Angesichts der Corona-Pandemie will die EU unabhängiger von Medikamentenlieferungen aus Asien werden. Die Corona-Krise habe die bestehenden Versorgungsprobleme "verstärkt oder verschärft", sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bei der Video-Konferenz der EU-Gesundheitsminister am Dienstag. Es sei jetzt "mehr als offensichtlich, dass wir einen strategischen Ansatz brauchen, um die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern oder Ländern zu begrenzen".
Ziel müsse es sein, "lebenswichtige Medikamente innerhalb der EU herzustellen", sagte Kyriakides. Die EU brauche eine "neue Pharmazeutika-Strategie, die Verfügbarkeit, Erschwinglichkeit, Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit" sicherstelle.
"Europa muss bei Arzneimitteln wieder unabhängiger von Asien werden", erklärte auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nach der Video-Konferenz. Er kündigte an, diese Debatte werde "eines der Hauptthemen der deutschen Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr sein". Dabei müsse es auch "finanzielle Anreize" geben, "um die Produktion wichtiger Wirkstoffe wieder nach Europa zu verlagern."
Der französischen Akademie für Pharmazie zufolge werden derzeit 80 Prozent der wichtigsten pharmazeutischen Wirkstoffe außerhalb Europas produziert. Der Großteil davon kommt aus China und Indien.Vor allem in China führten die drastischen Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus jedoch zur wochenlangen Unterbrechung der Produktion, weshalb in Europa Engpässe befürchtet wurden.
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