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Gewalt in Syrien eskaliert: Hunderte Zivilisten getötet

Aktivisten berichten von "ethnischen Säuberungen" und Massakern an hunderten Zivilisten. Besonders die alawitische Minderheit gerät ins Visier.

Im Zuge der kämpferischen Auseinandersetzungen in Syrien berichten Aktivisten von massiven Gewalttaten gegen die alawitische Minderheit. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, dass seit Donnerstag mehr als 1300 Menschen getötet wurden, darunter mindestens 830 Alawiten. In der Region Latakia kam es laut Augenzeugen zu regelrechten "Jagdszenen". Patriarch Johannes X. sprach von Massakern auch an Christen.

Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad häufen sich Berichte über gezielte Angriffe auf Bevölkerungsgruppen, die als Anhänger des alten Regimes gelten. Die neue islamistische Führung um Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa verspricht zwar Gerechtigkeit, doch unabhängige Bestätigungen fehlen.

Al-Scharaa betonte in einer Rede in Damaskus den Wunsch nach nationaler Einheit und innerem Frieden. Er sicherte eine Bestrafung aller Verantwortlichen zu. Die Regierung setzte eine "unabhängige" Untersuchungskommission ein, um die Vorfälle zu klären. Dennoch bleibt die Lage angespannt. Sicherheitskräfte gingen in Damaskus gewaltsam gegen einen Schweigemarsch für die Opfer vor, Warnschüsse vertrieben die Protestierenden.

Die HTS-Miliz von al-Scharaa, einst aus der Al-Nusra-Front hervorgegangen, hatte am 8. Dezember Damaskus erobert und die Assad-Herrschaft beendet. Trotz wiederholter Zusagen, Minderheiten zu schützen, häufen sich Berichte über Gewaltakte, deren Opfer gezielt aufgrund ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit ausgesucht werden.

OZD/AFP


OZD-Kommentar
Die aktuellen Geschehnisse in Syrien werfen ernste Fragen zur Zukunft des Landes auf. 

a) Die neue islamistische Führung verspricht Schutz der Minderheiten, doch die Realität zeigt ein anderes Bild. Die Massaker an Alawiten und Christen lassen Zweifel an diesen Versprechungen aufkommen. 

b) Die internationale Gemeinschaft bleibt weitgehend untätig, während sich eine humanitäre Katastrophe entfaltet. Es droht eine Fluchtwelle, die Europa erneut vor Herausforderungen stellt. 

c) Sollte die Gewalt unvermindert anhalten, besteht die Gefahr eines langjährigen bürgerkriegsähnlichen Zustands, der den gesamten Nahen Osten destabilisieren könnte.


OZD-Analyse

Hintergrund der Gewalt
a) Die Alawiten gelten als Anhänger des gestürzten Assad-Regimes und sind daher Ziel islamistischer Milizen.
b) Auch Christen geraten zunehmend ins Visier, da sie als Regime-nah wahrgenommen werden.
c) Die Gewalt konzentriert sich auf strategisch wichtige Gebiete wie Latakia und den Nordwesten Syriens.

Rolle der internationalen Gemeinschaft
a) Der Westen zeigt sich zurückhaltend, eine direkte Intervention scheint unwahrscheinlich.
b) Russland und der Iran beobachten die Situation genau, könnten aber indirekt eingreifen.
c) Die UN fordert Aufklärung, kann aber wenig Einfluss nehmen.

Mögliche Zukunftsszenarien
a) Eine Eskalation könnte zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führen.
b) Der Konflikt könnte auf Nachbarstaaten übergreifen.
c) Ohne ernsthafte Vermittlung droht Syrien eine anhaltende Destabilisierung.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild: AFP