In der US-Hauptstadt Washington haben Bauarbeiten zur Entfernung des berühmten "Black Lives Matter"-Schriftzugs begonnen. Der riesige gelbe Schriftzug auf einer Straße nahe des Weißen Hauses war seit Juni 2020 ein Symbol des Protests gegen Polizeigewalt und Rassismus. Während Arbeiter mit Presslufthämmern den Asphalt bearbeiteten, versammelten sich zahlreiche Schaulustige.
Zwei afroamerikanische Frauen sagten der Nachrichtenagentur AFP, sie seien gekommen, um einen letzten Blick auf den Schriftzug zu werfen. "Was kommt als Nächstes?", fragte die 57-jährige Tajuana McCallister. Mit Blick auf US-Präsident Donald Trump sagte sie: "Schwarze Geschichte ist ihm offensichtlich egal."
Der Schriftzug wurde als Reaktion auf die landesweiten Proteste nach dem Tod von George Floyd angebracht, der im Mai 2020 durch Polizeigewalt in Minneapolis ums Leben kam. Floyds Tod löste nicht nur Demonstrationen aus, sondern brachte auch eine neue Debatte über Rassismus und die Geschichte der Sklaverei in den USA ins Rollen.
Während der damaligen Proteste versammelten sich Demonstranten regelmäßig nahe des Weißen Hauses. Trump drohte damals offen mit einem Militäreinsatz gegen Demonstranten. Seit seiner Rückkehr ins Amt sehen viele Republikaner den Schriftzug als Provokation. Vergangene Woche kündigte Bürgermeisterin Muriel Bowser die Entfernung an – offenbar als Reaktion auf politischen Druck.
Bowser betonte, dass Washington angesichts wirtschaftlicher Herausforderungen Wichtigeres zu tun habe. "Doch jetzt konzentrieren wir uns darauf, dafür zu sorgen, dass unsere Einwohner und unsere Wirtschaft überleben", sagte sie. Washington ist massiv von Trumps Personalabbau bei Bundesbehörden betroffen.
Ende Februar hatte Trump Bowser scharf kritisiert und angekündigt, die Kontrolle über die Hauptstadt übernehmen zu wollen. Er warf ihr Missmanagement vor – von zu viel Kriminalität bis hin zu zu vielen Obdachlosen auf den Straßen. Zudem haben die Republikaner ihre Forderungen nach einer Aufhebung des weitgehenden Selbstverwaltungsrechts von Washington verstärkt.
Trump konnte bei der Präsidentschaftswahl 2024 Zugewinne bei afroamerikanischen Wählern verzeichnen. Dennoch geht seine Regierung mit Einschnitten gegen Programme zur Förderung von Diversität, Gleichstellung und Inklusion vor, die er bereits während seiner ersten Amtszeit als "Diskriminierung gegen Weiße" kritisiert hatte.
OZD/AFP
OZD-Kommentar:
a) Die Entfernung des "Black Lives Matter"-Schriftzugs ist mehr als eine bauliche Maßnahme – sie ist ein politisches Statement. Trump und die Republikaner setzen konsequent ihre Agenda gegen progressive Symbole fort.
b) Bürgermeisterin Bowser gerät unter Druck und passt sich den neuen Machtverhältnissen an. Der Kampf um Washingtons Autonomie wird sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen, zum Nachteil der demokratischen Führung.
c) Die gesellschaftlichen Folgen sind gravierend. Mit der Beseitigung dieses Symbols wird die Botschaft gesendet, dass Rassismus und Polizeigewalt keine vorrangigen Themen mehr sind. Doch Protestbewegungen lassen sich nicht einfach entfernen – sie werden sich neue Wege suchen.
OZD-Analyse:
Politischer Kontext
a) Der Schriftzug entstand während der landesweiten Black Lives Matter-Proteste nach George Floyds Tod.
b) Trump hatte die Proteste stets abgelehnt und mit harter Hand dagegen vorgehen wollen.
c) Seit seiner Rückkehr ins Amt setzt er gezielt Maßnahmen gegen Symbole des Widerstands um.
Rolle der Bürgermeisterin
a) Muriel Bowser hatte sich 2020 für den Schriftzug eingesetzt, gibt nun aber dem Druck nach.
b) Washington ist massiv von Trumps Personalabbau bei Bundesbehörden betroffen.
c) Republikaner fordern seit Jahren eine Einschränkung der Autonomie der Hauptstadt.
Auswirkungen auf die Gesellschaft
a) Die Entfernung des Schriftzugs wird von vielen als Angriff auf schwarze Geschichte gewertet.
b) Rassismus und Polizeigewalt sind weiterhin ungelöste Probleme in den USA.
c) Proteste könnten erneut aufflammen, da der Unmut in der schwarzen Community wächst.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild: AFP