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Wenn Zölle zu Fesseln werden

Der globale Börsenschock als Folge einer Eskalationsspirale

Die Kapitalmärkte beginnen die neue Woche mit einem tiefen Knick – vor allem in Asien. Die massiven Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump und die ebenso scharfe Reaktion der Volksrepublik China haben die ohnehin fragile Weltwirtschaft in einen Zustand akuter Nervosität versetzt. Die asiatischen Börsen sind am Montag mit einem deutlichen Minus gestartet – ein sichtbares Fieberzeichen eines Systems, das auf Offenheit und Verlässlichkeit angewiesen ist.

Trump riskiert die globale Handelsordnung

Die von Trump am Mittwoch verhängten Zölle stellen eine neue Eskalationsstufe im internationalen Handelskonflikt dar. In beispielloser Breite zielen sie nicht mehr nur auf einzelne Staaten oder Branchen, sondern treffen faktisch den gesamten Welthandel. Besonders hart betroffen sind Länder mit hohem Exportüberschuss gegenüber den USA – allen voran China, aber auch viele Entwicklungsländer in Südostasien und Afrika. Es ist ein Frontalangriff auf die Grundprinzipien der globalen Wirtschaftsverflechtung.

Trumps Strategie ist klar: Er will das amerikanische Handelsdefizit reduzieren, mit aller Macht. Doch was als „America First“ verkauft wird, entwickelt sich immer mehr zu einem „World Last“. Die Märkte reagieren entsprechend: nervös, panisch, verunsichert.

Chinas Reaktion: Spiegelbildlich und gezielt

Peking reagierte prompt und spiegelbildlich: Zölle in gleichem Ausmaß auf US-Produkte sowie Exportbeschränkungen für Seltene Erden, die für die Hightech-Industrie unverzichtbar sind. China nutzt damit seine strategischen Ressourcen als Druckmittel. Zwar kam die Reaktion erst am Freitag – als die asiatischen Börsen bereits geschlossen hatten – doch der Dämpfer folgte zum Wochenstart mit voller Wucht.

Börsen im freien Fall: Asien trägt die erste Last

In Hongkong brach der Markt um über zehn Prozent ein. Auch Tokio, Taipeh, Seoul und Sydney verzeichneten massive Verluste. Diese Entwicklung ist nicht nur ein regionales Problem: Die asiatischen Märkte gelten als Seismografen der globalen Konjunkturerwartung. Wenn sie wanken, ist das ein deutliches Warnsignal.

Die Terminkontrakte in den USA deuten auf eine Fortsetzung dieses Trends hin. Sollte auch die Wall Street im Verlauf des Tages ins Minus drehen, ist mit einer weiteren Kettenreaktion in Europa und darüber hinaus zu rechnen.

Mehr als ein Handelskonflikt

Was derzeit geschieht, ist mehr als ein Handelskonflikt – es ist eine systemische Erschütterung. Die Zölle fungieren längst nicht mehr als politisches Druckmittel, sondern als wirtschaftliche Fesseln. Die Unsicherheit ist zurück auf den Märkten, Investitionsentscheidungen werden aufgeschoben, globale Lieferketten geraten ins Stocken.

Trump setzt auf kurzfristige nationale Vorteile – doch der Preis ist hoch: Vertrauen geht verloren, Märkte destabilisieren sich, und selbst amerikanische Unternehmen sehen sich in internationalen Wertschöpfungsketten massiv beeinträchtigt.

Fazit: Eskalation ohne Exit-Strategie

Es fehlt an Auswegen, an Diplomatie, an langfristigem Denken. Die aktuelle Eskalation zeigt, wie anfällig das globale Wirtschaftssystem für politische Alleingänge ist. Sollte keine baldige Deeskalation erfolgen, droht aus der konjunkturellen Delle ein struktureller Einbruch zu werden. Ein Börsencrash ist kein Selbstzweck – er ist das Echo eines Systems, das aus dem Gleichgewicht geraten ist.

OZD



Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP