Dänemark geht neue Wege im Kampf gegen die zunehmende Smartphone-Nutzung von Kindern: Die Regierung will ein vollständiges Handy-Verbot an Schulen durchsetzen. Bildungsminister Mattias Tesfaye kündigte am Dienstag an, dass eine entsprechende Gesetzesänderung vorbereitet werde.
Das geplante Verbot soll weitreichend sein: Schülerinnen und Schüler dürfen ihre Smartphones nicht nur während des Unterrichts, sondern auch in den Pausen nicht mehr benutzen. „Ich glaube, dass Bildschirme vielen unserer Kinder ihre Kindheit nehmen“, erklärte Kulturminister Jakob Engel-Schmidt und stellte sich damit hinter das Vorhaben.
Der Vorschlag geht auf eine Kommission für das Wohlergehen von Heranwachsenden zurück, die am Dienstag ihre Ergebnisse präsentierte. Sie rät zudem dazu, die Handy-Nutzung von Kindern unter 14 Jahren einzuschränken, hält eine gesetzliche Regelung in diesem Punkt jedoch für ungeeignet.
Kommissionspräsident Rasmus Meyer sieht in Smartphones eine ernste Gefahr für die psychische Gesundheit von Kindern. „Sobald ein Telefon im Kinderzimmer ist, nimmt es den gesamten Raum ein“, warnte er. Handys könnten das Selbstwertgefühl zerstören und das Wohlbefinden von Heranwachsenden massiv beeinträchtigen.
Das geplante Smartphone-Verbot könnte auch über Dänemark hinaus Signalwirkung haben. Immer mehr Länder diskutieren über die Einschränkung der Handynutzung in Schulen. Ob Dänemarks radikaler Schritt zum Vorbild wird, bleibt abzuwarten.
OZD / AFP
OZD-Kommentar
Radikaler Schritt oder sinnvolle Maßnahme? Dänemark gegen die Smartphone-Sucht
Die dänische Regierung setzt ein Zeichen: Handys haben in der Schule nichts zu suchen. Aber ist das Verbot der richtige Weg?
Unbestritten ist, dass Smartphones den Schulalltag stark beeinflussen. Ablenkung im Unterricht, Cybermobbing in den Pausen und der ständige Blick auf den Bildschirm sind für Lehrkräfte und Eltern längst ein Problem geworden. Experten warnen zudem, dass übermäßige Handynutzung die psychische Gesundheit junger Menschen gefährden kann.
Doch eine Frage bleibt: Kann ein Verbot das Problem wirklich lösen? Kinder und Jugendliche wachsen in einer digitalisierten Welt auf – und sie werden später in Berufen arbeiten, in denen digitale Kompetenz essenziell ist. Ein pauschales Verbot könnte riskieren, dass Kinder den verantwortungsvollen Umgang mit Technologie nicht lernen.
Statt reiner Verbote wäre es sinnvoller, den bewussten Umgang mit Smartphones zu fördern. Digitale Bildung statt Digitalentzug – das könnte der Schlüssel zu einer besseren Balance zwischen Kindheit und moderner Technologie sein.
Die dänische Entscheidung könnte ein Präzedenzfall für andere europäische Länder sein. Doch ob sie langfristig den gewünschten Erfolg bringt oder nur ein weiterer Kampf gegen Windmühlen ist, bleibt abzuwarten.
OZD-Analyse
Smartphone-Verbot in Schulen: Wirksam oder übertrieben?
Warum will Dänemark Handys an Schulen verbieten?
Die Regierung sieht in Smartphones eine Gefahr für die Kindheit und das Wohlbefinden von Schülern.
Schüler sollen wieder mehr miteinander kommunizieren, statt am Bildschirm zu hängen.
Welche Probleme gibt es mit Smartphones im Schulalltag?
Ablenkung im Unterricht durch Social Media und Messenger-Dienste.
Cybermobbing nimmt zu, da Konflikte aus dem echten Leben in Chats weitergeführt werden.
Studien zeigen, dass übermäßige Bildschirmnutzung Stress und Angstzustände bei Jugendlichen verstärken kann.
Was sagen Kritiker?
Digitale Medienkompetenz ist in einer modernen Gesellschaft unerlässlich.
Kinder müssen lernen, verantwortungsvoll mit Smartphones umzugehen, statt sie nur zu verbieten.
Ein Verbot könnte Schüler benachteiligen, die ihre Handys für Lernzwecke nutzen wollen.
Welche Länder haben ähnliche Maßnahmen?
Frankreich hat bereits 2018 ein Verbot für Handys an Schulen eingeführt.
In Deutschland gibt es keine einheitliche Regelung, einzelne Bundesländer setzen jedoch auf Handyverbote in Schulen.
Schweden und die Niederlande diskutieren derzeit über striktere Maßnahmen gegen Handys in Schulen.
Wie geht es weiter?
Die dänische Regierung wird in den kommenden Monaten ein konkretes Gesetz ausarbeiten.
Ob das Verbot wirklich durchgesetzt wird oder doch abgeschwächt wird, bleibt abzuwarten.
Ein generelles Verbot könnte zu Widerstand führen – eine ganzheitliche Lösung mit Aufklärung und klaren Regeln könnte langfristig sinnvoller sein.
OZD-Biographien und Erklärungen
Wer ist Mattias Tesfaye?
Mattias Tesfaye ist der dänische Bildungsminister, Mitglied der Sozialdemokraten und ein Verfechter strikter Bildungsmaßnahmen.
Er setzt sich für mehr Disziplin in Schulen und eine klare Trennung zwischen Schule und Freizeit ein.
Was ist die Kommission für das Wohlergehen von Heranwachsenden?
Eine Expertenkommission, die die Auswirkungen von digitalen Medien auf Kinder untersucht.
Sie empfiehlt Maßnahmen gegen exzessive Bildschirmnutzung und warnt vor negativen Folgen von Smartphones auf die psychische Gesundheit.
Gibt es in Deutschland Handyverbote an Schulen?
Es gibt keine einheitliche Regelung – jedes Bundesland entscheidet selbst.
Bayern hat ein striktes Handyverbot während der Schulzeit, andere Bundesländer setzen auf individuelle Regelungen je nach Schule.
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Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP