Zum 3. Jahrestag des Kriegsbeginns haben Reporter ohne Grenzen (RSF) und die ukrainische Partnerorganisation Institute of Mass Information (IMI) die Gewalt gegen Medienschaffende in Zahlen gefasst. „Moskau kämpft in der Ukraine seit drei Jahren auch gegen die Pressefreiheit, um seine Propaganda durchzusetzen und unabhängige Informationen zu unterdrücken“, sagt Anja Osterhaus, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen (RSF). „Medienschaffende in der Ukraine brauchen daher auch weiterhin internationale Unterstützung – gerade nach den absurden Anschuldigungen des US-Präsidenten, die Ukraine sei für den Krieg verantwortlich.“
13 getötete Journalistinnen und Journalisten
Seit Februar 2022 kamen insgesamt 13 Journalistinnen und Journalisten während der Berichterstattung ums Leben. Die jüngsten Fälle stammen aus dem vergangenen Jahr: Im August 2024 wurde Ryan Evans, ein Sicherheitsberater der britischen Nachrichtenagentur Reuters, bei einem russischen Raketenangriff auf ein Hotel in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk getötet. Im Oktober 2024 informierte das russische Verteidigungsministerium die Angehörigen von Viktoria Roschtschyna über deren Tod. Die ukrainische Journalistin war während Recherchen im August 2023 verschwunden. Die genauen Umstände ihres Todes sind weiterhin unbekannt. Russland hat Roschtschynas Leiche den Angehörigen nicht übergeben.
47 verwundete Medienschaffende
In drei Jahren russischer Vollinvasion wurden mindestens 47 ukrainische und ausländische Medienschaffende in Ausübung ihrer journalistischen Tätigkeit verwundet. Zu den Verletzungen kam es unter anderem bei gezielten russischen Angriffen auf Redaktionen und von Medienschaffenden genutzte Hotels.
19 ukrainische Journalisten in russischer Haft
Insgesamt 19 ukrainische Journalistinnen und Journalisten sitzen derzeit in russischer Haft – fast die Hälfte der 39 in Russland inhaftierten Medienschaffenden. Zumeist leiden sie unter erschwerten Haftbedingungen und haben keinen Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung. So wird beispielsweise die chronische Mittelohrentzündung der inhaftierten Bürgerjournalistin Irina Danilowitsch nicht ausreichend behandelt.
Eine vermisste Journalistin
Seit Juni 2024 wird die ukrainische Journalistin Schanna Kyselowa vermisst. Sie wurde von russischen Besatzungstruppen in ihrem Haus in Kachowka festgenommen. Die Stadt liegt im von Russland besetzten Teil der Region Cherson. Kyselowa war Chefredakteurin der Lokalzeitung Kachowska Sorja, welche nach Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 geschlossen wurde. Über ihren gegenwärtigen Aufenthaltsort sind keine Informationen bekannt.
23 Schläge gegen Sendeanlagen
RSF verzeichnete 23 russische Angriffe auf ukrainische Sendetürme, welche die Verbreitung unabhängiger Nachrichten unterbinden sollen. Einige Sendeanlagen, zum Beispiel der Fernsehturm im nordostukrainischen Charkiw, wurden mehrfach getroffen.
329 geschlossene Medien
Insgesamt 329 ukrainische Medien mussten ihre Arbeit einstellen. Gründe dafür waren neben der Zerstörung von Redaktionen und Repressionen in den russisch besetzten Gebieten auch, dass Werbeeinnahmen nach Kriegsbeginn ausblieben. Aktuell wird der ökonomische Fortbestand vieler ukrainischer Medien durch die Aussetzung der Entwicklungszusammenarbeit durch US-Präsident Donald Trump gefährdet. Die meisten ukrainischen Medien sind angesichts der prekären Lage in der Ukraine auf die Unterstützung durch internationale Geldgeber angewiesen.
Drei Jahre Unterstützung
Reporter ohne Grenzen (RSF) unterstützt Medienschaffende in der Ukraine mit zwei Pressefreiheitszentren in Kyjiw und Lwiw, die unter anderem kugelsichere Westen, Helme und Erste-Hilfe-Kästen an Medienschaffende ausgeben. In drei Jahren Krieg haben mehr als 1.900 Journalistinnen und Journalisten diese Angebote genutzt.
In der Rangliste der Pressefreiheit belegt die Ukraine Rang 61 von 180 Staaten, Russland befindet sich auf Platz 162.
Reporter ohne Grenzen e. V.
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