Ein verheerender Unfall hat sich in der Nordsee ereignet: Ein Containerschiff kollidierte mit einem ankernden Öltanker nahe der britischen Küste, wodurch ein Großbrand mit Explosionen ausgelöst wurde. Über 30 Menschen wurden verletzt, ein Besatzungsmitglied wird vermisst. Umweltorganisationen warnen vor gravierenden Schäden für die Meereswelt.
Die britische Seenotrettung bestätigte Brände auf beiden Schiffen, die rund 16 Kilometer vor der Hafenstadt Hull in Flammen aufgingen. Rettungskräfte setzten Hubschrauber, Flugzeuge und Boote ein, um die Besatzungen zu evakuieren. Während Hafenmeister Martyn Boyers von 32 Verletzten sprach, nannte der britische Abgeordnete Graham Stuart die Zahl 37. Der Eigentümer des Frachtschiffs "Solong", die deutsche Reederei Ernst Russ, gab an, dass 13 Crewmitglieder sicher gerettet wurden, doch ein Besatzungsmitglied wird noch vermisst.
Besonders besorgniserregend ist die Fracht: Laut Lloyd's List Intelligence transportierte das Containerschiff Alkohol und Chemikalien, darunter 15 Behälter mit Natriumzyanid. Der schwedische Betreiber des Tankers "Stena Immaculate" berichtete von "zahlreichen Explosionen". Die US-Reederei Crowley bestätigte einen Kerosin-Tankbruch mit möglichem Ölaustritt. Greenpeace-Wissenschaftler Paul Johnston äußerte sich alarmiert: "Da immer mehr Informationen darüber auftauchen, was die Schiffe geladen hatten, sind wir extrem besorgt über die vielfältigen toxischen Gefahren, die diese Chemikalien für das Meeresleben darstellen könnten." Besonders bedenklich sei die Nähe zur Rastzone von Schweinswalen.
Die britische Verkehrsministerin Heidi Alexander erklärte, sie stehe in engem Austausch mit den Behörden. Auch Premierminister Keir Starmer zeigte sich besorgt. Das deutsche Havariekommando entsandte Spezialschiffe zur Unterstützung der britischen Küstenwache. In den letzten Jahren kam es wiederholt zu schweren Kollisionen in der Nordsee – mit oft fatalen Folgen für Mensch und Umwelt.
OZD/AFP
OZD-Kommentar
Ein weiteres maritimes Desaster, das ernste Fragen aufwirft.
a) Die wiederholten Schiffsunglücke in der Nordsee verdeutlichen das wachsende Risiko des internationalen Seeverkehrs. Ohne strengere Sicherheitsmaßnahmen drohen weitere Katastrophen.
b) Die Kombination aus explosiver Ladung und fehlenden Notfallmaßnahmen zeigt, dass weder Unternehmen noch Behörden auf solche Szenarien vorbereitet sind.
c) Die langfristigen Umweltschäden sind unabsehbar. Der Austritt von Kerosin und giftigen Chemikalien in ein sensibles Meeresgebiet könnte katastrophale Folgen für die marine Fauna haben.
OZD-Analyse
Ursachen der Kollision
a) Mögliche Navigationsfehler oder technische Probleme aufseiten des Containerschiffs.
b) Fehlende Schutzmaßnahmen für ankernde Tanker in vielbefahrenen Seegebieten.
c) Unzureichende Kommunikation zwischen den beteiligten Schiffen und den zuständigen Behörden.
Menschliche und ökologische Auswirkungen
a) Verletzte und ein Vermisster zeigen die Gefahr für die Schiffsbesatzungen.
b) Der Austritt von Kerosin und Natriumzyanid bedroht das Ökosystem der Nordsee.
c) Die langfristigen Folgen für die Fischerei- und Tourismusindustrie sind noch nicht absehbar.
Notwendige Maßnahmen
a) Einführung strengerer Sicherheitsrichtlinien für Schiffsverkehr in der Nordsee.
b) Sofortige Umweltuntersuchungen und Eindämmungsmaßnahmen durch internationale Experten.
c) Konsequenzen für die verantwortlichen Reedereien und Betreiber.
Wer ist Martyn Boyers?
Martyn Boyers ist der Hafenmeister von Grimsby, einem der wichtigsten Häfen Großbritanniens. Er ist für die Überwachung des Schiffsverkehrs sowie die Sicherheit der Hafenanlagen zuständig. Boyers hat langjährige Erfahrung in der maritimen Logistik und ist ein Experte für Notfalleinsätze im Seegebiet um die Nordsee.
Was ist das Havariekommando?
Das deutsche Havariekommando ist eine zentrale Behörde für maritime Notfälle. Es wurde 2003 gegründet und koordiniert Einsätze bei Schiffsunglücken, Umweltkatastrophen und anderen Gefahren auf See. Zu den Aufgaben gehören Schadstoffbekämpfung, Such- und Rettungsaktionen sowie der Schutz der deutschen Küstengebiete.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild: AFP