Während Kiew und der Westen den Druck auf Moskau erhöhen, stellt Putin
neue Bedingungen. Die diplomatischen Bemühungen laufen auf Hochtouren.
Der britische Premierminister Keir Starmer hat kurz vor einer Videokonferenz mit den Verbündeten Kiews zu Vorbereitungen für die Überwachung einer möglichen Waffenruhe in der Ukraine aufgerufen. „Sollte sich Russland endlich an den Verhandlungstisch setzen, müssen wir bereit sein, eine Waffenruhe zu überwachen, um sicherzustellen, dass es einen ernsthaften und andauernden Frieden gibt“, erklärte Starmer am Freitag laut Downing Street.
Falls Russland nicht zu ernsthaften Gesprächen bereit sei, müsse der wirtschaftliche Druck weiter steigen, um den Krieg zu beenden, fügte der britische Regierungschef hinzu. Das virtuelle Treffen, zu dem Starmer eingeladen hatte, soll auf der Ukraine-Konferenz Anfang März in London aufbauen. Teilnehmer sind unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz und weitere Staats- und Regierungschefs.
Starmer warf Kreml-Chef Wladimir Putin vor, den Krieg gezielt hinauszuzögern und auf Zeit zu spielen. „Die völlige Missachtung des Waffenruhe-Vorschlags von Präsident Trump durch den Kreml zeigt nur, dass es Putin mit dem Frieden nicht ernst meint“, erklärte er. Auch Deutschland und Frankreich kritisierten Moskaus Haltung zu dem von den USA eingebrachten und von Kiew unterstützten Vorschlag für eine 30-tägige Feuerpause scharf. Außenministerin Annalena Baerbock sagte nach einem G7-Treffen in Kanada: „Statt einem klaren Bekenntnis zu Frieden gibt es weiter Raketen, Bedingungen und Hinhalten.“
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte Russland zur Zustimmung auf. Er habe dazu Gespräche mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Premier Starmer geführt. Selenskyj bezeichnete sein Gespräch mit Macron auf X als „produktiv“ und betonte, dass die Sicherheitsgarantien bald finalisiert seien.
Großbritannien und Frankreich erklärten sich bereit, eine Waffenruhe mit Truppen abzusichern. Rund 20 Länder, darunter Australien und mehrere europäische Staaten, erwägen laut britischer Regierung eine Beteiligung.
Bewegung kam in die Friedensgespräche, nachdem die Ukraine nach Verhandlungen in Saudi-Arabien dem US-Vorschlag einer 30-tägigen Feuerpause zugestimmt hatte. Putin signalisierte grundsätzliches Interesse, stellte jedoch Bedingungen. „Zunächst müssen ernsthafte Fragen zur Umsetzung geklärt werden“, sagte er am Donnerstag.
Der US-Sondergesandte Steve Witkoff stellte den Vorschlag in Moskau vor und sprach mit Putin. Kremlsprecher Dmitri Peskow deutete daraufhin ein mögliches Gespräch zwischen Trump und Putin an. US-Außenminister Marco Rubio äußerte sich „vorsichtig optimistisch“ über die diplomatischen Fortschritte, betonte aber, dass Verhandlungen „Zugeständnisse von beiden Seiten“ erfordern.
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OZD-Kommentar
Putins Verzögerungsspiel – der Westen darf nicht nachgeben
Wladimir Putin nutzt die altbewährte Taktik: Reden, zögern, Bedingungen stellen – aber keine echten Fortschritte zulassen. Während in Washington, London und Paris an Friedensplänen gearbeitet wird, inszeniert sich der Kreml als unbeteiligter Beobachter, der „ernste Fragen“ zur Umsetzung einer Waffenruhe klären will. Dabei ist längst klar: Moskau will Zeit gewinnen.
Doch genau diese Zeit darf ihm der Westen nicht geben. Eine Feuerpause unter russischen Bedingungen würde Kiew schwächen, während Putin seine Truppen neu organisiert. Der Vorschlag aus den USA mag nicht perfekt sein, aber er bringt Bewegung in die festgefahrene Diplomatie. Jetzt ist der Moment, den Druck auf Russland zu maximieren – wirtschaftlich, politisch und militärisch. Denn nur wenn Putin erkennt, dass seine Hinhaltetaktik nicht aufgeht, besteht eine echte Chance auf Frieden.
OZD-Kurzprognose:
Wenn der Westen nicht konsequent bleibt, nutzt Putin die Waffenruhe für seine nächsten Offensiven.
OZD-Analyse
Waffenruhe in der Ukraine – drei zentrale Fragen
Ist eine 30-tägige Feuerpause realistisch?
Die Ukraine hat dem Vorschlag zugestimmt, Russland zögert.Putin knüpft seine Zustimmung an Bedingungen, die Kiew kaum akzeptieren kann.Entscheidend wird sein, ob der Westen mit Druck oder Anreizen Moskau zur Zustimmung bewegt.
Welche Rolle spielt Großbritannien?
Keir Starmer positioniert sich als treibende Kraft für eine Überwachung der Waffenruhe.London und Paris haben sich bereit erklärt, Truppen für eine Friedensmission zu stellen.Eine „Koalition der Willigen“ mit rund 20 Staaten könnte das Vorhaben stützen.
Welche Szenarien sind denkbar?
Best Case: Russland akzeptiert eine Feuerpause, Gespräche beginnen, Friedenslösungen entstehen.Worst Case: Putin nutzt die Waffenruhe für eine Neuaufstellung seiner Armee und eine spätere Offensive.Wahrscheinlichstes Szenario: Ein zäher Verhandlungsprozess, bei dem Putin weiter auf Zeit spielt.
OZD-Kurzprognose:
Ohne massiven Druck wird Moskau weiter taktieren und die Kämpfe hinauszögern.
OZD-Faktensammlung
US-Vorschlag: 30-tägige Waffenruhe
Ukraine: Zustimmung zur Feuerpause
Russland: Zögert, fordert „ernsthafte Fragen“ zur Umsetzung
Frankreich & Großbritannien: Bereit zur Überwachung mit Truppen
G7-Außenminister: Einstimmige Kritik an Russlands Haltung
Beteiligte Länder: 20 Staaten erwägen Teilnahme an Friedenseinsatz
Nächstes diplomatisches Treffen: Unklar, aber Gespräche zwischen Russland und der Ukraine könnten bald folgen
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