen, sondern als Mittel zum Zweck betrachtet. Dies ist ein abscheuliches Signal an die internationale Gemeinschaft, die sich bisher nicht entschieden genug gegen diese Praktiken ausgesprochen hat.

Die Frage bleibt: Wie lange wird Israel auf eine würdige Behandlung der Geiseln pochen können, ohne den Druck zur weiteren Freilassung zu verlieren? Die Hamas wird kaum von ihrer Strategie abrücken – es sei denn, sie wird dazu gezwungen.


OZD-Analyse

Die jüngsten Entwicklungen zeigen, wie die Hamas die Dynamik der Geiselverhandlungen zu ihren Gunsten zu manipulieren versucht. Warum ist die Zurschaustellung der Geiseln für die Hamas so wichtig?

Psychologische Wirkung
Die Hamas nutzt die Geiseln als Teil einer medialen Kriegsführung
Die öffentliche Vorführung soll Israel unter Druck setzen und Angst unter den Familien der Entführten schüren
Gleichzeitig wird die eigene Bevölkerung gestärkt, indem die Hamas sich als dominante Macht inszeniert

Warum reagiert Israel mit dem Stopp der Häftlingsfreilassung?
Israel will verhindern, dass sich die Inszenierungen der Hamas als neues Muster etablieren
Die Regierung muss innenpolitischen Druck berücksichtigen – Geiselfamilien verlangen ein Ende der Demütigungen
Durch den Aufschub soll die Hamas gezwungen werden, auf die Inszenierungen zu verzichten

Internationale Reaktionen
Bisher bleibt die Reaktion der westlichen Verbündeten relativ zurückhaltend
Die USA und EU verurteilen die Hamas-Methoden, setzen Israel aber gleichzeitig unter Druck, die Verhandlungen fortzusetzen
Der UN-Sicherheitsrat hat sich bislang nicht klar zu den Inszenierungen geäußert

Mögliche weitere Entwicklungen
Israel könnte darauf bestehen, dass alle künftigen Geiselübergaben ohne öffentliche Inszenierung stattfinden
Falls die Hamas darauf nicht eingeht, könnten sich die Verhandlungen erneut festfahren
Langfristig könnte Israel versuchen, die Hamas durch militärischen oder wirtschaftlichen Druck zu schwächen

Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Hamas sich von ihrer bisherigen Strategie abbringen lässt – oder ob die Verhandlungen erneut in eine Sackgasse geraten.


OZD-Biographien und Erklärungen

Wer ist Benjamin Netanjahu?
Benjamin Netanjahu ist der amtierende Premierminister Israels und Vorsitzender der rechtskonservativen Likud-Partei. Er ist der am längsten amtierende Ministerpräsident in der Geschichte des Landes und steht für eine harte Sicherheitspolitik gegenüber der Hamas und anderen militanten Gruppen im Nahen Osten.

Was ist die Hamas?
Die Hamas ist eine palästinensische islamistische Organisation, die sowohl einen politischen als auch einen militärischen Arm besitzt. Sie wurde 1987 gegründet und wird von Israel, den USA, der EU und anderen Staaten als terroristische Organisation eingestuft. Ihr erklärtes Ziel ist die Zerstörung des Staates Israel, weshalb sie in einem permanenten Konflikt mit der israelischen Regierung steht.

Wie funktioniert ein Geiselabkommen?
Geiselverhandlungen im Nahost-Konflikt sind oft langwierige Prozesse, die durch Vermittler wie Ägypten oder Katar geführt werden
In der Regel werden Geiseln gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen ausgetauscht
Israel besteht darauf, dass künftige Übergaben nicht mehr für Propagandazwecke missbraucht werden



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Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild und zweites Bild:  AFP