Istanbul – Zehn Tage nach der Festnahme des abgesetzten Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu sind erneut zahlreiche Menschen in Istanbul auf die Straße gegangen, um gegen die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan zu protestieren. Die Anhänger der Opposition versammelten sich in den frühen Stunden des Samstagvormittags im Stadtteil Maltepe auf der asiatischen Seite der Bosporus-Metropole, um gegen die Politik der AKP-Regierung zu demonstrieren.
Erstmals seit Dienstag hatte Imamoglus Partei, die republikanisch-chp (CHP), zu dieser Demonstration aufgerufen. CHP-Vorsitzender Özgür Özel ermutigte die Teilnehmer dazu, den "Marsch zur Macht" fortzusetzen. "Unsere Bewegung ist nicht vorbei", sagte er der französischen Zeitung „Le Monde“. "Jeden Samstag in einer anderen türkischen Stadt und jeden Mittwoch in Istanbul wird es weitergehen."
Am Morgen reisten die Demonstranten mit Fähren, die von der CHP organisiert wurden, über den Bosporus zum Versammlungsort. Viele der Protestierenden trugen türkische Flaggen und Porträts von Mustafa Kemal Atatürk, dem Gründer der Türkischen Republik und Symbol der CHP.
Die Proteste hatten ihren Ursprung in der Festnahme Imamoglus am 19. März. Nach Korruptionsvorwürfen wurde der populäre Bürgermeister von Istanbul am Sonntag in Untersuchungshaft genommen, bevor er später aus dem Amt des Bürgermeisters entlassen wurde. Imamoglu gilt als ein entscheidender Rivale von Erdogan und als möglicher Präsidentschaftskandidat der Opposition für 2028.
„Wir werden uns nicht einschüchtern lassen“, sagte Özel weiter. „Es ist wichtig, dass wir unsere Stimme erheben. Wenn es sein muss, werde ich in den nächsten Jahren auch für die Demokratie im Gefängnis sein. Sonst wird es irgendwann keine Wahlen mehr in der Türkei geben.“
Bereits in der Vergangenheit hatte Imamoglus Inhaftierung zu den größten Protesten im Land seit den Gezi-Protesten von 2013 geführt. Trotz Versammlungsverboten und wachsender Repression seitens der Regierung, bei denen bisher fast 2000 Menschen festgenommen wurden, setzt die Opposition ihre Proteste fort und fordert eine Veränderung in der türkischen Politik.
OZD / AFP
OZD-Kommentar:
Die fortgesetzten Proteste gegen die türkische Regierung nach der
Festnahme von Ekrem Imamoglu zeigen den anhaltenden Widerstand der
Opposition. Während die Regierung mit aller Härte gegen die
Protestierenden vorgeht, scheint der Wille der Opposition, das
politische System zu verändern, ungebrochen. Die Frage bleibt, wie die
internationale Gemeinschaft und die türkische Bevölkerung auf diese
Entwicklung reagieren werden.
OZD-Analyse:
1. Die Protestwelle nach Imamoglus Festnahme
Imamoglu, der als einer der wichtigsten Gegner Erdogans gilt, könnte durch diese Ereignisse in der Opposition noch mehr Unterstützung gewinnen, was zu einer langfristigen politischen Bedrohung für Erdogan führen könnte.
2. Die zunehmende Härte gegen die Proteste
Die türkische Regierung hat wiederholt Versammlungsverbote erlassen und geht zunehmend mit Gewalt gegen Demonstranten und die Medien vor. Die Festnahme von fast 2000 Personen zeigt, wie ernst es die Regierung mit der Bekämpfung des Widerstands nimmt.Die Internationale Gemeinschaft steht nun vor der Frage, wie sie auf diese zunehmende Repression reagieren soll und ob diplomatischer Druck ausgeübt wird, um die Menschenrechte zu wahren.
3. Perspektiven für die türkische Opposition
Die regelmäßigen Proteste und die Bereitschaft der Opposition, weiter für politische Reformen zu kämpfen, könnten die politische Landschaft in der Türkei in den kommenden Jahren verändern. Der „Marsch zur Macht“ der CHP zeigt, dass die Opposition nicht bereit ist, die politischen Herausforderungen aufzugeben, und stattdessen plant, regelmäßig Druck auszuüben.Warum ist die türkische Opposition wichtig?
Die Opposition in der Türkei ist entscheidend für die politische Zukunft
des Landes, da sie eine Alternative zur derzeitigen autoritären
Regierungsführung bietet. Wenn die Opposition in der Lage ist, große
Teile der Bevölkerung zu mobilisieren, könnte dies den Druck auf die
Regierung erhöhen und zu einer Veränderung der politischen Struktur
führen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.