Russland setzt nach einem Treffen zwischen Kremlchef Wladimir Putin und dem US-Sondergesandten Steve Witkoff auf weitere Gespräche mit Washington zur Ukraine-Waffenruhe. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte am Freitag, dass Putin bereit sei, mit US-Präsident Donald Trump zu sprechen, sobald Witkoff ihm die Ergebnisse der Moskau-Gespräche übermittelt habe. "Es gibt Gründe, vorsichtig optimistisch zu sein", sagte Peskow.
Trump nannte die Signale aus Moskau "sehr vielversprechend" und bestätigte, dass er Putin bald treffen oder mit ihm telefonieren wolle. Bereits im Februar hatte es ein Telefongespräch zwischen den beiden Staatschefs gegeben, in dem sie vereinbarten, die Beziehungen zwischen den USA und Russland neu zu gestalten und eine Lösung für den Ukraine-Krieg zu suchen.
Der von den USA vorgeschlagene und von der Ukraine akzeptierte Waffenstillstand sieht eine 30-tägige Feuerpause vor. Washington hatte im Gegenzug die zuvor gestoppte Militärhilfe für die Ukraine wieder aufgenommen. Nach Verhandlungen zwischen den USA und der Ukraine in Saudi-Arabien reiste Witkoff nach Moskau, um die russische Seite von dem Vorschlag zu überzeugen.
Putin äußerte sich am Donnerstag grundsätzlich positiv zur Waffenruhe, stellte jedoch Bedingungen. "Ernste Fragen zur Umsetzung müssen geklärt werden", erklärte er und betonte, dass eine Waffenruhe nur dann sinnvoll sei, wenn sie "zu einem dauerhaften Frieden führt und die tieferliegenden Ursachen dieses Konflikts angeht".
Die Bundesregierung warf Putin unterdessen eine "Verzögerungstaktik" vor. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts stellte infrage, ob Russland überhaupt an einem ernsthaften Waffenstillstand interessiert sei. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte Putins Zurückhaltung "sehr manipulativ".
Währenddessen gingen die Kämpfe in der Ukraine unvermindert weiter. Russland meldete weitere Gebietsgewinne in der westrussischen Grenzregion Kursk, die im Sommer 2024 zeitweise von der Ukraine besetzt wurde. Die Ukraine setzte Drohnenangriffe auf russische Energieanlagen und militärische Infrastruktur fort, während Russland erneut mit Drohnen- und Raketenangriffen auf ukrainische Städte reagierte.
OZD-Kommentar
Das diplomatische Tauziehen um eine Waffenruhe in der Ukraine geht in die nächste Runde. Dass der Kreml nun Gespräche mit Trump ins Spiel bringt, ist kein Zufall: Putin setzt auf eine geopolitische Neuordnung unter der US-Regierung und versucht, den Westen zu spalten. Trump wiederum sieht in einem diplomatischen Erfolg eine Möglichkeit, seine Außenpolitik als erfolgreicher darzustellen als die seines Vorgängers Joe Biden.
Die wahren Absichten Moskaus bleiben jedoch unklar. Ist Putin tatsächlich an einer Deeskalation interessiert, oder will er nur Zeit gewinnen? Fakt ist: Solange der Krieg weitergeht und Russland militärische Vorteile hat, wird es keine schnellen Friedenslösungen geben. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob es tatsächlich eine Annäherung gibt oder ob es sich nur um ein weiteres taktisches Manöver des Kremls handelt.
OZD-Analyse
Russlands Strategie und Putins Kalkül
Putin signalisiert Dialogbereitschaft, setzt aber auf eigene Bedingungen.
Russland hat in den letzten Wochen militärische Fortschritte gemacht und sieht keinen Druck, schnell einzulenken.
Ein Waffenstillstand würde Moskau helfen, seine Frontlinien zu stabilisieren und sich wirtschaftlich zu erholen.
Die Position der USA und der Ukraine
Trump sieht eine diplomatische Lösung als Erfolg seiner Außenpolitik.
Die USA haben ihre Militärhilfen für die Ukraine wieder aufgenommen.
Die Ukraine ist geschwächt, kämpft mit Materialengpässen und könnte von einer Waffenruhe profitieren.
Wahrscheinliche Zukunftsprognose
a) Kurzfristiger Waffenstillstand (40%)
Beide Seiten einigen sich auf eine 30-tägige Waffenruhe, um Gespräche zu führen.
b) Verzögerungstaktik Russlands (50%)
Moskau zieht die Verhandlungen hinaus, um militärische Vorteile weiter auszubauen.
c) Eskalation statt Entspannung (10%)
Russland nutzt die Gelegenheit für neue Angriffe und lehnt eine Waffenruhe letztlich ab.
OZD-Erklärungen
Was ist der aktuelle Stand des Ukraine-Kriegs? Seit dem Beginn der russischen Invasion 2022 hat sich der Krieg mehrfach gewandelt. Die Ukraine konnte 2023 und 2024 militärische Erfolge erzielen, geriet aber zuletzt durch russische Angriffe wieder unter Druck. Der Krieg ist mittlerweile ein Zermürbungskampf mit hohen Verlusten auf beiden Seiten.
Warum ist eine Waffenruhe so umstritten? Eine Waffenruhe könnte beiden Seiten taktische Vorteile bieten. Russland könnte seine Fronten stabilisieren und sich neu formieren, während die Ukraine dringend benötigte Waffenlieferungen erhalten könnte. Kritiker befürchten, dass Moskau die Feuerpause nur ausnutzen will, um später mit mehr Kraft weiter anzugreifen.
Welche Rolle spielt Trump? Donald Trump hat sich von Beginn an für eine diplomatische Lösung des Ukraine-Kriegs ausgesprochen, allerdings unter Bedingungen, die eine Annäherung an Russland beinhalten. Er will die Rolle der USA in dem Konflikt überdenken und setzt auf Verhandlungen, um eigene politische Erfolge vorweisen zu können.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP