Joseph Blatter und Michel Platini stehen ab Montag erneut vor Gericht. In Muttenz beginnt die Berufungsverhandlung im FIFA-Prozess gegen die beiden einst mächtigsten Männer des Weltfußballs. Die Schweizer Ermittlungsbehörden werfen ihnen unter anderem Betrug vor. Im Zentrum des Verfahrens steht eine Zahlung von umgerechnet rund zwei Millionen Euro aus der FIFA-Kasse an Platini im Jahr 2011. Diese sei ohne nachweisbare Veranlassung erfolgt.
Blatter, der am 10. März 89 Jahre alt wird, erwartet einen Freispruch: "Ich erwarte nichts anderes als die Bestätigung des Freispruchs des Bundesstrafgerichts", sagte er dem SID. "Damals wurde ganz klar festgehalten, dass es einen mündlichen Vertrag zwischen Platini und mir gab - und Platini für seine geleisteten Dienste bezahlt wurde."
In erster Instanz wurden Blatter und Platini im Sommer 2022 freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft legte im Herbst Berufung ein. Auch die FIFA unter Präsident Gianni Infantino schloss sich als mutmaßlich geschädigte Partei an. Blatter erklärte nun jedoch: "Die FIFA interessiert sich nicht mehr für diesen Fall." Zum amtierenden Präsidenten äußerte er sich nicht mehr.
Blatter und Platini beteuern seit Beginn der Untersuchungen, dass die Zahlung ein mündlich vereinbartes Honorar für Platinis Beratertätigkeit zwischen 1999 und 2002 gewesen sei. Blatter sprach von einem "Gentlemen's Agreement". Infantino gilt als größter Profiteur des FIFA-Skandals, der vor rund zehn Jahren aufflog. Er nutzte das Machtvakuum nach Blatters Rücktritt und der Kaltstellung Platinis und wurde 2016 FIFA-Präsident.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-Kommentar
Blatter und Platini stehen erneut vor Gericht, doch das Verfahren scheint nur noch eine Formsache zu sein.
a) Der erste Freispruch zeigt, dass die Beweislage schwach ist.
b) Die FIFA selbst zeigt kein Interesse mehr an dem Fall, was darauf hindeutet, dass Infantino seine eigene Agenda verfolgt.
c) Die Entscheidung dürfte symbolisch sein, doch das Vertrauen in die FIFA bleibt erschüttert.
OZD-Analyse
Hintergrund des Verfahrens
a) Blatter und Platini wurden 2022 freigesprochen.
b) Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein.
c) Die FIFA sieht sich als geschädigte Partei.
Die umstrittene Zahlung
a) 2011 erhielt Platini rund zwei Millionen Euro.
b) Laut Blatter war es ein mündliches Honorarabkommen.
c) Die Staatsanwaltschaft sieht keinen Nachweis für eine rechtmäßige Zahlung.
Die Rolle von Infantino
a) Er profitierte von Blatters Rücktritt.
b) Er übernahm 2016 die FIFA-Führung.
c) Die FIFA hält sich inzwischen aus dem Verfahren heraus.
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