Russland hat die Ukraine am Wochenende mit einer massiven Welle von Drohnenangriffen überzogen. Nach Angaben der ukrainischen Armee feuerte die russische Seite in der Nacht auf Sonntag 119 Drohnen ab, von denen 71 abgefangen wurden. 37 weitere verursachten keinen Schaden. Informationen zu Verletzten oder Todesopfern lagen zunächst nicht vor. Bereits in der Nacht zuvor hatte Russland heftige Attacken durchgeführt, bei denen mindestens 14 Menschen ums Leben kamen.
Besonders betroffen waren die Regionen Donezk und Charkiw. In Druschiwka trafen russische Gleitbomben mehrere Wohngebäude und verletzten zwölf Menschen. In Dobropillja wurden bei Angriffen am Freitagabend elf Menschen getötet, während in Bohoduchiw drei weitere starben. Die Ukraine warf Russland vor, gezielt Rettungskräfte ins Visier zu nehmen. Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete das Vorgehen als „jämmerlich und unmenschlich“ und forderte eine Verschärfung der Sanktionen gegen Moskau.
Die USA haben derweil ihre Militärhilfe für die Ukraine vorübergehend ausgesetzt. Zusätzlich wurde der Zugang Kiews zu US-Satellitenbildern blockiert. Diese hochauflösenden Aufnahmen sind für die Verteidigung der Ukraine von zentraler Bedeutung. Das Unternehmen Maxar, das im Auftrag Washingtons Bilder lieferte, bestätigte die Unterbrechung der Datenweitergabe. CIA-Chef John Ratcliffe erklärte, dass auch die Übermittlung von Geheimdienstinformationen pausiert sei.
Derweil vermeldete das russische Verteidigungsministerium die Einnahme weiterer ukrainischer Ortschaften. In der Region Donezk wurde Kostjantynopil eingenommen, während in der Region Sumy das Dorf Nowenke fiel. Zudem meldete Moskau die Rückeroberung von Lebedewka in der russischen Region Kursk, wo ukrainische Truppen zuvor Geländegewinne verzeichnet hatten. Offizielle Stellen in Kiew bestritten größere Vorstöße der russischen Streitkräfte.
US-Präsident Donald Trump sorgte erneut für Unruhe, indem er die Ukraine für die ausbleibende Friedenslösung verantwortlich machte. Zunächst drohte er Russland mit neuen Sanktionen, deutete dann aber an, dass Verhandlungen mit Putin für ihn „vielleicht einfacher“ seien als mit Selenskyj. Die politische Unterstützung der Ukraine durch Washington wackelt weiter.
OZD-Kommentar
a) Die massive Drohnen-Offensive zeigt, dass Russland sich auf eine langwierige Zermürbungstaktik eingestellt hat. Die Ukraine steht unter konstantem Beschuss, während der Westen mit seiner Unterstützung zögert.
b) Die Entscheidung der USA, den Zugang der Ukraine zu Satellitenbildern zu kappen, ist ein herber Rückschlag. Ohne diese Aufklärungsdaten ist Kiew bei der Verteidigung strategisch erheblich eingeschränkt. Russland kann diese Schwäche nun ausnutzen.
c) Trumps Aussagen offenbaren erneut seine pro-russische Haltung. Seine Unentschlossenheit in der Ukraine-Politik könnte langfristig dazu führen, dass die westliche Geschlossenheit weiter bröckelt. Das wäre ein schwerer Schlag für Kiew.
OZD-Analyse
Russlands Strategie der Eskalation
a) Die Angriffe mit Drohnen und Gleitbomben deuten auf eine systematische Schwächung der ukrainischen Verteidigung hin.
b) Moskau setzt auf gezielte Schläge gegen zivile Infrastruktur und kritische Versorgungslinien.
c) Das Ausnutzen von Lücken in der ukrainischen Luftabwehr spricht für eine geplante Eskalationsstrategie.
Bedeutung des US-Satellitenstopps
a) Die Ukraine verliert mit den hochauflösenden Satellitenbildern einen entscheidenden Vorteil in der Kriegsführung.
b) Ohne diese Daten kann Russland seine Offensiven leichter koordinieren, da weniger Gegenschläge zu befürchten sind.
c) Der Stopp signalisiert einen Strategiewechsel in Washington – die Ukraine kann sich nicht mehr auf bedingungslose Unterstützung verlassen.
Trumps Einfluss auf den Ukraine-Krieg
a) Die widersprüchlichen Aussagen des Ex-Präsidenten verunsichern Kiew und westliche Partner gleichermaßen.
b) Sollte Trump wiedergewählt werden, könnte er die Ukraine-Hilfen weiter reduzieren oder sogar einstellen.
c) Russland könnte dies als Anreiz sehen, seine Offensive weiter auszuweiten und strategisch neue Geländegewinne anzustreben.
Alle Angaben ohne Gewähr.
Titelbild: AFP