... 59,4 Prozent des Stroms aus Windkraft-, Solar-, Biogas- und Wasserkraftanlagen – ein Anstieg um 3,4 Prozentpunkte gegenüber 2023. Insgesamt erzeugten erneuerbare Energien 256,4 Milliarden Kilowattstunden, 2,3 Prozent mehr als im Vorjahr.
Gleichzeitig ging die Stromproduktion aus fossilen Brennstoffen weiter zurück. Der Anteil konventioneller Energieträger wie Kohle, Erdgas und Atomkraft fiel auf 40,6 Prozent, nachdem er 2023 noch bei 44 Prozent gelegen hatte. In absoluten Zahlen sank die Erzeugung aus fossilen Quellen um 11,0 Prozent auf 175,1 Milliarden Kilowattstunden.
Die Windkraft blieb mit einem Anteil von 31,5 Prozent die wichtigste Stromquelle Deutschlands, gefolgt von der Photovoltaik, deren Anteil auf 13,8 Prozent stieg. Die Stromerzeugung aus Kohle erreichte mit 22,5 Prozent den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebungen, während der Anteil von Erdgas auf 14,9 Prozent kletterte – so hoch wie nie zuvor seit 2018. Die Gasverstromung nahm insbesondere wegen der gesunkenen Gaspreise wieder zu.
Die Gesamtstromproduktion in Deutschland ging 2024 um 3,6 Prozent auf 431,5 Milliarden Kilowattstunden zurück. Dies lag vor allem an einem geringeren Stromverbrauch durch eine schwächere Industrieproduktion sowie an gestiegenen Stromimporten.
Zum zweiten Mal in Folge importierte Deutschland mehr Strom, als es exportierte. Die Importmenge stieg 2024 um 17,9 Prozent auf 81,7 Milliarden Kilowattstunden, während die Exporte um 7,8 Prozent auf 55,4 Milliarden Kilowattstunden sanken. Damit wuchs der Importüberschuss von 9,2 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2023 auf 26,3 Milliarden Kilowattstunden.
OZD / AFP
OZD-Kommentar
Die deutschen Klimaziele scheinen auf den ersten Blick auf Kurs, doch die Statistik verdeckt strukturelle Probleme. Zwar steigt der Anteil erneuerbarer Energien, doch die wachsende Abhängigkeit von Stromimporten zeigt, dass Deutschland seine Versorgungssicherheit zunehmend ins Ausland verlagert. Vor allem der hohe Anteil von Erdgas an der Stromproduktion ist bedenklich, denn er zeigt, dass fossile Energieträger trotz ambitionierter Klimapolitik unverzichtbar bleiben.
Die Politik hat es versäumt, den Ausbau erneuerbarer Energien mit einer nachhaltigen Netzinfrastruktur und einer stabilen Speicherstrategie zu begleiten. Während Frankreich mit Atomstrom Geld verdient und Skandinavien mit Wasserkraft punktet, steckt Deutschland in einer Importfalle, die das Land in Krisenzeiten verwundbar macht. Statt sich auf positive Zahlen zu verlassen, braucht es endlich eine durchdachte, realistische Strategie für eine unabhängige und sichere Energieversorgung.
OZD-Analyse
1. Entwicklung des Ökostromanteils:
a) Der Anteil erneuerbarer Energien wächst stetig.
b) Wind- und Solarenergie dominieren den Markt.
c) Kohleverstromung nimmt weiter ab, Erdgas bleibt jedoch ein Risikofaktor.
2. Auswirkungen auf den Energiemarkt:
a) Deutschland importiert mehr Strom als es exportiert.
b) Strompreise sind durch Importabhängigkeit schwankungsanfälliger.
c) Die Versorgungssicherheit bleibt eine Herausforderung.
3. Langfristige Perspektiven:
a) Ausbau von Speicherkapazitäten (Wasserstoff) dringend erforderlich.
b) Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.
c) Notwendigkeit einer politischen Strategie für nachhaltige Energieunabhängigkeit.
Was ist wahrscheinlich?
Die realistischste Zukunft des deutschen Energiemarkts wird stark von politischen Entscheidungen, technologischen Entwicklungen und geopolitischen Faktoren bestimmt. Hier sind drei mögliche Szenarien:
1. Fortsetzung der Importabhängigkeit (wahrscheinlichstes Szenario mittelfristig)
Deutschland bleibt weiterhin stark auf Stromimporte angewiesen, da der
Ausbau erneuerbarer Energien und Speichertechnologien langsamer
voranschreitet als nötig. Besonders in windarmen Zeiten steigt die
Abhängigkeit von französischem Atomstrom und skandinavischer
Wasserkraft. Gleichzeitig bleibt Erdgas aufgrund seiner Flexibilität ein
wichtiger Bestandteil des Energiemixes. Die Strompreise könnten volatil
bleiben, insbesondere wenn geopolitische Spannungen oder
Marktschwankungen die Importpreise in die Höhe treiben. Ohne eine klare
Strategie für Speichertechnologien und Netzmodernisierung könnte
Deutschland langfristig zu einem Nettoimporteur von Strom werden.
2. Beschleunigter Ausbau von Speicher- und Wasserstofftechnologien (optimistisches Szenario)
Wenn Deutschland massiv in Energiespeicher wie Batterien und Wasserstoff
investiert, könnte der Ökostromanteil tatsächlich in den Bereich von 80
bis 90 Prozent steigen, ohne dass die Versorgungssicherheit leidet.
Wasserstoff dient als Langzeitspeicher für überschüssigen Wind- und
Solarstrom, der in Flauten wieder ins Netz eingespeist wird.
Technologische Fortschritte und Skaleneffekte senken die Kosten der
Elektrolyse, während der Netzausbau Engpässe reduziert. Dieses Szenario
erfordert allerdings entschiedene politische Maßnahmen, hohe
Investitionen und eine schnelle Umsetzung, die bislang nicht erkennbar
ist.
3. Rückfall auf fossile Energien (Worst-Case-Szenario)
Sollten der Ausbau erneuerbarer Energien und Speicher weiterhin zu
langsam verlaufen, könnte Deutschland gezwungen sein, vermehrt auf
konventionelle Energieträger zurückzugreifen. Besonders in
Krisensituationen könnten Kohlekraftwerke wieder stärker genutzt werden,
um Netzstabilität zu gewährleisten. Zudem könnte eine zunehmende
Importabhängigkeit dazu führen, dass Deutschland höhere Preise für Strom
zahlt oder im schlimmsten Fall mit Engpässen konfrontiert wird.
Politische Instabilitäten und wirtschaftliche Interessen könnten dazu
führen, dass Klimaziele langfristig aufgeweicht werden.
Fazit:
Ohne einen konsequenten Ausbau von Speichertechnologien wird Deutschland
auf absehbare Zeit keine echte Energieunabhängigkeit erreichen. Die
aktuelle Strategie, verstärkt auf Importe zu setzen, birgt erhebliche
Risiken. Die beste Option wäre eine forcierte Investition in
Wasserstoff- und Batteriespeicher, doch bisher fehlt es an politischem
Willen und der notwendigen Infrastruktur.
Deutschland könnte eine vollständige Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und Stromimporten theoretisch bis 2040 erreichen, wenn der Ausbau erneuerbarer Energien, die Entwicklung leistungsfähiger Speichertechnologien und der Netzausbau massiv beschleunigt werden.
OZD-Erklärungen
Was bedeutet ein hoher Ökostromanteil?
Ein steigender Anteil erneuerbarer Energien bedeutet, dass Deutschland weniger auf fossile Brennstoffe angewiesen ist. Allerdings kann die wetterabhängige Erzeugung von Wind- und Solarstrom Schwankungen verursachen, die durch Speicherlösungen oder Importe ausgeglichen werden müssen.
Warum steigt der Erdgasanteil, obwohl erneuerbare Energien zunehmen?
Erdgas dient als flexible Reserveenergie, wenn erneuerbare Energien nicht genug Strom liefern. Zudem sind die Gaspreise nach dem Höchststand 2022 wieder gesunken, was Gaskraftwerke wirtschaftlich attraktiver macht.
Welche Rolle spielt Wasserstoff als Speicherlösung?
Grüner Wasserstoff könnte langfristig als Schlüsseltechnologie dienen, um überschüssigen Wind- und Solarstrom zu speichern und später wieder in das Stromnetz einzuspeisen. Allerdings sind die Produktionskosten hoch, die Energieeffiziens gering und es fehlt an Infrastruktur. Ohne entschiedene Investitionen in Elektrolyseanlagen und Wasserstoffspeicher droht diese vielversprechende Lösung ein ungenutztes Potenzial zu bleiben. Beispiel: Alle Windräder oder andere Anlagen direkt mit einer Elekrtolyse-Anlage ausstatten, den Wasserstoff mit Hilfe von Plug-and-Play-Flaschen abtransportieren, um diesen weiter zu verbrennen. Dies wird wohl die Lösung sein.
Welche Risiken birgt die wachsende Importabhängigkeit?
Deutschland bezieht zunehmend Strom aus Nachbarländern. In Krisenzeiten könnten jedoch Exportländer ihre Kapazitäten reduzieren, was die Energieversorgung unsicher macht. Zudem steigen die Kosten für importierten Strom, was langfristig eine Preissteigerung für Verbraucher bedeuten kann.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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