ie europäische Trägerrakete Ariane 6 sollte am Montag zum ersten kommerziellen Flug abheben, doch wenige Minuten vor dem Countdown wurde der Start gestoppt. Laut Betreiberfirma Arianespace sei eine technische Anomalie am Boden entdeckt worden. "Eine Verschiebung war die einzig mögliche Entscheidung", erklärte Unternehmenschef David Cavailloles.
Cavailloles zeigte sich dennoch optimistisch, dass es bald einen neuen Starttermin geben werde. Bereits der Erstflug der Ariane 6 im Juli war von Problemen begleitet: Damals war die Rakete gegen Ende des Fluges von ihrer vorgesehenen Bahn abgewichen. Arianespace hatte die Fehler nach eigenen Angaben inzwischen behoben.
Der jetzt gescheiterte Start war besonders bedeutsam, da die Rakete den militärischen Aufklärungssatelliten CSO-3 ins All bringen sollte – ein Projekt mehrerer europäischer Länder unter französischer Führung. Auch Deutschland sollte von den gesammelten Daten profitieren.
Mit der Ariane 6 will Europa endlich wieder eigenständig Satelliten ins All bringen. Nach dem Ende der Ariane-5-Serie im Juni 2023 war der Kontinent auf internationale Anbieter angewiesen. Die russische Sojus-Rakete, die bis 2022 regelmäßig von Kourou aus gestartet war, steht Europa aufgrund der Ukraine-Krise nicht mehr zur Verfügung.
Die Entwicklung der Ariane 6 begann bereits 2014 und kostete 4,5 Milliarden Euro. Doch während Europa noch mit Problemen kämpft, hat der US-Milliardär Elon Musk mit SpaceX längst den Markt übernommen: Seine wiederverwendbare Rakete Falcon 9 startet im Durchschnitt zweimal pro Woche.
OZD / AFP
OZD-Kommentar
Ein weiterer Rückschlag für Europas Raumfahrt – und ein weiteres Zeichen für den Rückstand gegenüber SpaceX.
a) Technische Probleme als Dauerzustand? Die Ariane 6 wurde als Hoffnungsträger für Europas Raumfahrt präsentiert. Doch nach jahrelangen Verzögerungen und nun zwei fehlerhaften Testflügen bleibt die Frage: Ist das System wirklich zuverlässig?
b) Abhängigkeit von SpaceX wächst: Während Europa Milliarden in Ariane 6 investiert, dominiert Elon Musk längst den Markt. SpaceX startet Raketen im Wochentakt – die ESA bekommt nicht einmal einen einzigen reibungslosen Start hin. Kann Europa noch aufholen oder ist der Kampf um die Vorherrschaft in der Raumfahrt längst entschieden?
c) Politische und wirtschaftliche Folgen: Europa wollte mit Ariane 6 unabhängiger werden, doch jeder missglückte Start stärkt die Alternativen. Private Unternehmen wie SpaceX, aber auch China, bieten günstige Startkapazitäten an. Setzt Europa weiter auf teure Eigenentwicklungen oder ist eine Zusammenarbeit mit externen Partnern unausweichlich?
Der nächste Startversuch von Ariane 6 wird zeigen, ob Europa noch eine Chance hat, im globalen Wettlauf um die Raumfahrt mitzuhalten. Doch jeder weitere Rückschlag macht eine Antwort auf diese Frage immer deutlicher.
Was ist Ariane 6?
Ariane 6 ist eine europäische Trägerrakete der nächsten Generation, die von der französischen Firma Arianespace entwickelt wurde. Sie soll Europa unabhängiger von anderen Raumfahrtnationen machen und sowohl kommerzielle als auch wissenschaftliche Satelliten ins All bringen.
Die wichtigsten Fakten zur Ariane 6:
Höhe: 63 MeterKapazität: Bis zu 21,6 Tonnen NutzlastKosten: 4,5 Milliarden Euro EntwicklungskostenErsatz für: Die Ariane-5-Rakete, die 2023 außer Dienst gestellt wurdeStartplatz: Kourou, Französisch-GuayanaNach Verzögerungen und Problemen beim Erstflug steht die Ariane 6 unter enormem Druck. Besonders im Vergleich zu SpaceX, dessen Raketen wiederverwendbar sind, gilt das europäische System als technologisch veraltet.
Was ist Arianespace?
Arianespace ist ein europäisches Raumfahrtunternehmen, das kommerzielle Raketenstarts organisiert und betreibt. Es wurde 1980 gegründet und ist eine Tochtergesellschaft der europäischen Raumfahrtagentur ESA.
Zu den wichtigsten Projekten von Arianespace gehören:
Die Ariane-Raketenserie (Ariane 1 bis 6)Die Nutzung der Sojus-Trägerrakete (bis 2022)Die neue Vega-Rakete für kleinere SatellitenArianespace galt lange als führender Anbieter für Satellitenstarts. Doch mit dem Aufstieg von SpaceX und China steht das Unternehmen zunehmend unter Druck. Besonders die fehlende Wiederverwendbarkeit der Ariane 6 wird als wirtschaftlicher Nachteil gesehen.
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Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP