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Justizkrise in Israel spitzt sich zu

Die israelische Regierung hat ein einstimmiges Misstrauensvotum gegen Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara beschlossen.

Die Entscheidung ist der erste Schritt zu ihrer Absetzung. Justizminister Jariv Levin erklärte, es gebe schwerwiegende Differenzen zwischen Baharav-Miara und der Regierung, die eine effektive Zusammenarbeit unmöglich machten. Die Generalstaatsanwältin wirft der Regierung vor, keine Vertrauensbasis zu schaffen, sondern bedingungslose Loyalität zu verlangen. Einen Rücktritt schloss sie aus.

Die Abstimmung im Kabinett erfolgte kurz nach der umstrittenen Entlassung von Inlandsgeheimdienstchef Ronen Bar, die vom Obersten Gerichtshof vorläufig gestoppt wurde. Die Entscheidung hatte massive Proteste ausgelöst. Der Gerichtshof wird am 8. April über Einsprüche gegen Bars Entlassung beraten. Baharav-Miara hatte die Entscheidung als "beispiellos" kritisiert und sich wiederholt gegen Netanjahus Justizumbau ausgesprochen.

Hunderte Demonstranten versammelten sich vor dem israelischen Parlament und Netanjahus Residenz, um gegen die Maßnahmen der Regierung zu protestieren. Die Generalstaatsanwältin, die als Verteidigerin der Justizunabhängigkeit gilt, bleibt trotz des Drucks standhaft.

OZD / ©AFP.


OZD-Kommentar
Die israelische Regierung treibt die Demontage der unabhängigen Justiz voran und schafft eine bedrohliche Präzedenz. Das Misstrauensvotum gegen Gali Baharav-Miara reiht sich in eine Serie von Maßnahmen ein, die die Macht der Exekutive ausweiten und kritische Institutionen schwächen sollen. Sollte die Generalstaatsanwältin tatsächlich entlassen werden, wäre das ein weiterer Schritt in Richtung einer politischen Kontrolle der Justiz. Proteste dürften sich intensivieren, während der Oberste Gerichtshof zum letzten Verteidiger demokratischer Prinzipien wird.


OZD-Analyse

Die Eskalation des Justizkonflikts

Netanjahus Regierung will unliebsame Kritiker loswerden.

Baharav-Miara verteidigt die Unabhängigkeit der Justiz.

Das Misstrauensvotum ist ein strategischer Angriff auf die Gewaltenteilung.

Politische Konsequenzen

Die Opposition könnte gestärkt werden.

Neue Protestwellen sind wahrscheinlich.

Der Oberste Gerichtshof steht vor einer entscheidenden Weichenstellung.

Internationale Reaktionen

Die EU und die USA könnten sich besorgt äußern.

Israel könnte weiter unter Druck geraten.

Die politische Stabilität ist zunehmend gefährdet.


Zukunftsprognose: Sollte Baharav-Miara entlassen werden, droht eine juristische Krise. Das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Justiz wäre erschüttert, und es könnte zu einer Konfrontation zwischen Regierung und Gerichtshof kommen.


OZD-Kurzprognose: Israels Demokratie steht vor einer Bewährungsprobe.


Faktensammlung:

Gali Baharav-Miara ist seit 2022 Generalstaatsanwältin.

Sie ist die erste Frau in diesem Amt.

Netanjahu steht wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht.

Der Oberste Gerichtshof hat bereits Regierungsentscheidungen blockiert.

Proteste gegen Justizreformen dauern seit Monaten an.


Wer ist Gali Baharav-Miara?

Gali Baharav-Miara ist seit 2022 Generalstaatsanwältin Israels und die erste Frau in diesem Amt. Die erfahrene Juristin war zuvor leitende Rechtsberaterin des Justizministeriums und setzte sich stets für eine unabhängige Justiz ein. Seit ihrer Ernennung geriet sie mehrfach mit der Regierung von Benjamin Netanjahu in Konflikt, insbesondere in Fragen der Justizreform. Sie betrachtet den von Netanjahu angestrebten Umbau des Rechtssystems als verfassungswidrig und warnt vor den Folgen einer Aushöhlung der Gewaltenteilung.

Was ist die israelische Generalstaatsanwaltschaft?

Die israelische Generalstaatsanwaltschaft ist eine zentrale juristische Institution des Landes. Sie vertritt den Staat in rechtlichen Angelegenheiten, ist für Strafverfolgung verantwortlich und berät die Regierung in juristischen Fragen. Die Unabhängigkeit der Behörde ist von entscheidender Bedeutung, da sie auch Ermittlungen gegen amtierende Politiker führen kann. Die aktuelle Regierung versucht, die Kompetenzen der Generalstaatsanwaltschaft einzuschränken und eine politisch gefügigere Justiz zu etablieren.



Alle Angaben ohne Gewähr. 

Bild: AFP