Seit fünf Tagen wüten im Osten Südkoreas verheerende Waldbrände, die bereits mindestens 19 Menschen das Leben gekostet haben. Unter den Opfern befindet sich auch der Pilot eines Löschhubschraubers, der in einem bergigen Gebiet der besonders betroffenen Provinz Uiseong abstürzte. Angesichts der sich rasant ausbreitenden Feuer rief die Regierung am Mittwoch die höchste Krisenalarmstufe aus.
Die Brände entwickelten sich "in einer Weise, die sowohl bestehende Vorhersagemodelle als auch frühere Erwartungen in den Schatten stelle", erklärte Südkoreas amtierender Präsident Han Duck Soo bei einer Krisensitzung. Er sprach von "noch nie dagewesenen Schäden" und kündigte eine umfassende nationale Reaktion an. Nach Angaben des Innenministeriums wurden mindestens 17.000 Hektar Wald zerstört, wovon fast 90 Prozent in Uiseong liegen.
Rund 27.000 Menschen mussten evakuiert werden, viele flohen in Panik. Derzeit sind mehr als 6700 Feuerwehrleute im Einsatz, um die von starkem Wind angefachten Flammen zu bekämpfen. "Trotz der am Dienstag eingeleiteten Evakuierungen konnten Todesopfer leider nicht verhindert werden", so Han. Chaos herrschte die ganze Nacht hindurch, da Strom- und Kommunikationsleitungen unterbrochen waren und zahlreiche Straßen unpassierbar blieben. Mindestens 19 Menschen wurden zudem schwer verletzt.
Ein Jahrhunderte alter buddhistischer Tempel in Uiseong wurde am Dienstag komplett zerstört. Helfer hatten noch versucht, bewegliche Kunstschätze zu retten, doch Stunden später war klar: Die Tempelanlage von Gounsa existiert nicht mehr. Auch das zum UNESCO-Welterbe zählende Dorf Hahoe war akut bedroht, weshalb die Behörden Katastrophenalarm ausriefen.
Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 25 Metern pro Sekunde breiten sich die Brände rasant aus. "Die Luft ist extrem trocken und es weht starker Wind", erklärte ein Wetterexperte. Ein einzelner Funke reiche aus, um "schnell einen großen Waldbrand auszulösen". Einer der Brände in Uiseong wurde offenbar versehentlich durch ein Familienmitglied ausgelöst, das ein Grab pflegte.
Präsident Han räumte ein, dass die unberechenbaren Windrichtungen und die anhaltende Trockenheit die Grenzen herkömmlicher Brandbekämpfungsmethoden aufzeigten. Immer mehr Menschen werden in Notunterkünfte gebracht, während die Regierung Soforthilfen und finanzielle Unterstützung bereitstellt. Die aktuellen Brände sind die drittgrößten in der Geschichte Südkoreas. Hoffnung ruht auf dem vorhergesagten Regen, der die Löscharbeiten erleichtern könnte.
Waldbrände können durch steigende Temperaturen, Hitzewellen und Dürre begünstigt werden. Experten sehen im Klimawandel eine verstärkende Ursache dieser Ereignisse.
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