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ISU und Pechstein beenden Rechtsstreit – Einigung nach 15 Jahren - schon?

Nach einem über 15 Jahre andauernden Rechtsstreit haben die fünfmalige Olympiasiegerin Claudia Pechstein und der Eislauf-Weltverband ISU offiziell eine Einigung erzielt. Beide Seiten betonen die „Versöhnung“ und richten den Blick auf die Zukunft.

Der Internationale Eislaufverband (ISU) hat am Dienstag offiziell bestätigt, dass der jahrelange Konflikt mit Claudia Pechstein beigelegt ist. „Die ISU würdigt die sportlichen Leistungen von Frau Pechstein und begrüßt ihren künftigen Beitrag zur Entwicklung der Athleten und des Eisschnelllaufsports“, erklärte der Verband in einer Stellungnahme.

Die Einigung erfolgte nach einem Treffen in Berlin im Nachgang einer Verhandlung vor dem Oberlandesgericht München im Oktober 2024. Dort war das Verfahren zunächst vertagt worden. Der ursprünglich für Februar 2025 angesetzte Verhandlungstermin wurde letztlich abgesagt. Pechstein selbst hatte bereits am Montag von einem „klaren und versöhnlichen Ende“ gesprochen.

Im Mittelpunkt des jahrelangen Disputs stand Pechsteins zweijährige Dopingsperre von 2009, die auf Grundlage von auffälligen Blutwerten verhängt wurde. Die ISU berief sich dabei auf den damals neuen „indirekten Dopingbeweis“, der vom Sportgerichtshof CAS bestätigt wurde. Pechstein hatte stets betont, dass eine vererbte Blutanomalie die Ursache für die Werte sei und zog vor zahlreiche Gerichte – bis hin zum Europäischen Gerichtshof und Bundesverfassungsgericht.

Laut der ISU ließen sich Pechstein und ihr Vater zuletzt in einer Schweizer Klinik erneut medizinisch testen. Die Diagnose: „Milde Form der dehydrierten hereditären Stomatozytose (DHSt)“, eine seltene Blutanomalie. Dieser Befund untermauert Pechsteins Argumentation, dass sie niemals gedopt habe.

Mit der Einigung ist der wohl längste und aufsehenerregendste Rechtsstreit im internationalen Eisschnelllauf beendet.

OZD / AFP



OZD-Kommentar

Nach über 15 Jahren endet der Rechtsstreit zwischen Claudia Pechstein und der ISU – doch bleibt die Frage, warum eine Einigung so lange auf sich warten ließ. Pechstein kämpfte über Jahre für ihren Ruf und ihre Karriere, während die ISU an ihrem indirekten Dopingnachweis festhielt. Erst jetzt, nachdem alle Instanzen durchlaufen und neue medizinische Erkenntnisse gewonnen wurden, kommt es zu einer „Versöhnung“. Doch welche Konsequenzen zieht der internationale Sport aus diesem Fall? Die Frage nach der Fairness von indirekten Dopingbeweisen bleibt bestehen, ebenso wie die Problematik, dass Athleten oft jahrelang gegen mächtige Sportverbände kämpfen müssen, um ihre Unschuld zu beweisen. Die ISU würdigt nun Pechsteins Verdienste für den Sport, doch es ist eine späte Anerkennung für eine Athletin, die über ein Jahrzehnt um Gerechtigkeit gerungen hat.


Was war der Fall Pechstein?

Hintergrund der Sperre

2009 auffällige Blutwerte festgestellt

Sperre durch die ISU auf Grundlage eines „indirekten Dopingbeweises“

Sportgerichtshof CAS bestätigt die Sperre


Juristische Auseinandersetzung

Pechstein klagte vor dem Schweizer Bundesgericht, dem Europäischen Gerichtshof und dem Bundesverfassungsgericht

2022 erklärte das Bundesverfassungsgericht das CAS-Verfahren für unfair

2024 erneute medizinische Tests bestätigten eine Blutanomalie


Folgen für den Sport

Indirekte Dopingnachweise bleiben umstrittenFall Pechstein zeigt, wie schwierig es für Sportler ist, gegen Verbände zu kämpfen

ISU erkennt erstmals Pechsteins sportliche Leistungen an

Der Fall Pechstein könnte ein Präzedenzfall für künftige Dopingverfahren sein – doch für die Athletin selbst kommt die Gerechtigkeit erst sehr spät.


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Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP