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Regierungsdespoten: Warum sie gewählt werden und wie man sie entmachten kann (Kommentar)

Ist die Büchse der Pandora einmal geöffnet, kann man sie wieder schließen? Was braucht es dazu?

Die Welt ist voller autoritärer Staatschefs, die demokratische Prinzipien untergraben und sich in ihren Ländern nahezu unangreifbar gemacht haben. Namen wie Wladimir Putin, Recep Tayyip Erdogan, Donald Trump oder Benjamin Netanjahu stehen für eine ähnliche Taktik: Sie bedienen sich demokratischer Prozesse, um an die Macht zu kommen, und nutzen diese dann, um die Demokratie von innen auszuhöhlen. Doch warum wählt eine Gesellschaft solche Führer? Und wie kann man sie entmachten?

Warum wurden sie gewählt?

1. Populismus und nationale Identität

Despotische Führer schaffen es oft, sich als Stimme des "einfachen Volkes" zu inszenieren. Sie nutzen Ängste vor Globalisierung, Migration oder wirtschaftlichem Niedergang, um sich als Retter zu präsentieren. Erdogan versprach den Türken eine Renaissance der osmanischen Stärke, Trump stellte sich als Kämpfer gegen das "Establishment" dar, Putin nutzt den sowjetischen Nostalgie-Kult, um seine Macht zu festigen, und Netanjahu spielt mit Sicherheitsängsten, um seine Wähler zu mobilisieren.

2. Schwache Opposition und Systemversagen

Viele dieser Autokraten profitieren von der Unfähigkeit oder Zerstrittenheit der politischen Opposition. Wo es keine glaubwürdige Alternative gibt, wählt das Volk oft das kleinere Übel oder lässt sich von charismatischen Reden beeinflussen. In Russland ist die Opposition durch gezielte Unterdrückung praktisch nicht existent, in den USA konnte das demokratische Establishment keinen glaubhaften Gegenspieler zu Trump aufbauen, und in Israel nutzt Netanjahu die Fragmentierung der Opposition zu seinem Vorteil.

3. Kontrolle der Medien und Manipulation der Öffentlichkeit

Egal ob über Zensur oder Fake News – autoritäre Politiker verstehen es meisterhaft, die Medienlandschaft zu ihrem Vorteil zu kontrollieren. Putin hat in Russland nahezu alle kritischen Medien ausgeschaltet, Erdogan nutzt Notstandsrechte, um oppositionelle Journalisten einzusperren, Trump befeuert mit gezielter Desinformation seine eigene Gefolgschaft, und Netanjahu greift unabhängige Medien an und bevorzugt regierungsnahe Berichterstattung.

4. Versprechungen wirtschaftlicher Stärke

Viele Menschen tolerieren autoritäre Führer, wenn sie wirtschaftliche Vorteile versprechen oder kurzfristige Erfolge vorweisen. Chinas Xi Jinping hat durch aggressive Wirtschaftspolitik eine starke Mittelschicht geschaffen, Erdogan konnte sich durch ein Jahrzehnt des Wirtschaftswachstums an der Macht halten – bis die Inflation das Land einholte, und Netanjahu wird oft für Israels wirtschaftliche Entwicklung gelobt, während Korruptionsvorwürfe gegen ihn kaum Einfluss auf seine Anhängerschaft haben.


Was macht ihre Macht aus?

1. Politische Repression und Angst

Oppositionelle Stimmen werden in vielen dieser Länder mit harter Hand unterdrückt. Sei es durch Einschüchterung, Verhaftungen oder im schlimmsten Fall durch politische Morde. Wer sich gegen Putin stellt, riskiert sein Leben, in der Türkei landen Andersdenkende im Gefängnis, und selbst in den USA wurde die Justiz unter Trump zur Waffe gegen politische Gegner. In Israel wiederum versucht Netanjahu, die Justiz zu schwächen und Reformen durchzusetzen, die seine Macht absichern.

2. Kontrolle über die Justiz

Ein Schlüsselmoment autoritärer Herrschaft ist die Unterwerfung der Justiz. Erdogan hat das türkische Gerichtswesen gleichgeschaltet, Putin nutzt Gesetze zur Unterdrückung der Opposition, Trump installierte gezielt Richter, die ihm den Rücken stärken sollten, und Netanjahu versucht, das israelische Justizsystem so umzubauen, dass es seiner Regierung weniger Widerstand leisten kann.

3. Nationalistische und religiöse Narrative

Viele dieser Herrscher nutzen Religion und Nationalismus, um ihre Macht zu festigen. Erdogan setzt auf den politischen Islam, Putin auf die russisch-orthodoxe Kirche, Trump schürte mit seiner "America First"-Politik nationalistische Stimmungen, und Netanjahu spielt die Sicherheitskarte aus, indem er sich als einziger Garant für die Sicherheit Israels gegenüber äußeren Feinden inszeniert.


Wie kann man sie loswerden?

1. Starke Opposition aufbauen

Ohne eine funktionierende Opposition bleiben solche Herrscher alternativlos. Demokratische Kräfte müssen sich zusammenschließen, anstatt sich in ideologischen Grabenkämpfen zu verlieren. Ein pragmatisches, charismatisches Gegenangebot ist der Schlüssel.

2. Unabhängige Medien stärken

Eine informierte Gesellschaft ist die beste Waffe gegen Propaganda. Investigativer Journalismus, unabhängige Online-Medien und der Schutz der Pressefreiheit sind essenziell, um Despoten zu entlarven.

3. Internationale Zusammenarbeit

Westliche Demokratien dürfen autoritäre Machthaber nicht stillschweigend dulden. Sanktionen, diplomatische Isolation und gezielte Wirtschaftspolitik können Druck auf Regime ausüben.

4. Demokratische Werte verteidigen

Demokratie stirbt, wenn sie nicht aktiv verteidigt wird. Wahlen müssen geschützt, Fake News bekämpft und bürgerliche Freiheiten verteidigt werden. In den USA wurde Trump nur durch eine hohe Wahlbeteiligung besiegt, in Russland und der Türkei braucht es mehr Mut, um sich gegen die Regime zu erheben, und in Israel sind es die Massenproteste gegen Justizreformen, die zeigen, dass Widerstand möglich ist.


Fazit

Regierungsdespoten sind keine historischen Relikte, sondern eine akute Bedrohung für demokratische Gesellschaften weltweit. Sie nutzen Angst, Populismus und Kontrolle, um ihre Macht zu sichern. Doch ihre Herrschaft ist nicht unerschütterlich: Eine starke Opposition, unabhängige Medien und bürgerliches Engagement sind der einzige Weg, um diese Herrscher wieder loszuwerden. Demokratie ist kein Selbstläufer – sie muss aktiv verteidigt werden!


svb/OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: KI generiert