Washington und Caracas stehen erneut im Zentrum eines geopolitischen Konflikts. US-Außenminister Marco Rubio hat Venezuela vor schwerwiegenden Konsequenzen gewarnt, sollte das Land militärische Aggressionen gegen Guyana unternehmen. Während eines Besuchs in Georgetown versicherte Rubio dem ölreichen Nachbarstaat Guyanas Unterstützung durch die USA. "Als Außenminister traue ich mich zu sagen, dass es Konsequenzen für Abenteurertum geben wird. Aggressives Handeln wird Konsequenzen haben", betonte Rubio. Die USA verfügten über eine "große Marine, die fast überall hinkommt", stellte er klar.
Seine Worte fallen in eine Zeit wachsender Spannungen zwischen Guyana und Venezuela. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro reagierte empört und bezeichnete Rubio als "Schwachkopf". "Niemand bedroht Venezuela", stellte Maduro klar. Die Streitfrage dreht sich um die Region Essequibo, ein ölreiches Gebiet, das Venezuela für sich beansprucht, während Guyana auf seine völkerrechtlich anerkannte Souveränität pocht. Guyanas Präsident Irfaan Ali begrüßte Rubios Haltung und zeigte sich "sehr erfreut über die Zusicherung der USA, die den Schutz unserer territorialen Integrität und Souveränität gewährleisten".
Der Konflikt hat eine lange Geschichte, doch mit der Entdeckung erheblicher Ölvorkommen durch ExxonMobil im Jahr 2015 wuchs Venezuelas Interesse an Essequibo. Maduro hatte im April 2024 ein Gesetz verabschiedet, das Essequibo offiziell als venezolanisches Territorium deklariert. Georgetown bezeichnete diesen Schritt als "eklatanten Verstoß" gegen das Völkerrecht. Bereits zuvor hatten die USA und Guyana militärische Kooperationsabkommen geschlossen, darunter gemeinsame Seepatrouillen. Während Washington klar auf der Seite Guyanas steht, bleibt ungewiss, wie weit die Spannungen eskalieren könnten.
OZD-Kommentar
Die Worte von US-Außenminister Marco Rubio lassen keinen Zweifel daran, dass Washington entschlossen ist, seine geopolitischen Interessen in Südamerika zu verteidigen. Doch was bedeutet das in der Praxis? Wird es tatsächlich zu einem militärischen Konflikt kommen, sollte Venezuela seine Drohungen wahr machen? Die USA haben in der Vergangenheit oft mit starker Rhetorik reagiert, doch eine direkte militärische Konfrontation mit Venezuela würde eine Eskalation ungeahnten Ausmaßes bedeuten. Maduro hingegen versucht, sein Land als souveräne Macht zu inszenieren, die sich nicht von Washington einschüchtern lässt. Ein diplomatischer Ausweg ist unwahrscheinlich, solange beide Seiten auf Eskalation setzen.
OZD-Analyse
Geopolitische Interessen der USA
Die USA sehen in Guyana einen strategischen Partner in Südamerika.
ExxonMobil ist ein Schlüsselakteur in der Region, dessen Interessen Washington mit aller Macht schützen wird.
Venezuelas Anspruch auf Essequibo
Venezuela beansprucht die Region seit über einem Jahrhundert.
Die Entdeckung von Öl hat den Konflikt verschärft.
Mögliche Eskalationsszenarien
Wirtschaftssanktionen der USA gegen Venezuela.
Verstärkte Militärpräsenz in der Region.
Diplomatische Vermittlung durch Dritte bleibt fraglich.
OZD-Kurzprognose
Die Situation bleibt angespannt. Während die USA klare Kante zeigen, setzt Venezuela auf nationale Souveränität. Ein direkter Konflikt ist nicht ausgeschlossen, doch wirtschaftliche und diplomatische Druckmittel könnten die Eskalation vorerst eindämmen.
OZD-Fakten
Essequibo umfasst rund 160.000 km².
Guyana hat ca. 800.000 Einwohner, 125.000 davon in Essequibo.
ExxonMobil entdeckte 2015 dort Ölvorkommen.
Venezuela verabschiedete 2024 ein Gesetz zur Eingliederung Essequibos.
Die USA und Guyana verstärkten ihre Sicherheitskooperation.
OZD / ©AFP
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Titelbild: AFP