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Trump hat keine Eier mehr - oder der Eiermangel

Wegen massiver Lieferengpässe infolge der Vogelgrippe bitten US-Botschaften in Polen und Litauen um Eier-Exporte. Doch Europas Märkte sind selbst angespannt – und Osterzeit naht.

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Die USA suchen angesichts einer massiven Eierknappheit infolge der Vogelgrippe dringend nach neuen Lieferquellen – und wenden sich dabei auch an europäische Länder. Wie am Freitag bekannt wurde, hatten die US-Botschaften in Polen und Litauen bereits im Februar entsprechende Anfragen an die nationalen Geflügelverbände gestellt. Ziel: Unterstützung durch Lieferungen von Hühnereiern. Der deutsche Bundesverband Ei hatte bereits zuvor ähnliche Anfragen bestätigt.

Auslöser für die Engpässe in den Vereinigten Staaten ist eine starke Ausbreitung der Vogelgrippe, die nicht nur zu Produktionsausfällen führte, sondern auch einen massiven Preisanstieg bei Eiern verursachte. Der US-Markt, der bislang weitgehend autark war, ist deshalb auf internationale Hilfe angewiesen.

„Bereits im Februar fragte die amerikanische Botschaft in Warschau bei unserer Organisation an, ob Polen am Export von Eiern auf den US-Markt interessiert sei“, bestätigte Katarzyna Gawronska, Direktorin der polnischen Nationalen Kammer der Geflügel- und Futtermittelproduzenten. Eine ähnliche Anfrage bestätigte auch Gytis Kauzonas, Vorsitzender des litauischen Geflügelverbands.

Ob Europa allerdings helfen kann oder will, ist offen. In Polen wie in Litauen sind die Märkte ebenfalls angespannt. „In vielen Ländern gibt es einen Mangel an Eiern“, erklärte Gawronska. Die entscheidende Frage sei letztlich, „welche finanziellen Bedingungen die Amerikaner anbieten“. In Litauen betonte Kauzonas, dass EU-Märkte und baltische Länder für die eigenen Produzenten Vorrang hätten. Viele Betriebe seien zudem an langfristige Verträge gebunden und hätten keine überschüssigen Produktionskapazitäten.

Auch in Deutschland ist die Nachfrage hoch – vor allem mit Blick auf die nahenden Osterfeiertage. Dennoch warnte das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) nicht vor Engpässen. Kurzfristige Leerräume im Regal könnten laut BZL rasch aufgefüllt werden.

OZD / AFP



OZD-Analyse

1. Ursachen für die Eierknappheit in den USA
– Massiver Ausbruch der Vogelgrippe hat in den USA Millionen Legehennenbestände dezimiert
– Folge: drastischer Rückgang der Produktion bei gleichbleibend hoher Nachfrage
– Zusätzlich treiben steigende Futterkosten und gestörte Lieferketten die Preise in die Höhe


2. Internationale Hilfe – aber nicht ohne Hürden
– US-Botschaften wenden sich an europäische Länder mit stabiler Ei-Produktion
– In Polen, Litauen und Deutschland bestehen jedoch selbst Engpässe
– Lieferverträge mit dem europäischen Einzelhandel und Oster-Nachfrage erschweren kurzfristige Umleitungen


3. Wahrscheinliche Entwicklung der Versorgungslage
a) Europäische Länder helfen punktuell (60 %)
– Kleinere Mengen könnten bei entsprechenden Preisen exportiert werden
– Fokus liegt jedoch weiter auf Versorgung des eigenen Markts
– Preissteigerungen auch in Europa möglich


b) USA stabilisieren sich selbst (30 %)
– Neue Zuchtbestände könnten mittelfristig Wirkung zeigen
– US-Regierung könnte Subventionen für inländische Produzenten ausweiten


c) Versorgungsengpässe weiten sich aus (10 %)
– Weitere Ausbrüche der Vogelgrippe in Europa denkbar
– Steigende Nachfrage trifft auf begrenzte Kapazitäten
– Handelskonflikte über Lebensmittelexporte nicht ausgeschlossen



OZD-Erklärungen

Was ist die Vogelgrippe?
Die Vogelgrippe, auch aviäre Influenza genannt, ist eine Virusinfektion, die Geflügelbestände betrifft. Besonders gefährlich ist der Subtyp H5N1, der schnell ganze Zuchtanlagen lahmlegen kann. Um eine Ausbreitung zu verhindern, werden infizierte Tiere meist getötet.

Was ist das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL)?
Das BZL ist eine Einrichtung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es liefert Daten, Analysen und Informationen zur deutschen Agrarwirtschaft, darunter auch zur Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln.

Was ist der Bundesverband Ei?
Der Bundesverband Ei e.V. ist die Interessenvertretung der deutschen Eierwirtschaft. Er bündelt Anliegen von Erzeugern, Packstellen und Händlern und steht im Austausch mit Ministerien und internationalen Organisationen.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.