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Ukraine schlägt Teil-Waffenruhe vor – Gespräche mit den USA in Dschidda

Das Treffen erfolgt vor dem Hintergrund einer neuen US-Politik unter Donald Trump. Wie stehen die Chancen auf eine Einigung?

Die Ukraine plant, bei Gesprächen mit einer US-Delegation in Saudi-Arabien eine Waffenruhe mit Russland in der Luft und zur See vorzuschlagen. Dies sei ein praktikabler erster Schritt, erklärte ein ukrainischer Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Präsident Wolodymyr Selenskyj traf am Montag in Saudi-Arabien ein und wollte zunächst Kronprinz Mohammed bin Salman treffen.

Das Treffen zwischen den ukrainischen und US-amerikanischen Delegationen am Dienstag in Dschidda findet vor dem Hintergrund einer drastischen Kehrtwende der US-Politik seit Donald Trumps Amtsantritt am 20. Januar statt. Washington hat sich den russischen Positionen angenähert und US-Militärhilfen für die Ukraine ausgesetzt.

Ein ukrainischer Regierungsvertreter betonte die negativen Folgen dieser Kursänderung. Besonders die Aussetzung der US-Geheimdienstinformationen beeinträchtige die Fähigkeit der ukrainischen Armee, Ziele in Russland zu treffen und die russische Gegenoffensive in Kursk zurückzuschlagen. Zwei Drittel der zuvor eroberten Gebiete in der russischen Grenzregion habe Moskau bereits zurückgewonnen.

Laut US-Sondergesandtem Steve Witkoff sollen die Gespräche in Dschidda auf die Rahmenbedingungen für ein Friedensabkommen und eine erste Waffenruhe fokussieren. In der Stadt waren am Montag bereits zahlreiche ukrainische und saudiarabische Flaggen zu sehen. Ob Selenskyj persönlich an den Gesprächen mit den US-Vertretern teilnehmen würde, blieb zunächst offen.

Auf die Frage eines Journalisten, ob die Ukraine das geplante Rohstoffabkommen mit den USA unterzeichnen werde, sagte Witkoff: "Ich glaube, Selenskyj hat angeboten, es zu unterzeichnen, und wir werden sehen, ob er Wort hält."

Zur ukrainischen Delegation in Dschidda gehören unter anderem Präsidialamtschef Andrij Jermak, Außenminister Andrij Sybiha und Verteidigungsminister Rustem Umerow. Die US-Delegation wird erneut von denselben Vertretern geleitet, die bereits im Februar mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow verhandelten. Dazu zählen Außenminister Marco Rubio und Sicherheitsratschef Mike Waltz.

Dieses Treffen ist das erste zwischen ukrainischen und US-Vertretern seit dem diplomatischen Eklat beim Besuch Selenskyjs im Weißen Haus am 28. Februar. Vor seiner Abreise betonte der ukrainische Präsident in einer Telegram-Nachricht, dass die Ukraine "seit der ersten Sekunde des Krieges um Frieden" bemüht sei. Der Krieg wäre ausschließlich auf "Russlands Betreiben" fortgesetzt worden.

Saudi-Arabien hat sich in den vergangenen Monaten zu einem zentralen Ort der US-Diplomatie entwickelt. Laut Sondergesandtem Witkoff pflegt die Trump-Regierung "sehr gute Beziehungen" zu Riad.

Unterdessen planen die europäischen Verbündeten der Ukraine ein Gipfeltreffen am Wochenende. Laut dem britischen Premierminister Keir Starmer soll bei der Videoschalte am Samstag über die Unterstützung einer Feuerpause beraten werden. Die sogenannte "Koalition der Willigen" umfasst etwa 20 Staaten, die weiterhin an der Seite Kiews stehen.

OZD/AFP


OZD-Kommentar

a) Die Ukraine setzt große Hoffnungen in die Gespräche mit den USA, doch die Chancen auf eine Waffenruhe stehen schlecht. Trumps neuer Kurs hat gezeigt, dass Washington nicht mehr uneingeschränkt hinter Kiew steht.

b) Selbst wenn es zu einer begrenzten Waffenruhe in der Luft und zur See kommt, bleibt die Frage, wie lange sie hält. Ohne Boden-Waffenruhe wird der Krieg weitergehen.

c) Die Europäer versuchen, mit eigenen Initiativen den Schaden zu begrenzen. Doch ohne Rückhalt der USA bleibt Kiews Verhandlungsposition geschwächt.


OZD-Analyse

Die Bedeutung der Gespräche in Dschidda

a) Die Ukraine will mit ihrem Vorschlag einer Teil-Waffenruhe ein Zeichen setzen.
b) Die USA unter Trump haben sich deutlich von der bisherigen Ukraine-Politik entfernt.
c) Saudi-Arabien positioniert sich als Vermittler in internationalen Konflikten.

Die Auswirkungen der neuen US-Politik

a) Die Aussetzung von US-Geheimdienstinformationen schwächt die ukrainischen Angriffe.
b) Die Reduzierung der Militärhilfen trifft die Ukraine strategisch schwer.
c) Russland könnte von der neuen US-Haltung profitieren.

Europas Rolle in der Krise

a) Die "Koalition der Willigen" sucht nach Möglichkeiten zur Unterstützung Kiews.
b) Ein Gipfeltreffen soll eine Feuerpause voranbringen.
c) Ohne die USA wird Europa gezwungen sein, seine Ukraine-Strategie neu zu überdenken.

 

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild: AFP