Die Waffenruhe im Gazastreifen ist ausgelaufen – und Israel hat umgehend sämtliche Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet gestoppt. Die Hamas lehnt eine von den USA vorgeschlagene Verlängerung der Feuerpause ab. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu droht mit weiteren Konsequenzen.
Die ursprüngliche Waffenruhe war am 19. Januar in Kraft getreten. In ihrer ersten Phase gab die Hamas 25 israelische Geiseln frei und übergab acht tote Geiseln. Verhandlungen über eine zweite Phase, die eine vollständige Geiselbefreiung und möglicherweise ein dauerhaftes Kriegsende bringen sollte, blieben jedoch ergebnislos.
Am Samstag endete die Feuerpause. Die USA schlugen eine Verlängerung vor, die sich über den islamischen Fastenmonat Ramadan und das jüdische Pessach-Fest erstrecken sollte. Netanjahus Regierung stimmte zu – die Hamas verweigerte jedoch ihre Zustimmung.
In Reaktion auf die Ablehnung stoppte Israel alle Warenlieferungen nach Gaza. Sollte die Hamas nicht einlenken, werde es „weitere Konsequenzen“ geben, hieß es aus Netanjahus Büro.
Der Konflikt eskalierte bereits in den Stunden nach dem Ende der Feuerpause: Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz meldete israelischen Artilleriebeschuss in Chan Junis, während Israels Armee mitteilte, sie habe im Norden des Gazastreifens Verdächtige aus der Luft angegriffen. Laut Hamas-Gesundheitsbehörde starben dabei mindestens vier Menschen.
Die Hamas bezeichnete die Blockade als „Kriegsverbrechen“ und „eklatanten Verstoß“ gegen die Waffenruhe-Vereinbarung. Auch der mit ihr verbündete Islamische Dschihad warf Israel vor, das Abkommen zu „sabotieren“.
Der US-Nahost-Sondergesandte Steve Witkoff hatte eine Lösung vorgeschlagen: Die Hälfte der verbliebenen Geiseln sollte sofort freikommen, die restlichen am Ende der neuen Feuerpause. Doch die Hamas pocht auf umfassendere Verhandlungen.
Auch internationale Vermittler drängen auf eine Einigung. Ägyptens Außenminister Badr Abdelatty forderte eine „vollständige Umsetzung“ des ursprünglichen Abkommens, ebenso das Internationale Komitee vom Roten Kreuz.
Der Konflikt hatte am 7. Oktober 2023 mit einem Großangriff der Hamas auf Israel begonnen. Dabei wurden laut israelischen Angaben 1218 Menschen getötet. Israels Militär reagierte mit massiven Angriffen auf den Gazastreifen. Nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde starben seither mehr als 48.300 Menschen. Diese Zahlen lassen sich unabhängig nicht überprüfen.
OZD/AFP
OZD-Kommentar:
a) Die Lage im Nahen Osten eskaliert weiter, und eine rasche Lösung rückt in weite Ferne. Israel setzt mit der Blockade von Hilfslieferungen auf Druck – doch dieser Kurs könnte die Lage weiter verschärfen.
b) Die Hamas bleibt bei ihrer Strategie der maximalen Forderungen. Eine Verlängerung der Waffenruhe wäre ein erster Schritt, doch ihre Ablehnung zeigt, dass sie auf eine andere Dynamik setzt.
c) Die internationale Gemeinschaft wird immer stärker gefordert. Sollten weder Israel noch die Hamas einlenken, droht der Krieg ohne absehbares Ende weiterzugehen.
OZD-Analyse:
Die Ausgangslage:
a) Die Waffenruhe endete, ohne dass eine langfristige Lösung erreicht wurde.
b) Die Hamas hält an ihrer Position fest und fordert umfassendere Verhandlungen.
c) Israel verschärft den Druck, um eine Einigung zu erzwingen.
Die internationalen Reaktionen:
a) Die USA versuchen zu vermitteln, ihr Vorschlag wurde jedoch abgelehnt.
b) Ägypten und das Rote Kreuz fordern eine Umsetzung der ursprünglichen Vereinbarung.
c) Die europäische Haltung bleibt gespalten, während humanitäre Organisationen Alarm schlagen.
Mögliche Szenarien:
a) Sollte Israel seine Blockade verschärfen, könnte die humanitäre Krise in Gaza eskalieren.
b) Eine Fortsetzung der Verhandlungen bleibt möglich, ist jedoch äußerst fragil.
c) Ohne diplomatische Fortschritte droht eine erneute Großoffensive.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.