Berlin - (ots) - Es ist nicht so, dass in den vergangenen Jahren alles gut war in der
Fleischbranche. Die miesen Arbeitsbedingungen, die schlechte
Unterbringung, die krankmachende Maloche, all das hat sich seit der
letzten Empörungswelle nicht geändert. Die katastrophalen Zustände sind
nur in Vergessenheit geraten.
Die hohe Zahl der Corona-Infizierten in
den Schlachthöfen holt all das wieder an die Oberfläche.
Bis zur vergangenen Woche konnten sich die Fleischkonzerne ausruhen auf
verordneten freiwilligen Maßnahmen. Damit könnte nun Schluss sein.
Doch
das Verhalten der Branche selbst spricht nicht dafür, dass sich etwas
ändern wird. Vorsorglich weist der Branchenverband darauf hin, dass die
steigende Zahl der Infizierten nichts mit den Arbeitsbedingungen zu tun
habe. Und falls doch, die Maßnahmen der Bundesregierung wie etwa
Unterbringung in Einzelzimmern, seien schlicht zu teuer und schadeten
der Wettbewerbsfähigkeit.
Von Reformwillen keine Spur. Dabei ist sowohl die Fleischindustrie wie auch die Landwirtschaft auf migrantische Arbeiter*innen angewiesen. Das gilt in Deutschland wie im Rest von Europa. Denn nur so kann Gemüse und Schnitzel so billig produziert werden, wie der Markt es verlangt. Notweniger Arbeitsschutz, effektive Kontrollen und gute Bezahlung sind Pflicht, um, wie Bundesarbeitsminister Heil betonte, "in der Branche aufzuräumen". Kür wäre, am System der Exportorientierung und am Wachstumswahn zu rütteln.