Washington – Nach einer sicherheitstechnischen Panne, bei der US-Militärspezifikationen versehentlich in einer Gruppenchat durch ranghohe Regierungsvertreter geteilt wurden, hat US-Präsident Donald Trump die Europäer als „Schmarotzer“ bezeichnet. In einer Pressekonferenz am Dienstag verteidigte Trump die Äußerungen seines Verteidigungsministers Pete Hegseth, der ebenfalls die Europäer als „schmarotzend“ bezeichnet hatte. Trump stimmte Hegseth zu und sagte: „Ja, ich denke, sie haben schmarotzt“, und kritisierte die Europäische Union in Handelsfragen als „absolut schrecklich“ gegenüber den USA.
Der Vorfall, der die US-Politik erschütterte, begann mit einer Panne, als der Chefredakteur des Magazins The Atlantic, Jeffrey Goldberg, versehentlich in einen verschlossenen Chat eingeladen wurde, in dem sich US-Außenminister Marco Rubio, Vizepräsident JD Vance und andere Regierungsvertreter über Angriffspläne gegen die jemenitische Huthi-Miliz austauschten. Der Journalistenauftritt führte zu einer öffentlichen Verurteilung von Trump, der Goldberg als „Widerling“ bezeichnete. Trump bestand darauf, dass keine vertraulichen Informationen im Chat geteilt worden seien und bezeichnete den Vorfall als „Ausrutscher“.
Trumps Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz übernahm die Verantwortung für die Panne und erklärte, er habe die Gruppe gegründet. In einer ersten Reaktion erklärte Waltz, dass die Nummer von Goldberg möglicherweise durch einen Fehler in seinem Telefon gespeichert worden sei. Trump deutete jedoch an, dass es auch ein Fehler eines seiner Mitarbeiter gewesen sein könnte.
In dem Chat äußerten die US-Regierungsvertreter abfällige Bemerkungen über europäische Verbündete. Ein Nutzer, der sich als Vance identifizierte, äußerte seine Abneigung, gegen die Huthis vorzugehen, da dies vor allem „den Europäern“ nützen würde. Hegseth bezeichnete die Europäer als „erbärmlich“ und schimpfte sie als „Schmarotzer“.
Die oppositionellen Demokraten reagierten mit einem Aufruf zum Rücktritt von Waltz und Hegseth. Der demokratische Senator Mark Warner nannte das Verhalten der Regierungsvertreter „schlampig, nachlässig und inkompetent“ und äußerte Sorge über das Vertrauen der USA zu ihren Verbündeten. Warner warnte, dass durch die Leichtfertigkeit der US-Regierungsmitglieder das Vertrauen der europäischen Partner „über Nacht verloren“ gehen könnte und dass die USA auf ihre Geheimdienstallianzen, wie „Five Eyes“, angewiesen sind, die nicht garantiert sind.
OZD / AFP
OZD-Kommentar:
Die scharfe Kritik von Präsident Trump an den europäischen Verbündeten
und die Entgleisungen von hochrangigen US-Regierungsvertretern werfen
Fragen zur langfristigen Stabilität der transatlantischen Beziehungen
auf.
Der Vorfall verdeutlicht, wie fragil das Vertrauen zwischen den USA und ihren europäischen Partnern geworden ist. Die Diskussion um den Rücktritt von Verantwortlichen wie Waltz und Hegseth könnte zudem die politische Agenda in den USA und das Vertrauen in ihre militärischen Geheimdienststrukturen weiter belasten. Die Situation könnte langfristige Auswirkungen auf die internationale Zusammenarbeit haben.
OZD-Analyse:
1. Die Sicherheitspanne und die Reaktionen der US-Regierungsvertreter
Der Vorfall, bei dem sensible Informationen versehentlich mit einem Journalisten geteilt wurden, führt zu einem öffentlichen Skandal. Trumps Kommentare und die Entgleisungen von Hegseth und Vance werfen ein schlechtes Licht auf die Professionalität der US-Regierung.
Es bleibt fraglich, wie der Fehler und die nachfolgende öffentliche Kritik das Vertrauen in die Sicherheit von Regierungsoperationen beeinträchtigen werden.
2. Trumps Haltung gegenüber den Europäern und den internationalen Beziehungen
Trumps wiederholte Angriffe auf europäische Verbündete und seine Bezeichnung der EU als „schmarotzend“ verstärken das Bild einer zunehmend zerrütteten Beziehung zwischen den USA und Europa.
Dies könnte langfristig die Stabilität von NATO und anderen transatlantischen Institutionen gefährden und die geopolitische Dynamik beeinflussen.
3. Die Reaktionen der Demokraten und die Bedrohung des Vertrauens in Geheimdienstallianzen
Der demokratische Senator Mark Warner kritisierte das Verhalten der US-Regierungsvertreter und wies auf die Gefährdung des Vertrauens in die Geheimdienstallianzen hin.
Die USA könnten ihre internationalen Beziehungen und die Zusammenarbeit mit anderen Geheimdiensten gefährden, wenn solche Pannen und Aussagen weiterhin auftreten.
Was ist „Five Eyes“?
„Five Eyes“ ist eine internationale Geheimdienstallianz, die aus fünf
englischsprachigen Ländern besteht: den USA, Großbritannien, Kanada,
Australien und Neuseeland. Diese Länder teilen ihre
Geheimdienstinformationen und arbeiten eng zusammen, um Bedrohungen zu
erkennen und zu bekämpfen. Die Allianz ist seit dem Zweiten Weltkrieg
aktiv und spielt eine zentrale Rolle in der globalen
Sicherheitsarchitektur.
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