Der VfL Bochum hat im Abstiegskampf der Bundesliga einen juristischen Erfolg errungen: Das „Skandalspiel von Köpenick“ wird mit 2:0 für den VfL gewertet. Das Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bestätigte in Frankfurt/Main das Urteil des Sportgerichts vom 9. Januar und wies die Berufung von Union Berlin ab.
„Wir haben in der rechtlichen Wertung davon auszugehen, dass eine Schwächung der Mannschaft vorliegt“, begründete der Bundesgerichts-Vorsitzende Oskar Riedmeyer die Entscheidung. Das Spiel war ursprünglich regulär zu Ende gegangen, doch ein Zuschauervorfall führte zur nachträglichen Wertung zugunsten von Bochum.
Union Berlin akzeptiert das Urteil nicht und kündigte am Freitagabend an, vor das Ständige Schiedsgericht zu ziehen. Präsident Dirk Zingler zeigte sich kämpferisch: „Wir waren heute Zeuge eines Verfahrens, in dem erstmalig das Fehlverhalten eines Zuschauers zu einer Spielumwertung geführt hat. Das Gericht wurde aufgefordert, ein politisches Signal zu senden – unter fehlerhafter Anwendung der Rechts- und Verfahrensordnung. Wir sind daher gezwungen, dem politischen Druck zu entgehen und werden das Ständige Schiedsgericht anrufen.“
Zuvor waren auch Holstein Kiel und der FC St. Pauli mit ihrem Versuch gescheitert, sich in das Verfahren einzuklagen. Beide abstiegsbedrohten Vereine hatten argumentiert, dass sie durch die Entscheidung im Abstiegskampf benachteiligt würden. Das Bundesgericht wies dies zurück und erklärte die Berufung der Klubs für unzulässig.
Mit dem Urteil erhält Bochum drei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Union Berlin hingegen droht der Absturz auf einen direkten Abstiegsplatz. Die endgültige Entscheidung über das Spiel liegt nun beim Ständigen Schiedsgericht – doch die Zeit drängt, denn die Saison geht in die entscheidende Phase. ozd/afp
OZD-Kommentar
Die Entscheidung des DFB-Bundesgerichts könnte weitreichende Folgen für den deutschen Fußball haben. Erstmals wird ein Spiel aufgrund von Zuschauereinfluss am Grünen Tisch umgewertet – und das, obwohl es regulär beendet wurde.
Union Berlin steht zu Recht auf den Barrikaden. Das Urteil schafft einen Präzedenzfall, der Klubs in Zukunft zu noch schärferen Sicherheitsmaßnahmen zwingt, weil sie für das Verhalten einzelner Zuschauer bestraft werden. Dass ein sportlich beendetes Spiel im Nachhinein am Grünen Tisch entschieden wird, ist ein gefährlicher Schritt.
Bochum hingegen nimmt die Punkte dankend an. Doch der sportliche Wert dieses Sieges bleibt fragwürdig. Das letzte Wort ist nicht gesprochen – und das Urteil könnte noch zu einem langwierigen Rechtsstreit führen.
OZD-Analyse
Warum wurde das Spiel am Grünen Tisch gewertet?
a) Ein Zuschauervorfall führte zur Annahme, dass Union Berlin dadurch geschwächt wurde.
b) Das Bundesgericht des DFB bestätigte die ursprüngliche Entscheidung des Sportgerichts.
c) Trotz regulärem Spielende entschied der DFB auf eine 2:0-Wertung für Bochum.
Die Folgen für Union Berlin
a) Der Klub verliert wichtige Punkte im Abstiegskampf.
b) Union zieht vor das Ständige Schiedsgericht, um das Urteil anzufechten.
c) Die rechtliche Auseinandersetzung könnte sich in die entscheidende Saisonphase ziehen.
Bedeutung für den Abstiegskampf
a) Bochum profitiert direkt und erhält einen Vorteil im Tabellenkeller.
b) Kiel und St. Pauli wollten sich in das Verfahren einklagen, wurden aber abgewiesen.
c) Die Entscheidung könnte Auswirkungen auf künftige Urteile zu Zuschauervorfällen haben.
Was ist das Ständige Schiedsgericht?
Das Ständige Schiedsgericht für Vereine und Kapitalgesellschaften der Lizenzligen ist die höchste juristische Instanz im deutschen Fußball. Es entscheidet abschließend über Streitfälle zwischen Vereinen und dem DFB, insbesondere bei Spielwertungen und Lizenzfragen. Anders als das DFB-Bundesgericht unterliegt es nicht direkt dem Verband, sondern ist eine unabhängige Instanz.
Wer ist Dirk Zingler?
Dirk Zingler ist seit 2004 Präsident des 1. FC Union Berlin und gilt als Architekt des sportlichen Aufstiegs des Klubs. Unter seiner Führung etablierte sich Union in der Bundesliga und qualifizierte sich erstmals für internationale Wettbewerbe. Der Unternehmer ist bekannt für seine kämpferische Haltung gegenüber Verbandsentscheidungen und setzt sich vehement für die Interessen seines Vereins ein.
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Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP