Essen - (ots) - Ob
es wirklich so klug war, die Aufzugssparte an ein Konsortium aus
Finanzinvestoren (aus USA und England) und die Essener RAG Stiftung zu
verkaufen, wird sich erst noch zeigen. Schließlich trennt sich
Thyssenkrupp ausgerechnet von jenem Geschäftsteil, der überhaupt noch
Gewinn macht.
Die 17,2 Milliarden Euro für den Verkauf der Aufzüge
erwartet TK-Chefin Martina Merz bis Ende September, wenngleich das viele
Geld jetzt schon so gut wie verteilt ist innerhalb des Konzerns. Denn
überall fehlen die Mittel.
Man mag nicht darüber nachdenken, wenn die mit allen Wassern gewaschenen
Aufzugkäufer aus Boston und London angesichts der Corona-Krise
nachverhandeln wollen und plötzlich den Preis senken. Oder wenn eine
Kartellbehörde nicht zustimmt?
Es wären Horror-Szenarien für das Unternehmen, das allein hierzulande
knapp 70.000 Menschen beschäftigt. Ganz besonders schlimm wäre ein
Taumeln des Stahl- und Technologieriesen für unser Land NRW. Nicht ohne
Grund sitzt Ministerpräsident Armin Laschet im Kuratorium der
Krupp-Stiftung, der immer noch rund 21 Prozent des Unternehmens gehören.
Doch was kann das Land überhaupt zur Stützung von Thyssenkrupp tun?
Stahl einkaufen scheint den Verantwortlich jedenfalls nicht einzufallen:
Das NRW-Verkehrsministerium kaufte das Material für die Autobahnbrücke
der A1 lieber billig im fernen China. Die hiesigen Stahl-Mitarbeiter
können darüber nur den Kopf schütteln.
Doch auch die TK-Konzernspitze hat Erfahrungen mit Schund aus China: Die Stahlwerke in Brasilien ließen die Chefs nicht durch hauseigene Unternehmen wie Uhde oder Polysius errichten, sondern von China-Firmen. Mit dieser Billig-Strategie fing das Desaster an, das bis auf den heutigen Tag andauert.