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Nato-Staaten beziehen über 60 Prozent ihrer importierten Waffen aus den USA.

Die europäischen Kritiker fordern mehr Eigenständigkeit in der Rüstungspolitik. Doch ist eine Unabhängigkeit von den USA überhaupt realistisch?

Die europäischen Nato-Staaten haben ihre Waffenimporte in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt und sind dabei zunehmend auf die USA angewiesen. Laut einem Bericht des Internationalen Stockholmer Friedensforschungsinstituts (Sipri) stammen 64 Prozent der importierten Waffen aus den Vereinigten Staaten. Deutschland diskutiert nun verstärkt über eine strategische Neuausrichtung in der Rüstungsbeschaffung.

"Europa muss endlich selbstständiger und europäischer werden", forderte Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Europaparlament. Sie verwies darauf, dass es allerdings Zeit brauche, da einige militärische Technologien nur von den Amerikanern angeboten werden.

Auch die IG Metall warnt vor einer zu großen Abhängigkeit. Gewerkschaftsvize Jürgen Kerner kritisierte, dass ein Großteil des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens für die Bundeswehr in die USA geflossen sei. "Bevor die Aufträge nach Amerika gehen, machen wir es lieber im eigenen Land oder in Europa."

Der Sipri-Bericht verdeutlicht, dass die europäischen Nato-Staaten als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland massiv aufrüsten. Die USA haben ihre Rolle als weltgrößter Waffenexporteur gefestigt und kontrollieren 43 Prozent des globalen Marktes. Die europäischen Nato-Mitglieder steigerten ihre Waffenimporte in den letzten fünf Jahren um 105 Prozent.

Die zunehmende militärische Abhängigkeit von den USA führt in Europa zu wachsenden sicherheitspolitischen Bedenken. Besonders nach dem Kurswechsel der USA unter Ex-Präsident Donald Trump streben die EU-Staaten nach mehr Eigenständigkeit. Ein Gipfel der EU-Mitglieder kündigte an, bis zu 800 Milliarden Euro zur Stärkung der Verteidigung gegen Russland bereitzustellen.

Die Unsicherheit darüber, inwieweit sich die USA langfristig für die Sicherheit Europas einsetzen werden, treibt die Debatte weiter an.

OZD/AFP


OZD-Kommentar:
a) Europa gefährdet seine sicherheitspolitische Zukunft, indem es weiterhin so stark auf US-Waffen setzt. Der hohe Importanteil zeigt, dass eine echte europäische Verteidigungsindustrie nicht gefördert wird.

b) Die Forderung nach mehr Eigenständigkeit bleibt Lippenbekenntnis, solange die europäischen Staaten weiterhin milliardenschwere Rüstungsaufträge an die USA vergeben. Ohne eigene Investitionen wird Europa langfristig von Washington abhängig bleiben.

c) Die EU hat eine historische Chance, durch gezielte Investitionen eine eigene starke Verteidigungsindustrie aufzubauen. Verpasst sie diese, bleibt Europa sicherheitspolitisch ein Juniorpartner der USA.


OZD-Analyse:
Europas Abhängigkeit von US-Waffen
a) Mehr als 60 Prozent der importierten Waffen stammen aus den USA
b) Verdopplung der Waffenimporte innerhalb von fünf Jahren
c) USA als weltgrößter Waffenlieferant dominieren den Markt

Forderungen nach europäischer Eigenständigkeit
a) Strack-Zimmermann fordert mehr Unabhängigkeit, verweist aber auf bestehende Defizite
b) IG Metall kritisiert die Vergabe von Milliardenaufträgen an die USA
c) EU beschließt 800 Milliarden Euro für Verteidigungsprojekte

Strategische Risiken und politische Unsicherheit
a) Trumps Politik zeigt Europas Verwundbarkeit auf
b) Unklarheit über langfristige US-Unterstützung für Europa
c) Mögliche Szenarien für die Zukunft der europäischen Rüstungspolitik


Alle Angaben ohne Gewähr. 

Titelbild: AFP